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Klingelingeling! Die besten Geschenketipps zum Fest

Bevor Sie wieder ratlos durch Geschäfte hetzen oder in Online-Shops klicken – hier kommen die Geschenketipps aus der Kulturredaktion von Sächsische.de.

Von Andy Dallmann & Birgit Grimm & Bernd Klempnow & Johanna Lemke & Oliver Reinhard & Marcus Thielking
 5 Min.
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Achtung, Achtung: Bald ist Weihnachten!
Achtung, Achtung: Bald ist Weihnachten! © dpa

Zwei erleuchtende Familienromane

Johanna Lemke
Leiterin SZ am Wochenende

Ich empfehle zwei Bücher von Frauen über Frauen: Daniela Dröscher schreibt in „Lügen über meine Mutter“ über ihre Kindheit im Westdeutschland der 80er-Jahre. Ihr Vater beschließt, seine Frau zu dick zu finden, und tyrannisiert sie fortan, eine Ehe lang. Ein persönliches Buch, zugleich voll Aktualität.

Eine Entdeckung ist der Roman „Die Cousinen“ von Aurora Venturini. Die argentinische Schriftstellerin verstarb 2015 und erst posthum erscheint ihr fulminanter Familienroman, der in den 1940er-Jahren spielt. Auch hier geht es um unangepasste Körper, um männliche Macht und Emanzipation. Beeindruckend ist der Kontrast zwischen schmerzhaften Schilderungen in leichter Kindersprache. Ein Jammer, dass diese Schriftstellerin erst jetzt die verdiente Aufmerksamkeit bekommt.

Und noch was Erleuchtendes: Bunte, handgezogene Kerzen sind Kunstwerke, die man sich selten leistet. Umso schöner sind sie als Geschenk – auch als Deko auf dem Paket. Kerzenschein brauchen wir jetzt mehr denn je!

Bunte Kerzen wärmen im kalten Dezember.
Bunte Kerzen wärmen im kalten Dezember. © 123rf

Mit etwas Geschick und Puste

Andy Dallmann
Redakteur für Jazz, Rock, Pop

Zunächst kommt ein produktiver Nachmittag für Familie, Freunde, Kollegen, später das Schenken. Wenn man nicht für sich behält, was man schuf. Wobei der Produktionsakt bereits viel von einem großartigen Geschenk hat – unterhaltsam, spannend und lehrreich, wie er abläuft.

Glasbläserin Henriette Preuß öffnet ihre Werkstatt in Klipphausen-Naustadt für Laien und lässt sie Christbaumschmuck selbst herstellen. Bei Kaffee oder Glühwein gibt es erst eine Vorführung, dann darf jeder ran und das Glas mit individuellem Geschick in Form pusten. Statt der üblicherweise perfekt gerundeten Kullern entstehen so putzige Tropfen, Birnen oder Eier. Jedes Stück ein Unikat, das mithilfe der Expertin zudem versilbert, lackiert oder versilbert und lackiert wird. Hier kann man sich telefonisch anmelden: 0163.4812169.

Wer noch auf die Schnelle ein Geschenk braucht: „Kargo“, das aktuelle Album der Chemnitzer Band Kraftklub, ist was Regionales mit Wortwitz und ordentlich Wumms. Vor allem auf Vinyl.

Das Album „Kargo“ von Kraftklub - hier Sänger Felix Kummer - ist am schönsten auf Vinyl.
Das Album „Kargo“ von Kraftklub - hier Sänger Felix Kummer - ist am schönsten auf Vinyl. © Ronald Bonß

Fulminantes Finale für Ludwig Güttler

Bernd Klempnow
Redakteur für Bühne und Klassik

Nach 65 Jahren beendet der Dresdner Trompeter Ludwig Güttler im Dezember seine Bühnenkarriere. Zum Abschied des 79-Jährigen ist das Album „In allen meinen Taten“ (Berlin Classics) mit Aufnahmen aus der Frauenkirche erschienen: viel Bach und andere barocke Meister. Dazu gibt es einen DVD-Mitschnitt des legendären Konzertes zur Weihe des Gotteshauses von 2005, bei dem der Musiker als einer der Motoren des Wiederaufbaus mitgewirkt hatte. Der Titel „In allen...“ zeugt von Güttlers Stimmung: „Das ist ein Stück Bekenntnis, ein Stück Zuversicht, das ist nicht zu toppen.“

Kaum zu toppen ist auch das Buch „Böse Bäume“ (Goldmann, 272 S, 18 €). Wissenschaftsautor Markus Bennemann berichtet plausibel von den dunklen Seiten der wehrlosen Waldwesen – wie sie töten, stehlen, Feuer legen...

