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DDR-Kultband Karat setzt zwei Mitglieder vor die Tür

Ostrock-Legende Karat trennt sich von zwei langjährigen Mitgliedern, wird aber dennoch wie geplant in Dresden spielen.

Von Andy Dallmann
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Christian Liebig (ganz links) und Michael Schwandt (ganz rechts) haben die Band Karat verlassen.
Christian Liebig (ganz links) und Michael Schwandt (ganz rechts) haben die Band Karat verlassen. © Archiv: Jens Kalaene/dpa

Berlin. Für Ostrock-Fans wird das Angebot noch etwas dürftiger, wenngleich in diesem Fall nicht das Ende einer Band dahintersteckt. Dennoch müssen alle, die sich etwa am 1. Juli in der Dresdner „Jungen Garde“ die alten Hits von Karat servieren lassen, damit leben, dass sie teilweise in neue Gesichter sehen werden. Bassmann Christian Liebig und Drummer Michael Schwandt, zwei der angestammten Mitglieder, sind ab sofort nicht mehr dabei. Wer ihre Jobs übernimmt, ist noch offen.

Via Facebook gab die Band die Personalie bekannt, um sogleich zu unterstreichen: „Die Nachfolge am Schlagzeug und am Bass, also der Rhythmusabteilung, haben wir geklärt und im März werden wir unsere neuen Kollegen vorstellen. In den nächsten drei Monaten bereiten wir uns auf die neue Konzertsaison vor.“ Wir steht für das letzte verbliebene Altmitglied, den seit 1976 für Karat spielenden Gitarristen Bernd Römer, für Sänger Claudius Dreilich, der den Frontmannjob 2005 von seinem 2004 verstorbenem Vater Herbert übernommen hatte, und für Keyboarder Martin Becker. Letzterer gehört jetzt immerhin auch schon 30 Jahre zur Band.

Dass die anstehende Umbesetzung publik wurde, gefällt den drei verbleibenden Musikern gar nicht. Bei Facebook verweisen sie auf eine Schweigevereinbarung, „die zu unserer Überraschung nicht eingehalten wurde. Das führte dazu, dass verschiedene Medien über Halbwahrheiten geschrieben haben, ohne die tatsächliche Situation zu kennen. Auch das ist in der heutigen Zeit etwas, mit dem man umgehen muss und das werden wir.“

So hatte unter anderem die Bild-Zeitung geschrieben, dass es hinter den Kulissen einen Rechtsstreit und Uneinigkeit beim Betrieb des Merchandising-Standes gegeben haben soll. Was wiederum die Vermutung nährt, dass die Trennung eher wirtschaftliche und weniger künstlerische Gründe haben könnte.

Die Band wünscht den ausgeschiedenen Kollegen „alles Gute und vor allem Gesundheit“. Und sie sieht nach vorn: „Es ist der dringende Wunsch aller verbliebenen Musiker, die Musik, die Karat ausmacht, auch weiter live auf der Bühne zu spielen, neue Songs zu komponieren, tolle Texte zu entwickeln, einfach kreativ zu sein.“

Bei Facebook fallen die Reaktionen der Fans relativ eindeutig aus: Eine große Mehrheit teilt den Optimismus und wertet die Veränderung positiv, deutlich weniger Menschen quittieren die Neuigkeit mit Bedauern.

Ob der 75-jährige Michael Schwandt, der 1976, nur zwei Jahre nach Abschluss seines Schlagzeugstudiums in Weimar bei Karat eingestiegen war, im Geschäft bleibt, ist ebenso offen wie die Zukunft von Christian Liebig. Der 1954 in Berlin geborene Bassmann, der vor Karat bei Blues-Combos wie Freygang, der Hansi-Biebl-Band und Engerling gespielt hatte, war seit 1986, also nach der Zeit des ganz großes Erfolges à la „Über sieben Brücken“, „Schwanenkönig“ und „Der blaue Planet“ dabei.

Eine der erfolgreichsten DDR-Rockbands

Karat stand am 22. Februar 1975 erstmals im sächsischen Pirna auf der Bühne - gegründet von Herbert Dreilich, Ulrich Swillms und Henning Protzmann. Den größten Triumph feierte Karat mit dem Titel "Über sieben Brücken", der 1980 von Peter Maffay gecovert wurde.

Die Gruppe gehört mit den Puhdys, City und Silly zu den erfolgreichsten DDR-Rockbands, denen auch nach der Wende viele Anhänger treugeblieben sind. Unterdessen mussten sich die Fans aber schon von vielen dieser Musiker verabschieden: Die Puhdys haben sich vor sieben Jahren aufgelöst, City stand vor wenigen Tagen das letzte Mal auf der Bühne.

Für Karat ist das derzeitige Gezerre nicht die erste Turbulenz: Nach dem Tod von Frontmann Herbert Dreilich hatte dessen Sohn Claudius das Erbe seines Vaters als Stimme von Karat angetreten. Wegen eines Streits um Namensrechte mit der Witwe des Bandgründers Dreilich trat die Band zwischenzeitlich von 2006 bis Juni 2007 nur unter dem Namen "K...!" auf. (mit dpa)