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Neue „Besen“ für die Leitung der Landesbühnen Sachsen

Die Spielzeit 2022/23 bringt neues künstlerisches Personal und bietet Nachtgewächse, Ziegenkrimi und auch Testosteron-Helden.

Von Bernd Klempnow
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Mit „legt alles besser Wissen ab und kommt herein, die Neugier soll die Königin des Abends sein!“, lädt Landesbühnen-Chef Manuel Schöbel sein Stamm- und neues Publikum ein.
Mit „legt alles besser Wissen ab und kommt herein, die Neugier soll die Königin des Abends sein!“, lädt Landesbühnen-Chef Manuel Schöbel sein Stamm- und neues Publikum ein. © René Jungnickel

Der Mann hat gut lachen. Denn Manuel Schöbel geht in seine zwölfte Saison als Intendant der Landesbühnen Sachsen in Radebeul. Und die Zwölf ist bekanntlich eine magische Zahl: Deshalb sind Tierkreiszeichen zwölf, ebenso die Apostel. Es gibt die vollkommene Zwölftonmusik von Bach und die verschreckende Zwölfton-Reihe von Schönberg. Auch gilt die Zwölf als Fundament der Maßsysteme. Insofern kann die neue Saison 2022/23 für die von Schöbel seit ihrer Privatisierung geprägten Landesbühnen nur eine gute werden.

Die neuen: Ballettdirektorin Natalie Wagner, Chefdramaturgin Ruth Heynen und Operndirektorin Kai Anne Schuhmacher (v.l.n.r.).
Die neuen: Ballettdirektorin Natalie Wagner, Chefdramaturgin Ruth Heynen und Operndirektorin Kai Anne Schuhmacher (v.l.n.r.). © René Jungnickel

Arbeitsreich wird sie mit 22 Premieren, darunter drei Uraufführungen und eine deutschsprachige Erstaufführung. Ob das Publikum kommt oder sich wie derzeit überall zurückhält, wird man sehen. Schöbel ist grundsätzlich zuversichtlich: „Wir haben weiterhin innovative Formate anzukündigen, wie wir sie zuletzt mit den beiden von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Projekten ,Difference´ in Kooperation mit dem Festspielhaus Hellerau und ,sax@play´, einem interaktiven Theatergame, erfolgreich präsentieren konnten.“

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Man sei mit einigen Projekten weiterhin mit der internationalen Theaterszene vernetzt, so der 62-jährige Chef. Gelungen sei es, die Beziehung als Deutschlands zweitgrößtes Reisetheater zu den Gastspielorten trotz schwieriger Umstände stabil zu halten. „Insofern führen wir unser Theater gut in die Zukunft, während wir es gleichzeitig in seinen Strukturen erhalten.“ Am Donnerstag stellte Schöbel die Vorhaben vor. Im Netz sind sie bereits veröffentlicht.

Die bevorstehende Saison wird von einem teilweise neuen künstlerischen Leitungsteam gestaltet: Chefdramaturgin ist nun Ruth Heynen, die zuvor als Schauspieldirektorin am Staatstheater Cottbus engagiert war. Sie hat Juli Zehs Roman „Unterleuten“ für die Theaterbühne adaptiert. Premiere ist im Februar.

Neue Operndirektorin ist Kai Anne Schuhmacher, die bereits im August Wagners „Holländer“ auf der Felsenbühne herausgebracht hatte. Ihr erster Doppelabend im Haupthaus Radebeul „Nachtgewächse“ mit Werken von Arnold Schönberg und Peter Maxwell Davis kommt im Oktober heraus. Später folgt Mozarts Testosteron-Held „Don Giovanni“. Wie immer musiziert dann das traditionelle Kooperationsorchester, die Elbland Philharmonie Sachsen.

Die künstlerische Leitung der 14-köpfigen Tanzcompagnie übernimmt Natalie Wagner. Ihre erste Landesbühnen-Produktion „Poesie der Resonanz“ eröffnet den Premierenreigen am 15. Oktober. Weitere Vorhaben von ihr sind unter anderem eine choreografische Werkstatt zum Thema „Superhero(es)“. Und Peter Kube wird in seiner letzten Spielzeit als Schauspieldirektor Büchners „Woyzeck“, Goethes „Faust“ und Hauffs „Kleinen Muck“ inszenieren.

So sieht die neue Felsenbühne aus: Mit einem Musikpavillon fürs Orchester, mit mehr Spielfläche für die Schauspieler und Sänger.
So sieht die neue Felsenbühne aus: Mit einem Musikpavillon fürs Orchester, mit mehr Spielfläche für die Schauspieler und Sänger. © Marko Förster

Besondere Aufmerksamkeit soll dem jungen Theaterpublikum gelten mit Inszenierungen wie etwa dem Ziegenkrimi, frei nach den Brüdern Grimm „Vom Wolf und den sieben Geißlein“, mit Mitmach-Angeboten sowie Produktionen in Kitas, Schulen und Bildungseinrichtungen der Region.

Stark ist die Bühne unter Schöbel schon geraume Zeit bei Kooperationen. Die Kalman-Operette „Die Zirkusprinzessin“ kommt mit dem Figurentheater am Deutsch-Sorbischen-Volkstheater Bautzen heraus. Das Programm Neustart Kultur fördert das tanz- und medienpädagogische Pilotprojekt „Der schwarze Spiegel“, das mit der Trans-Media-Akademie Hellerau und der 116. Oberschule in Dresden realisiert wird. Auch interessant: Für die mobile Produktion mit Kammerorchester an ungewöhnlichen Orten „Rusalka – Oper für alle“ wurde ein Wettbewerb für ein junges Regieteam ausgeschrieben. Durch das EU-geförderte Projekt „connect up“ sind die Landesbühnen international vernetzt: Mit dem „Cloud Theater“ und dem „Wrocławski Teatr Lalek“ entsteht die Figurentheater-Produktion „Rauschen“.

Im nächsten Jahr kein "Winnetou"?

Und Schöbel gab einen Ausblick auf die nächste Rathener Festspielsaison. Im Sommer 2023 wird im Wehlgrund ein neuer „Freischütz“ geboten. Ob es, wie vom Publikum stark nachgefragt, einen neuen „Winnetou“ oder ein anderes Wild-West-Stück geben wird, steht noch nicht fest.

Das Publikum jedenfalls hat die neu gestaltete Bühne sehr gut angenommen. Zu den erstmals durchgeführten Felsenbühnen-Festspielen vom 27. Mai bis 4. September konnten 50.000 Besucher in 49 Vorstellungen gezählt werden – eine der erfolgreichsten Spielzeiten dieser Naturbühne seit der Wende.

Premieren und Service

  • 22 Premieren bieten die vier Sparten bis zum Sommer 2023: Schauspiel (acht), Musiktheater (acht), Tanz (drei) und Figurentheater (drei). Zudem stehen populäre Repertoire-Produktionen wie die Opern „Rigoletto“ und „Hänsel und Gretel“ sowie die Schauspiel-Abende „Der gestiefelte Kater“ und „Der zerbrochne Krug“ im Spielplan. Konzerte, Kammerkonzerte, Bälle und mehr ergänzen die Offerten.
  • Der Vorverkauf läuft bereits.
  • Infos zu Premieren, Karten, Abos und den Theater-Cards gibt es an der Theaterkasse, Tel. 0351 8954214 und unter www.landesbuehnen-sachsen-dep Karten sind auch per Mail bestellbar: [email protected]