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Neuer Eberhofer-Krimi "Guglhupfgeschwader" kommt zu den Filmnächten

Saustall im Kugelhagel: Auch die achte Verfilmung eines Eberhofer-Krimis von Rita Falk kann sich im Kino sehen lassen - und am Mittwoch auch bei den Filmnächten am Elbufer in Dresden.

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Mit dem Heldentrio aus Niederkaltenkirchen legt man sich besser nicht an: Leopold (Gerhard Wittmann), Franz (Sebastian Bezzel) und Susi (Lisa Maria Potthoff, v. l.) sind zu fast allem entschlossen.
Mit dem Heldentrio aus Niederkaltenkirchen legt man sich besser nicht an: Leopold (Gerhard Wittmann), Franz (Sebastian Bezzel) und Susi (Lisa Maria Potthoff, v. l.) sind zu fast allem entschlossen. © Constantin Film Verleih

Von Andreas Körner

Allein die Namen, acht an der Zahl, sind ein Hohelied der Titelkunst, sieht man sie auf einen Blick und liest sie laut vor: „Dampfnudelblues“, „Winterkartoffelknödel“, „Schweinskopf al dente“, „Grießnockerlaffäre“, „Sauerkrautkoma“ und „Leberkäsjunkie“, natürlich „Kaiserschmarrndrama“ sowie „Guglhupfgeschwader“. Die Zunge mag brechen, das Herz ist völlig intakt. Seit 2013 geht das so. Ein Jahr ohne eine Rita-Falk-Verfilmung aus dem bayerischen Hinterland – immerhin zweimal kam es vor – haut der Fangemeinde eine herbe Kerbe in die Lebenszeit.

Wo, bitte, mag es enden? Muss es überhaupt enden? Regisseur Ed Herzog hat sich mit den liebenswerten Typen hinterm Kreisverkehr von Niederkaltenkirchen bestens eingerichtet. Er surft auf der Welle und hält Spannung, Lust und Laune im Team angemessen hoch, auf dass sich Abnutzungserscheinungen, Dellen im Blech und verfrühte Absagen vermeiden lassen. Und wenn ein Hund stirbt, schweigen die Tiere.

Großmutter kocht nicht mehr für Menschen

Ludwig ist tot. Im „Kaiserschmarrndrama“ war die treue Seele vom Eberhoferhof in den Hundehimmel gekommen und für unersetzlich befunden worden. Kein Wunder also, dass sich besonders Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) mit dorfpolizeilicher Vehemenz dagegen sträubt, einen diesmal weiblichen Nachfolger in die gute Stube zu lassen. Ex-Kollege Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) wollte mit der dreibeinigen Hinkelotta aus dem Tierheim, auch sie war letztens schon mal kurz zu sehen, nur Gutes tun.

Großmutter Eberhofer (Enzi Fuchs) fängt sofort Feuer und vernachlässigt es fortan, „für Menschen zu kochen“, wie ihr Enkel süffisant bemerkt. Um den Hof steht es schlecht. Franzens Bruder Leopold (Gerhard Wittmann) droht der Einsamkeit nun vollends zu erliegen, auch die Finanzen kommen weitgehend zur Ruhe. So werden die vorletzten 500 Euro der Oma investiert, um den Lotto-Jackpot zu knacken, der so viele Millionen im Köcher weiß, wie die DDR Einwohner hatte.

Meine Wanne ist voll Money, Honey

Die Eberhofers wollen gerade bei Lotto-Otto (Johannes Berzl) ihre ohne Gewähr ausgefüllten Scheine ins System einspeisen lassen, als ein Schuss die Ladentheke knapp verfehlt. Ein Feuer in der kommenden Nacht macht dort dann den neunfingerigen Lotto-Otto zum Vollwaisen, wobei das mit dem „voll“ noch nicht schlussendlich geklärt ist. Und der aktuelle Fall zieht fortan Kreise bis nach Tschechien.

In beide Angelegenheiten ist Franz schwer involviert, ohne sich von Susis (Lisa Maria Potthoff) befohlener Paartherapie und Rudis Weigerung, die alte Freundschaft neu anzufachen, stören zu lassen. Als die Gewinnzahlen verkündet werden, verliert Niederkaltenkirchen vollends seine Beschaulichkeit. Denn wenn sogar Gas-Wasser-Sch...-Flötzinger (Daniel Christensen) im Siebenten Himmel eines potenziellen Hauptgewinns zu rappen beginnt („Meine Wanne ist voll money, honey!“), bleibt kein Schnapsglas trocken.

Die leckeren Kuchen von Oma werden zur Opfergabe

Souverän zieht „Guglhupfgeschwader“ seine krimikomödiantischen Kreise, bis ein niederbayerisches Dorf in den Wilden Westen transformiert wird, die Wände des Saustalls vom Kugelhagel pfiffig durchsiebt und die leckeren Kuchen von Oma zur Opfergabe werden. Nur der Spaß, der bekommt „koan Loch“, um einen Filmspruch leicht zu adaptieren. Gewisse Ähnlichkeiten zu lebenden Personen sind beabsichtigt. Und solche zu benachbarten Geschichten dieser Art.

Was in Österreich von Schriftsteller Wolf Haas über die Figur des Ex-Kommissars Brenner bestens bedient wird und durch Regisseur Wolfgang Murnberger viermal den Weg auf die Leinwand finden durfte, hat in Bayern mit Rita Falk und Ed Herzog ein würdiges Pendant gefunden. Nicht ganz so tiefschwarz im Humor, aber gleichsam zärtlich im Blick auf echte Charaktere, so wortkarg sie sich auch geben mögen.

Bayern ist auch als Filmregion sehr selbstbewusst

Ein interessanter Nebeneffekt hat sich übrigens im Laufe der Jahre aufgetan: Anfangs wurden die Eberhoferfilme als Volksgut ausschließlich in Bayern verhandelt, ursprünglich defensiv konzipiert nur fürs Fernsehen, schnell aber vieltausendfach gesehen. Das wiederum verschob die Bundesländergrenzen der Wahrnehmung mehr und mehr nach oben.

Trauten sich zunächst dort nur die Multiplexe, einen ihrer kleineren Säle für Niederkaltenkirchen zu öffnen, zogen bald auch die Programmkinos nach. Dort erinnerte man sich noch an den Erfolg der ebenfalls am Beginn strikt urbayerischen Streifen von Marcus H. Rosenmüller, die dann landauf, landab verstanden und belacht wurden, Filme wie „Wer früher stirbt ist länger tot“, „Schwere Jungs“, „Beste Zeit“, „Sommer in Orange“. An filmischem Selbstbewusstsein, gern auch im übersteigerten Aggregatzustand, hat es in Bayern noch nie gemangelt. Das Kino folgt hier also unauffällig der Politik.

„Guglhupfgeschwader“ läuft am Mittwoch als Preview bei den Filmnächten am Dresdner Elbufer. Offiziell startet er am Donnerstag in Dresden (UCI, Ufa, Cinemaxx, Rundkino, Programmkino Ost, Zentralkino, Schauburg) sowie in Bautzen und Görlitz.