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Landesrettungsschule ist pleite

Weil sich zu wenig junge Menschen für eine Ausbildung in Riesa entscheiden, muss die Führung Insolvenz anmelden. Wo und wie die derzeitigen Schüler ihre Ausbildung beenden, wird noch überlegt.

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© A. Schröter

Von Jens Ostrowski

Riesa. Wenn die Schüler der Landesrettungsschule Riesa übernächste Woche aus den Ferien zurückkehren, werden sie schlechte Nachrichten erhalten. Denn Geschäftsführer Stefan Schulz hat letzten Freitag den Insolvenzantrag gestellt. Die Schule steht somit erneut vor der Schließung. „Wir arbeiten an einem Konzept, damit unsere Schüler ihre Ausbildung beenden können. Ich gehe aber nicht davon aus, dass das in Riesa sein wird“, sagte Schulz gestern der Sächsischen Zeitung.

Die finanzielle Schieflage resultiert vor allem in den fehlenden Schülerzahlen, das bestätigte auch Schulz. Zwei Klassen mit knapp vierzig Rettungsassistenten in Voll- und Teilzeit werden derzeit noch für den Rettungsdienst ausgebildet. Obwohl nach Informationen der Sächsischen Zeitung auf Initiative von Mitarbeitern und Dozenten im vergangenen Jahr bundesweit rund 350 Schulen angeschrieben worden sein sollen, interessierten sich nur wenig junge Leute für eine Ausbildung zum Rettungsassistenten in Riesa.

Das liegt unter anderem an der gewachsenen Konkurrenzsituation seit Gründung der Landesrettungsschule Mitte der neunziger Jahre. Vor allem die DRK Bildungswerk Sachsen gGmbH erschwert den Wettbewerb um die Schülerzahlen in dieser Region. Dort werden derzeit doppelt so viele Schüler ausgebildet als in Riesa – eine verzwickte Situation, da das Deutsche Rote Kreuz zusammen mit der DLRG und dem ASB auch Gesellschafter der Landesrettungsschule in Riesa ist.

Schon vor zwei Jahren vor der Pleite

Schon Mitte 2012, als die Riesaer Einrichtung erstmals aus wirtschaftlichen Gründen vor der Schließung stand, hatte das DRK angeboten, die Landesrettungsschule mit dem Ausbildungsbetrieb in das DRK-Bildungswerk zusammenzuführen, bestätigte gestern DRK-Sprecher Alexander Löcher. Dass der Standort Riesa dabei erhalten bleiben sollte, ist unwahrscheinlich. Damals konnte die Landesrettungsschule auch deshalb bestehen bleiben, weil das DLRG das sanierungsbedürftige Gebäude von der Schule übernahm. Investiert aber wurde seitdem wenig, was Ende letzten Jahres darin gipfelte, dass die Behörden dem DLRG aufgrund des unzureichenden Brandschutzes untersagten, weiterhin das Internat zu betreiben.

Inwieweit das der Schule, die nur noch in die Räume eingemietet war, finanziell belastete, wollte Stefan Schulz gestern nicht sagen. Und auch die künftigen Anforderungen sollen den Verantwortlichen in Riesa Kopfschmerzen bereitet haben. Denn laut DRK sei die Landesrettungsschule am bestehenden Standort für die kommende Ausbildung des Notfallsanitäters nicht geeignet. Es fehle an der technischen und räumlichen Ausstattung für den Fachunterricht. Zudem soll sich auch die Vergabe des Rettungsdienstes im Landkreis Meißen an das DRK negativ auf die Schule ausgewirkt haben.

Seit diesem Jahr ist das Deutsche Rote Kreuz alleine zuständig. Bislang hatte es sich den Rettungsdienst in diesem Bereich mit ASB und Johannitern geteilt. Und während der ASB seine Mitarbeiter nach SZ-Informationen zu lukrativen Fortbildungen in der Landesrettungsschule schickte, greift das Deutsche Rote Kreuz natürlich auf seine eigene Einrichtung in Dresden zurück.

Dorthin könnten künftig auch die vierzig Riesaer Schüler gehen. Denn wie Alexander Löcher gestern mitteilte, erarbeite das Deutsche Rote Kreuz derzeit ein Konzept, wie die angehenden Riesaer Rettungsassistenten unter dem DRK-Dach ihre Ausbildung zu Ende bringen können. Dabei soll auch einigen bisher in Riesa tätig gewesenen Dozenten angeboten worden sein, für die noch ausstehende Ausbildungszeit ihrer Schützlinge übernommen zu werden.