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Wie aus Knöpfen Kunst wird

Eine neue Ausstellung im Neschwitzer Schloss zeigt Werke, die auf ungewöhnliche Weise entstehen.

Von Carmen Schumann
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Der Künstler Michael Voigt gestaltet Bilder aus Knöpfen. Einige seiner Werke sind jetzt im Neschwitzer Schloss ausgestellt - darunter auch dieses Selbstporträt.
Der Künstler Michael Voigt gestaltet Bilder aus Knöpfen. Einige seiner Werke sind jetzt im Neschwitzer Schloss ausgestellt - darunter auch dieses Selbstporträt. © Carmen Schumann

Neschwitz. Michael Voigt ist sehr zufrieden mit den Ausstellungsräumen im oberen Bereich des Barockschlosses Neschwitz. Denn hier kommen seine Arbeiten hervorragend zur Geltung. Besonders die Darstellung von Frauengestalten im Wandel der Zeit und der Kunst-Stile bietet an einer langen Wand einen prachtvollen Anblick. Die Pracht rührt auch daher, dass die Bilder mit einem besonderen Werkstoff „gemalt“ sind: Sie entstehen aus Knöpfen und Schnallen.

Der 75-jährige Künstler Michael Voigt entdeckte dieses Genre vor zehn Jahren für sich. Ausgangspunkt war eine Internet-Bekanntschaft, die Knöpfe sammelte. Michael Voigt kaufte auf Trödelmärkten für sie Knöpfe auf. Eines Tages kam er auf die Idee, dass er doch auch selbst mit den Knöpfen etwas anstellen könnte. Mittlerweile hat er diese Kunst zu hoher Blüte getrieben.

In den Neschwitzer Ausstellungsräumen sind neben den Frauengestalten Landschaften mit Voigts Lieblingstieren, den Schmetterlingen, zu sehen. Aber auch die Verknüpfung von Technik und Natur, grafische Spielereien sowie Porträts, einschließlich zweier Selbstporträts, kann man bewundern.

Durch die zehnjährige Beschäftigung mit dem Medium Knopf hat Michael Voigt viel über dessen Geschichte und Herstellung erfahren. Scherzhaft bezeichnet er sich als „ehrenamtlichen wissenschaftlichen Mitarbeiter“ diverser Knopfmuseen, in denen er seine Arbeiten bereits ausgestellt hat. Zum Beispiel im Deutschen Knopfmuseum in Bärnau in der Oberpfalz oder im Knopfmuseum im thüringischen Schmölln.

Auch in der näheren Umgebung waren Voigts Kunstwerke schon zu sehen. So schuf er anlässlich seiner Ausstellung vor zwei Jahren im Rathaus von Reichenbach ein Knopf-Porträt des Fabrikanten Johann Nepomuk Ernst, auch Knöppel-Ernst genannt, der in Reichenbach und Löbau Knopffabriken hatte, sich aber auch als Förderer der katholischen Kirchen und Friedhöfe hervortat.

Materialspenden erwünscht

Bei seinen Ausstellungen bittet Voigt jeweils auch um Knopfspenden. Die Resonanz war bisher meist überwältigend. Als er 2017 in der Kunsthalle Pulsnitz ausstellte, wurde ein Eintritt von einem Euro oder 20 Knöpfen erhoben. Dabei kamen anderthalb Zentner zusammen, berichtet der Künstler.

Wie viele Knöpfe im zurückliegenden Jahrzehnt durch seine Finger gegangen sind, könne er schwer schätzen. Aber eine habe Million werden es schon sein, vermutet er. Natürlich brauche er für seine Bilder einen reichen Fundus. So bewahrt er die Knöpfe in Behältern nach Farben geordnet auf.

Zum Einsatz kommen aber auch gestickte Applikationen oder andere Kleinteile, die er auf Trödelmärkten oder in Kurzwarengeschäften aufspürt. Neben den Wandbildern, deren Rahmen Michael Voigt selbst anfertigt, bringt er seine Knopfkunst auch auf Frisuren-Köpfe oder Schaufensterpuppen. In einer extra Vitrine sind in der Ausstellung in Neschwitz zudem historische Knöpfe und Schnallen, unter anderem aus Meißner Porzellan, sowie eine „Kaiserpfalz“ in einer stilisierten Krone zu sehen.

Der gebürtige Neusalza-Spremberger besuchte seit den 1950er-Jahren verschiedene Zirkel und war Leiter eines Kinder-Malzirkels. Er ist gelernter Offset-Retuscheur und gründete nach der Wende eine Druckwerkstatt in seiner Heimatstadt. Bis 2009 war er dort Stadtrat und stellvertretender Bürgermeister. Seit 2015 ist Michael Voigt Ehrenbürger von Neusalza-Spremberg.

Die Ausstellung „Kunst und Knöpfe“ ist vom 31. Mai bis zum 16. August im Neschwitzer Schloss zu sehen. Geöffnet ist sie sonn- und feiertags sowie freitags und sonnabends von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr, außerdem mittwochs und donnerstags von 13 bis 17 Uhr.

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