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Kunst gegen die Sprachlosigkeit

Tom Glöß ist als Mitarbeiter des Saurierparks Kleinwelka bekannt. Jetzt präsentiert er in Kirschau seine künstlerische Seite – mit Einschränkungen.

Von Carmen Schumann
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In seiner Ausstellung in der Galerie Flox in Kirschau zeigt Tom Glöß auch Skulpturen aus Beton. Durch einen speziellen Anstrich wirken sie, als seien sie aus Bronze. Zurzeit ist die Schau aber nicht zu besichtigen.
In seiner Ausstellung in der Galerie Flox in Kirschau zeigt Tom Glöß auch Skulpturen aus Beton. Durch einen speziellen Anstrich wirken sie, als seien sie aus Bronze. Zurzeit ist die Schau aber nicht zu besichtigen. © Carmen Schumann

Kirschau. Auch die Ausstellungseröffnung in der Kirschauer Galerie Flox fällt der Corona-Krise zum Opfer. Dabei ist es eigentlich gerade das Anliegen des Künstlers Tom Glöß, die Leute wieder mehr miteinander ins Gespräch zu bringen. „Die Konflikte zwischen den Menschen entstehen doch, weil sie nicht mehr miteinander reden“, sagt er. Das sei im Kleinen, in der Familie, nicht anders, als in der großen Politik.

Seine neue Ausstellung heißt deshalb „Änderbare Zwischenräume“, weil Tom Glöß mit seiner Kunst versuchen möchte, die Zwischenräume von Mensch zu Mensch zu verkleinern, die Menschen zum Nachdenken zu bringen. Die Kunst biete so viele Möglichkeiten, sagt Tom Glöß. Sie könne Menschen begeistern, aber auch runterziehen. Für ihn sei sie das Mittel, die eigene Meinung nach außen zu tragen.

Gegensätze sollen sich ausgleichen

Das wichtigste Exponat seiner Ausstellung in der Galerie Flox in Kirschau ist ein eher unscheinbares. Es heißt „Das gefesselte Hakenkreuz“ – vier schwarze Winkel in einer Fesselung. „Für mich ist dies das Symbol dafür, dass so etwas nie wieder passieren darf“, sagt der 62-Jährige. In der „düsteren Ecke“ der Ausstellung erinnert das Gemälde „Der Aufschrei“ an Auschwitz. Der Gestus der Figur weist Parallelen zu Edvard Munchs berühmtem Gemälde „Der Schrei“ auf. 

 Da sich im Ausstellungsraum die Gegensätze ausgleichen sollen, finden sich auch heitere Gemälde in gediegener Dreifarbigkeit. So unter anderem „Die Badende“, die alles Störende abwirft, weil sie frei sein will. Oder „Der Lesende“, der in komplett fremde Welten entschwebt. Tom Glöß bedauert es ein wenig, dass er selbst sich in seiner Freizeit oft zwischen Malen und Lesen entscheiden muss. Meistens falle seine Wahl dann auf das Malen.

Hauptberuflich ist Tom Glöß, der früher seinen Miniaturenpark am Saurierpark betrieb, seit sechs Jahren Mitarbeiter des Urzoos. Er kümmert sich hauptsächlich darum, die Urzeit-Viecher in Ordnung zu halten. Selbst stellt er aber keine Saurier her. Die Arbeit mit Beton fließt jedoch in seine künstlerische Tätigkeit ein. Der dritte Teil seiner Ausstellung besteht aus Skulpturen, die äußerlich so wirken, als seien sie aus Bronze. Diese Wirkung wird durch einen speziellen Anstrich des Betons hervorgerufen. Tom Glöß möchte aber ein Gefühl für die Bronze bekommen und plant daher als nächsten Schritt, sich mit Bronzeplastiken zu befassen.

Berühren erlaubt

Die ausgestellten Skulpturen können und sollen angefasst werden. Denn sie üben mit ihrer groben Haptik einen großen Reiz aus. Inhaltlich sind sie oft zweideutig, manchmal auch zweigesichtig. Das kann der Betrachter durch Begreifen herausfinden. So gibt es beispielsweise die Figur „Die Schöpfende“. Dies kann so vieles bedeuten – das Kreativ-Sein, das Erfinderische, aber auch der Durst nach dem Leben. Der Betrachter soll gar nicht alles sofort sehen, sondern seine eigene Geschichte entwickeln, wünscht sich der Künstler.

Tom Glöß trat vor etwa zehn Jahren mit der Gruppe „Klartext“ auf, für die er die Liedtexte schrieb und Bilder dazu malte. Daraus entstand seine große Leidenschaft fürs Malen.

Die Ausstellung sollte eigentlich vom 22. März bis zum 10. Mai, jeweils sonntags von 14 Uhr und 18 Uhr zu sehen sein. Durch die Einschränkungen im Zusammenhang mit der Coronakrise kann sie zurzeit nicht besichtigt werden. Kontakt: [email protected]

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