Von Heike Sabel
Langenhennersdorf. Schmal ist es, ganz schön schmal, eigentlich ist gar kein Platz. Wenn die Langenhennersdorfer Schulkinder früh im Dunkeln zum Bus gehen, möchte man kein Schulkind und kein Autofahrer sein. Es gibt nämlich keinen Weg für Fußgänger und keine Gelegenheit nach rechts auszuweichen. Entweder stehen Häuser oder Geländer. An den Häusern kann man nichts ändern, jedenfalls kaum, an den Geländern schon. Zumindest dort, wo sie nach dem Hochwasser 2013 neu gebaut wurden. „Man hätte sie nur ein Stück versetzen müssen und die Fußgänger hätten einen Ausweich“, sagt Vater Frank Burkhardt.
Erstes Problem: Der Platz
Burkhardt hat mit seinen Kindern geredet, ist mit ihnen mehrfach den Weg gegangen, begleitet sie oft. „Es bleibt ein nicht unerhebliches Restrisiko“, sagt er. Nicht nur für Kinder, sondern auch für Senioren und alle, die im Dorf zu Fuß unterwegs sind. Manche würden selbst kurze Strecken lieber mit dem Auto fahren.
Die Richters haben ihr Haus genau in der Kurve. „Die Leute fahren schon vorsichtig, sind aber auch bei uns reingefahren“, sagen sie. „Die Kurve ist nicht von Pappe.“ Zu DDR-Zeiten soll sogar mal jemand überfahren worden sein. So weit will es Burkhardt nicht noch einmal kommen lassen. Deshalb hat er sich im Oktober 2015 an die Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel gewandt. Passiert sei seither nichts, nicht mal eine schriftliche Antwort habe er erhalten. Es geht ihm um die Sicherheit und den Fußweg, vor allem aber um das Problembewusstsein der Stadt. „Ich weiß, dass das schwer ist, aber ich will sehen, dass man sich kümmert.“ Die Hauptstraße in Langenhennersdorf hat eine Standardbreite von 6,50 Meter. „Wo wollen Sie da einen Fußweg bauen?“, sagt Bürgermeister Thomas Mutze (parteilos).
Zweites Problem: Das Geld
Und das ist nicht das einzige Problem. Das andere ist das Geld. Die Stadt hat derzeit keines für einen Gehweg.
Im Ortsteil Forsthaus sieht es offenbar besser aus. Dort soll im Rahmen des Baus der Staatsstraße durch das zuständige Landesamt auch ein Fußweg gebaut werden. Haken an der Sache: Hier könnte es passieren, dass die Grundstückseigentümer entlang des Fußweges ihn über die Straßenausbaubeiträge mitbezahlen. Zwar ist der Beteiligungssatz bei einer Staatsstraße geringer als bei einer kommunalen, Diskussionen aber gibt es immer. Ob die Anwohner bezahlen müssen, hängt noch von der Vereinbarung mit dem Landesamt ab, sagt Bürgermeister Mutze.
Er verweist auf andere Dörfer. In Breitenau, Börnersdorf, Hellendorf, Oelsen und Hartmannbach beispielsweise gibt es auch keine durchgehenden Gehwege, sagt er. „Auch dort gehen viele Kinder zur Schule, zahlenmäßig sogar mehr als in Langenhennersdorf.“ Wenn nächstes Jahr am Forsthaus gebaut wird, geht die Umleitung wieder durchs Dorf. Burkhardt wird bange bei dem Gedanken.
Drei Forderungen: Kontrollen, Tempolimit, Schilder
Für Langenhennersdorf bleiben offenbar vorerst nur Geschwindigkeitskontrollen. Polizei und Landratsamt werden darum gebeten, sagt Mutze. Auch Bürger könnten bei beiden Behörden entsprechende Wünsche äußern, habe das Landratsamt erst am Donnerstag den Kommunen mitgeteilt.
Schwellen auf der Straße, wie sie Burkhardt vorschlägt, die automatisch und immer zum langsameren Fahren animieren, müssen geprüft werden. Am liebsten hätte Burkhardt 30 km/h statt 40 km/h im Ort und nochmal Erinnerungsschilder. Am besten noch Achtungsschilder dazu. Schilder an Kreisstraßen aber sind Sache des Landkreises.
Einzige Zusage: Ein neues Bushäuschen
Nächstes Jahr will Bad Gottleuba-Berggießhübel mehrere neue Bushäuschen kaufen. Langenhennersdorf soll eines bekommen. Das jetzige ist noch immer das Provisorium vom Brückenbau und steht vorm ehemaligen Kulturhaus. Dort wird auch das neue Häuschen stehen, obwohl es jeden Morgen ein Chaos gibt. Weil nämlich die Eltern, die ihre Kinder nicht laufen lassen wollen, sie mit dem Auto bringen. Da schließt sich für Frank Burkhardt der Kreis. Dass der nicht zu durchbrechen ist, damit will er sich nicht abfinden. Er und andere erwägen nun eine Petition und Bürgerinitiative.