Zudem unbedingt den Dresdner Weihnachts-Circus besuchen. Denn der beste Raubtiertrainer der Welt, Alexander Lacey, zeigt letztmals seine faszinierenden Löwen und Tiger. Ab 2023 sind sie im Zirkus verboten.

Der Dresdner Trompeter Ludwig Güttler beendet jetzt seine Bühnenkarriere.
Der Dresdner Trompeter Ludwig Güttler beendet jetzt seine Bühnenkarriere. © dpa

Drei mal gute Laune

Marcus Thielking
Ressortleiter Feuilleton

Das schönste Geschenk, das man machen kann, gerade in diesen Zeiten, ist gute Laune. Die lässt sich leider nicht kaufen, aber manche Produkte eignen sich als Hilfsmittel. Zum Beispiel der neue Prachtband „Heinz Erhardt – Mein Leben“ (Lappan-Verlag) mit vielen Fotos und Dokumenten zur Biografie des Jahrhundertkomikers – der übrigens auch ein famoser Pianist und Komponist war und in Leipzig Musik studiert hat.

Wem Erhardt zu albern ist, der greife zur großen Henry-Purcell-Edition (Warner Classics) des Dirigenten John Eliot Gardiner. Die alten Schallplattenaufnahmen gibt’s jetzt in einer Box mit neun CDs. Hebt die Stimmung und versöhnt mit manchen britischen Schrullen der jüngsten Zeit. Long live the King!

Schließlich freue ich mich auf Dresdens Stadtschreiber 2023, den Leipziger Carl-Christian Elze. Schon der erste Satz seines neuen Romans „Freudenberg“ (Edition Azur) verheißt allerfeinstes Lesevergnügen: „Durch die Lüftungsschlitze roch Freudenberg das Meer.“

Mit Heinz Erhardt gibt's immer was zu lachen.
Mit Heinz Erhardt gibt's immer was zu lachen. © imago

Vier Augen sehen mehr als zwei

Oliver Reinhard
Stellvertretender Ressortleiter Feuilleton

Was manche im Zeitalter der Desinformation erst lernen müssen, praktiziere ich längst: genaueres Hinsehen. Gerade draußen, in der Natur. Was es da alles näher zu betrachten gibt, Wälder, Felder, Dörfer, Pflanzen, Tiere, vor allem Vögel, aber auch Nachbarn – herrlich! Ab 50 Euro kostet ein gutes Fernglas, die Allrounder-Größe ist 8x42.

Wo wir schon mal draußen sind: Ein äußerst praktischer Spazier- und Wanderbegleiter ist das gute alte Taschenmesser mit Klinge für Äpfel, Gurke & Co. plus Säge für Zweige zum Dekorieren dorheeme. Qualität gibt’s ab 20 Euro z. B. von Victorinox, darüber ist alles möglich bis zum edelsteinbesetzten Knochen im Damien-Hirst-Style.

Wende-Romane existieren zuhauf. Aber nur wenige sind so gut wie die autofiktionale Geschichte einer ostdeutschen Provinzjugend in den Jahren vor und nach 1989 von Daniel Schulz. „Wir waren wie Brüder“ ist authentisch, zünftig, dramatisch, schonungslos, anrührend und immer wieder – ganz wichtig – extrem witzig.

Kommt unterm Christbaum immer gut an: Ab 50 Euro kostet ein gutes Fernglas.
Kommt unterm Christbaum immer gut an: Ab 50 Euro kostet ein gutes Fernglas. © Jürgen Lösel

Schleife drum?

Birgit Grimm
Redakteurin für Kunst und Museen

Diese Schleife braucht keine Schleife. Die kostbare Schönheit (350 Euro) verschenkt man am besten unverpackt. Gert Müller, er ist vielen Dixie-Fans bekannt als Posaunist und Arrangeur der Blue Wonder Jazzband, ist auch Holzgestalter. Eine Auswahl seiner Werke kann man auf der Website www.gert-mueller.net bestaunen.

„Schleife“ aus einem Block Lindenholz
„Schleife“ aus einem Block Lindenholz © Chr. Schreiterer

Wer nachhaltig schenken will, dem sei eine Käferdose aus Weißblech ans Herz gelegt, die Kinderaugen zum Leuchten bringt und sich alle Jahre wieder füllen lässt. Die Flügel des roten Marienkäfers mit den schwarzen Punkten sind beweglich und geben den Blick auf das Innere schon frei, bevor man den Deckel anhebt (bei Amazon ab circa 6 Euro).

Den Wandkalender „Verortet4“ (55 Euro) des Fotografen Michael Lange aus Quohren hängt man am besten sofort an die Wand. Lange ist fasziniert von der Schönheit des Vergänglichen und hat im Atelier aus Fundstücken Bilder komponiert, die er auch einzeln verkauft. Anfragen per Mail an den Künstler; [email protected].