Die Pirnaer Hofnacht war ihr Einstand in Pirna. Katrin Meingast öffnete die Tür zu ihrem kleinen Musikzimmer auf der Langen Straße und hereinkamen - auch etliche junge Leute. Die setzten sich und sagten Sätze wie: "Hier finden wir unsere Mitte." Coole Typen, dachte sich Katrin Meingast und fühlte, sie ist angekommen in Pirna.
Von Dresden nach Pirna ist keine Weltreise. Katar, wo sie sechs Jahre lang lebte und arbeitete, war weiter weg. In dem arabischen Land organisierte sie jeden Monat eine Kulturveranstaltung für die "kulturhungrigen Europäer", wie sie sagt. Als sie zurück nach Dresden kam, führte sie diese Tradition fort. Zuerst im Wohnzimmer, als dieses zu klein wurde, in einem Anbau.
Aufforderung zum Hereinkommen
Nun ist sie nach Pirna gezogen, vermisst etwa ihre eigene Spielstätte, aber nicht, um daran zu verzweifeln, sondern um neue Formen für das Stillen des Kulturhungers zu finden - ihres eigenen und den anderer. Die Verbindungen zwischen den Orten und Möglichkeiten ist die Fahne mit der "123". Das war in Dresden ihre Hausnummer, ist eine zum Philosophieren animierende Ziffernfolge und klingt wie eine Aufzählung und Aufforderung - zum Hereinkommen.
Karin Meingast spielt Cello, inszeniert Miniatur-Opern und führt sie mit anderen im Theaterwagen auf, schreibt gerade ihre Masterarbeit in Kulturmanagement und will für Pirna einen kulturvollen Adventskalender organisieren. Sie ist Künstlerin und Organisatorin, Visionärin und Realistin, sie mag die Freiheit der Freiberuflichkeit und freut sich über ein Stipendium und ein vier Wochen-Engagement, so wie im April mit den Dresdner Sinfonikern in Saudi-Arabien. "Das war ein Fest."
800 Adressen, 130 Veranstaltungen im Jahr
Nun möchte sie öfter auch in Pirna spielen, eine Vesper in der Marienkirche, ein Konzert in einer Schule, ein Zusammenspiel mit anderen. "Es interessiert mich, hier zu netzwerken", sagt Katrin Meingast. In ihrem Verteiler hat sie rund 800 Adressen, in Dresden im Jahr 130 Veranstaltungen organisiert. Dazu gehören dann auch Anträge für Fördermittel und deren Abrechnung. Ihr Eigenanteil ist ihre Zeit, die sie dafür verwendet. Manchmal ist sie mehr Organisatorin als Cellistin. Doch sie sorgt dafür, dass es sich für sie nach Balance anfühlt. Damit es das ist, gehört immer eine Brise Neues dazu.
Sie hat als kleines Mädchen mit dem Geigenspiel begonnen, das Cello entdeckte sie als Achtjährige. Schnell war klar, das will sie auch beruflich machen. In und um das Ulmer Münster groß geworden, mag sie vor allem Kirchen- und Kammermusik - selbst spielen und anderen nahebringen. "Ich arbeite wahnsinnig gern mit Kindern und Jugendlichen." Das hatten wahrscheinlich die jungen Leute zur Pirnaer Hofnacht gespürt.
Wie die Gaukler mit dem Theaterwagen unterwegs
Katrin Meingast war und ist in Dresden bekannt und erobert sich nun Pirna, die Sächsische Schweiz und das Osterzgebirge. Mit dem Theaterwagen wie die Gaukler unterwegs sein, stillt ihr Bedürfnis nach überall zu Hause und gleichzeitig unterwegs sein. "Rübenzahl oder Die wahre Liebe" ist das sechste Stück von "Opéra en miniature" und am Sonntag, dem 8. September, auf Schloss Lauenstein zu sehen und zu hören. "Es ist total schöne Musik und eine Stunde Musik und Puppenspiel", sagt sie.
Ihren Raum auf der Langen Straße in Pirna teilt sich Katrin Meingast mit einer Geigenlehrerin, öffnet ihn jeden letzten Donnerstag im Monat ab 17 Uhr zum Reinschnuppern und möchte einen Nebenraum für verschiedene Aktionen anbieten - von Frühstück über Yoga bis zu kleinen Ausstellungen. Raum bieten im doppelten Sinne, ist ihre Motivation. Und das mit dem Adventskalender, das nimmt sie jetzt gleich in die Hand. "Wenn ich mir was vornehme wird das auch", sagt sie.
Rübenzahl oder Die wahre Liebe: Ein musikalisches Lustspiel von Joseph Schuster, Opéra en miniature - in einer Fassung für Barockensemble, Figurentheater, Sänger und Chor - Donnerstag, 5. September, 19 Uhr, Gare de la Lune, Pillnitzer Landstraße 148, 01326 Dresden; Sonntag, 8. September, 16 Uhr, Schloss Lauenstein