Dresden. Wer größere Zusammenhänge sichtbar machen will, braucht die Königsebene. Also steigt Uwe Tellkamp in seinem neuen Roman hinauf in die Zentralen der Macht, um zu zeigen, wie Adenauer, Kohl, Honecker, Merkel mit den Ihren regierten. Weil damit nur ein Teil der Strukturen erfasst ist, steigt er zugleich in die Tiefe. Der permanente Wechsel zwischen Orten, Zeiten und Figuren, zwischen Erzähl- und Stilebenen, Erfindung und Realität ist das Konstante auf diesen 900 Seiten.
Das Buch "Der Schlaf in den Uhren" wurde mehrfach angekündigt, noch unter dem brodelnden Titel "Lava", und ebenso oft verschoben. Der Dresdner Autor nannte es bei einer Lesung nicht Roman, sondern ein Projekt. Solche Vorhaben neigen zum Wachsen und Wuchern. Der Untertitel "Archipelagus I" spielt auf ein Langgedicht von Hölderlin an und bedeutet auch: Fortsetzung folgt.
Das neue Buch ist bereits eine Fortsetzung: Figuren und Motive aus der gleichnamigen preisgekrönten Klagenfurter Bachmann-Lesung von 2004 tauchen auf, aus Büchlein wie "Die Schwebebahn" und "Die Carus-Sachen" und vor allem aus dem "Turm". Diese Saga vom Dresdner Elbhang erschien 2008, wurde für Bühne und Film adaptiert und in rund einer Million Exemplaren verkauft.