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Rettet den Spaziergang!

Vermeintlich ziellose Schritte, die dennoch weiterführen – Gedanken zu einer sehr schönen Tradition.

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Das Spazierengehen in seiner Urbedeutung ist nach wie vor sehr lebendig.
Das Spazierengehen in seiner Urbedeutung ist nach wie vor sehr lebendig. © Ronald Bonß

Von Jens-Uwe Sommerschuh

Reden wir nicht drum rum. Täglich gehen Millionen Menschen spazieren. Und einige treffen sich derzeit gelegentlich zu „Spaziergängen“, die im Grunde gar keine sind. Das uralte Wort ist keck gekapert worden, um Protesten, Aufmärschen, Demonstrationen den Anstrich einer beiläufigen Zusammenkunft zu geben. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn da nicht bisweilen etwas arg Aggressives, Wütendes mitschlendern würde, das dem eigentlichen Spazieren ziemlich fremd ist.

Das kollektive Herumlaufen steht im Rahmen der Gesetze jedem frei, und auch die Sprache, wir merken das auf Schritt und Tritt, ist ein offenes Reservoir, aus dem sich jeder bedienen kann. Die ursprüngliche Wortbedeutung wird nicht selten ins Metaphorische herübergehoben. Beim sprichwörtlichen „Licht am Ende des Tunnels“ denken wir auch kaum noch an ein befahrbares Erdloch, oder?

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