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"Tatort" Dortmund: Kommse aus'm Pott oder watt?

Nach fast einem Jahr Pause kehrt der Dortmunder "Tatort" wieder hochdramatisch und spannend zurück - wenn auch mit kleinen Schwächen.

Von Marcus Thielking
 2 Min.
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Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) hat die Krise und einen Bart, nachdem seine Kollegin erschossen worden ist. Aber er fängt sich wieder.
Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) hat die Krise und einen Bart, nachdem seine Kollegin erschossen worden ist. Aber er fängt sich wieder. © WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas

Lange mussten Fans des Dortmunder "Tatorts" warten – und davon gibt es einige, denn Dortmund hat was, hömma! In der letzten Folge vor knapp einem Jahr wurde Kommissarin Bönisch völlig überraschend erschossen. Die Zuschauer fragten sich, ob und wie es nun weitergeht, vor allem mit Bönischs neurotischem Kollegen Faber, dem liebenswürdigen Ermittler-Ekel mit dem speckigen Parka.

Schauspieler Jörg Hartmann ist mit dieser Kultrolle inzwischen derart verwachsen, dass er diesmal sogar das Drehbuch geschrieben hat. Faber-Fans kommen also voll auf ihre Kosten. Schon von der ersten Szene an ist klar: Faber geht's gar nicht gut. Mit Vollbart und Zauselhaar haust er in seinem Opel Manta im Wald wie eine Art Ruhrgebiets-Öff-Öff. Bisschen dicke aufgetragen dat alles, aber is gut, mach ma.

Kohlenpottromantik als Mordmotiv

Stark in dieser Episode ist vor allem die Rolle von Fabers Vater. Die ist so verblüffend gut besetzt und gespielt, dass man erst mal googelt, ob die beiden Darsteller auch in echt verwandt sind. Sind sie nicht: Wolfgang Rüter, alias "Jupp" Faber, ist einfach nur ein klasse Schauspieler. Dat is so'n Ömmes, hömma!

Es ist auch solcher Ruhrgebietsdialekt, der dieser "Tatort"-Folge ihre besondere Note verleiht. (Schließlich geht es sogar beim Mordmotiv um bedrohte Kohlenpottromantik.) Das nützt auch dem Drehbuch, denn es bedeutet Verzicht auf langweilige, umständliche Dialoge. Da heißt es dann etwa nicht: "Hallo Peter, so viele Jahre nicht gesehen, dein Vater wird aber Augen machen, der hat so oft nach dir gefragt und würde sich sehr freuen, dich endlich wiederzusehen!" Im Pott sagt man nur: "Warste bei ihm?" Damit ist alles gesagt.

Unterbewusstsein im Untergrund

Leider kommt der Krimi-Plot erstma nich so richtich inne Pötte, zu viele Stränge aus den Privatschicksalen der Ermittler werden mal wieder auf nervige Weise aufgeknöpft, sodass in der ersten Hälfte der Mordfall in den Hintergrund rückt. Boah, wat zieht sich dat heut widda.

Wer aber dann weggezappt haben sollte, hat was verpasst, denn die zweite Hälfte ist richtig stark, mit einem packenden Finale im finsteren Stollen, bei dem Faber nicht nur in den Dortmunder Untergrund steigt, sondern auch tief hinab in sein eigenes Unterbewusstsein. Auf jeden Fall darf man nach dieser Folge und der langen Pause froh sein, dass Dortmund als "Tatort"-Stadt erhalten bleibt. Woll?