Der Dresdner Schriftsteller Uwe Tellkamp hat den Rammstein-Sänger Till Lindemann gegen die jüngsten Vorwürfe verteidigt. Man solle nicht vorverurteilen, ehe man alles weiß, sagte er in einem Youtube-Interview mit dem früheren Redakteur der Bild-Zeitung Ralf Schuler. "Und das, was ich bisher sehe, das ist in diesem Fall, dass nichts wirklich da ist", so Tellkamp.

Damit meinte er vor allem die strafrechtlich relevanten Vorwürfe, weibliche Fans seien bei Konzerten mit Betäubungsmitteln willenlos gemacht worden, um sich sexuell an ihnen zu vergehen. Was sich sonst im Backstage-Bereich abspiele, beruhe auf Einverständnis. So meinte Tellkamp spöttisch: "Ich dachte immer, dass man in der Row Zero, erst recht bei Rammstein, Hallenhalma spielt."

Der Suhrkamp-Autor Tellkamp kritisierte auch die Entscheidung des Verlags Kiepenheuer & Witsch, der zwei Gedichtbände Lindemanns herausgegeben hat, seine Zusammenarbeit mit dem Rammstein-Sänger zu beenden: "Ich verstehe nicht, wie sein Verlag ohne wirklichen Beweis sich von ihm distanziert, ihn rausschmeißt, das finde ich perfide, das finde ich heuchlerisch."

Kiepenheuer & Witsch hatte die Trennung offiziell nicht mit den erhobenen Vorwürfen begründet, sondern mit einem älteren Porno-Video Lindemanns, in dem dieser sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert. Der Verlag behauptet, das Video sei ihm erst jetzt bekannt geworden.

Grundsätzlich bekannte sich Tellkamp als Anhänger von Rammstein: "Ich werde nach wie vor Rammstein hören, ich bin großer Fan" sagte er. "Ich mag Till Lindemanns Lyrik."

Mehrere Frauen hatten in den vergangenen Tagen - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann erhoben. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollen. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Lindemann hat Vorwürfe, Frauen seien betäubt worden, durch seine Anwälte zurückgewiesen. Sie seien "ausnahmslos unwahr". (mit dpa)