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Landwirte leiden unter Trockenheit

Auf den Feldern im Landkreis Bautzen verdorrt das Getreide. Auch Raps, Mais und Grünfutter fehlt das Wasser.

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© Uwe Soeder

Von Jana Ulbrich

Bautzen/Kamenz. Der Weizen hier ist tot. Udo Noack hält ein paar verdorrte Halme in der Hand. Die trockene Erde rieselt von den Wurzeln. Die Ähren bestehen vor allem aus Spelzen. Die Körner sind winzig. Sie haben keinen Mehlkörper gebildet. Kümmerkörner eben. Der Chef der Heidefarm Sdier schüttelt den Kopf. „Solange ich hier bin, seit über 30 Jahren, hatten wir zwar immer mal wieder Trockenperioden, aber so etwas Extremes wie jetzt hatten wir noch nicht“, sagt der 57-Jährige.

Im ganzen Monat Mai hat es im Heideland zwischen Großdubrau und Klix nur zweimal geregnet: Zehn Liter am Himmelfahrtstag und 40 Liter letzten Mittwochabend, an dem Tag mit den schweren Gewittern. Von den 40 Litern ist fast kein Tropfen bis an die Wurzeln der Pflanzen gelangt. Bei der Hitze und dem Wind ist sämtlicher Niederschlag auch gleich wieder verdunstet. Udo Noack steht mit hängenden Armen im Weizen, der jetzt schon aussieht, als müsste er geerntet werden. „Alles notreif“, sagt Noack und wirkt ratlos. „Man fragt sich, wie das überhaupt noch werden soll, wie diese leichten Böden hier überhaupt noch bewirtschaftbar bleiben, wenn das so weitergeht.“

Trockenperioden werden häufiger

Klimaforscher prognostizieren bereits, dass das so weitergeht: Die Trockenperioden im Frühjahr werden häufiger und länger. Der Niederschlag ergießt sich dafür öfter unwetterartig als Starkregen: 30 Hektar Raps und 60 Hektar Wintergerste hat die Heidefarm letzten Mittwoch bei Luppa und Lomske durch Hagelschlag verloren. Ein paar Kilometer weiter müssen die Kartoffeln schon seit Tagen bewässert werden. Irgendwann, weiß Noack, rechnet sich das alles nicht mehr.

Im ganzen Landkreis macht den Landwirten die Trockenheit zu schaffen, nicht nur auf den sandigen Böden im Norden, sondern inzwischen auch im Süden des Kreises. Im Oberland ist im Mai nicht mal ein Viertel der normalerweise üblichen Regenmenge gefallen. Nur punktuell konnten andernorts bei örtlich begrenzten Gewittern die Niederschlagsmengen erreicht oder sogar überschritten werden, in Göda zum Beispiel, in Kriepitz bei Elstra oder um Kamenz. Der erste Grünlandschnitt hat landkreisweit nur drei Viertel der sonst üblichen Grasmenge gebracht, weiß Markus Büttner vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Kamenz. Der zweite Schnitt, der zurzeit geerntet wird, wird sogar nur noch halb so viel Masse bringen wie sonst. Dabei wird das Grünfutter dringend in der Tierproduktion gebraucht.

Qualität des Getreides leidet

Auch die Getreidebestände haben überall gelitten, schätzt Büttner ein. Er rechnet wegen der Trockenheit schon jetzt mit einer weit unterdurchschnittlichen Ernte. Nicht nur mengenmäßig, sondern vor allem auch in der Qualität. Was eigentlich bestes Mehl werden sollte, eignet sich vielerorts höchstens noch als schlechtes Futtergetreide. Aus dem Weizen hier bei Sdier, in dem Udo Noack gerade steht, wird wohl nicht mal mehr das. Der Chef der Heidefarm blickt nachdenklich: „Wir konnten hier schon im Vorjahr die Kosten nicht decken, obwohl wir eine überdurchschnittlich gute Ernte hatten“, sagt er.

Die Erzeugerpreise für Getreide sind immer noch im Keller. Der Agrarbetrieb muss, um kostendeckend zu arbeiten, wenigstens 80 Dezitonnen vom Hektar holen. Wie es jetzt aussieht, werden es diesmal – wenn überhaupt – vielleicht noch 50 Dezitonnen. Aber was wollen die Landwirte machen? „Wir sind nun mal vom Wetter abhängig“, sagt Udo Noack, „Jammern hilft uns da auch nicht“.

In den anderen Kulturen sieht es nicht viel besser aus: Der Raps wird jetzt schon braun. Der Mais bleibt klein und hat die Blätter eingerollt. Auf diese Weise versucht die Pflanze, sich vor der hohen Verdunstung zu schützen. Jeder Tag Trockenheit länger macht die Verluste jetzt größer, weiß Udo Noack. Und er weiß: Auch die nächsten Tage werden keinen Regen bringen. Erst zum Wochenende hin steigt wieder die Gewitterwahrscheinlichkeit.