Merken

Lassen Sie uns über das neue Jahr reden, Hilke Wagner

19 Fragen für 2019: Heute beantwortet von Hilke Wagner, Direktorin des Dresdner Albertinums.

 5 Min.
Teilen
Folgen
© Ronald Bonss/Montage: SZ

Seit November 2014 ist Hilke Wagner Direktorin des Dresdner Albertinums und damit Chefin der Galerie Neue Meister. 1972 in Kassel geboren, studierte sie Kunstgeschichte, Philosophie und romanische Philologie in Kassel, Valencia und Madrid. Bevor sie nach Dresden kam, war Hilke Wagner Direktorin des Kunstvereins Braunschweig.

1. Mit wem würden Sie gerne mal für ein Jahr tauschen?

Es gibt viele Menschen, die ich bewundere, allein: Tauschen möchte ich nicht! Ich liebe meinen Beruf, bin dankbar für meine Aufgaben und meine wunderbaren Kolleginnen und Kollegen und freue mich auf die Herausforderungen 2019.

2. Welches Kulturereignis in Sachsen ist jetzt schon rot in Ihrem Kalender markiert?

Oskar Schlemmers Triadisches Ballett, das am 7. Juni im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele im Schauspielhaus Dresden aufgeführt wird. Mein Team hat mir zu Weihnachten Karten geschenkt, ich freue mich sehr darauf!

3. Welcher Feiertag sollte in Sachsen eingeführt werden?

Zwar kein Feiertag, aber den zu DDR-Zeiten üblichen, monatlichen Haushaltstag sollte man unbedingt wieder einführen!

4. Welches Wort wollen Sie 2019 nicht mehr hören und lesen?

„DDR-Kunst“ mit Bindestrich. Dafür höre ich gerne viel von der „Kunst aus der DDR“.

5. Welche Schlagzeile würden Sie gerne über Sachsen lesen?

Sachsen: weltoffen und innovativ

6. Was wünschen Sie sich von der Sächsischen Zeitung?

Eine sachliche Berichterstattung, die nicht auf Verkaufszahlen schielt und sich nicht mitreißen lässt von den hastigen, polemischen Polarisierungen unserer Zeit.

7. Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?

Alle Drogen, die mich interessieren, sind bereits legal. Spaß beiseite: Diese Debatte möchte ich kundigeren Mitmenschen überlassen.

8. An welcher Demonstration werden Sie sich beteiligen?

Sicherlich an einigen. Gerade in Dresden darf der öffentliche Raum nicht einseitig besetzt werden. Wir alle sind gefordert, uns für unsere Demokratie, für Toleranz, Respekt und Menschlichkeit einzusetzen und gemeinsam ein vielstimmiges Bild von Dresden zu zeichnen.

Seit November 2014 ist Hilke Wagner Direktorin des Dresdner Albertinums und damit Chefin der Galerie Neue Meister.
Seit November 2014 ist Hilke Wagner Direktorin des Dresdner Albertinums und damit Chefin der Galerie Neue Meister. © Archiv/Wolfgang Wittchen

9. Auf welche Begegnung sind Sie besonders neugierig?

Auf die mit der unbekannteren Seite von A. R. Penck! 2019 wäre Ralf Winkler 80 Jahre alt geworden, wir möchten ihn ehren mit einer großen Retrospektive im Albertinum und im Lipsiusbau. Von Dresden aus revolutionierte Penck in den 60er- und 70er-Jahren die Bildsprache der Malerei, und genau diese frühen Jahre interessieren mich besonders. Weit weniger bekannt als seine Bilder sind seine Künstlerbücher, Super-8-Filme, sein Interesse an Kybernetik, Mathematik oder der Free-Jazzer Penck.

10. Welche Aktien werden Sie kaufen?

Keine.

11. Welchen Wunsch wollen Sie Ihren Kindern erfüllen?

Für meine Patenkinder wünsche ich mir ein Leben in Offenheit und Demokratie. Mir wünsche ich mehr Zeit mit ihnen.

12. Welches Ritual werden Sie auch nächstes Jahr nicht ändern?

Mittags mit den Kollegen gemeinsam essen und bloß keine Kohlroulade in der benachbarten Polizeikantine verpassen – es gibt sie leider nur einmal im Monat.

13. Worauf hoffen Sie nach der Landtagswahl in Sachsen?

Auf eine stabile Regierung, die unsere demokratischen Grundsätze vertritt und stärkt und die Freiheit und Vielfalt von Kunst und Kultur schützt.

14. Welches Gewächs würden Sie zur „Pflanze des Jahres“ wählen?

Die Mimose.

15. Welche Sportart möchten Sie gerne mal selbst ausprobieren?

Nicht ausprobieren, aber auf Wunsch meines Teams unbedingt ausbauen: Am Schließtag nach Feierabend Tischtennis spielen im Lichthof des Albertinums.

Der Lichthof des Albertinums als Agora – als offener Ort der Begegnung und der Debatte über Kunst und die Themen, die unsere Gesellschaft im Innersten bewegen. Das ist Hilke Wagners Lieblingsbild des Jahres 2018. 
Der Lichthof des Albertinums als Agora – als offener Ort der Begegnung und der Debatte über Kunst und die Themen, die unsere Gesellschaft im Innersten bewegen. Das ist Hilke Wagners Lieblingsbild des Jahres 2018.  © Jürgen Lösel

16. Welchen Rat würden Sie der SPD-Chefin geben?

Zurücktreten! Nein, Spaß beiseite. Genau dies hat Frau Nahles immer wieder schnell von anderen gefordert. Es ist zu hoffen, dass gerade diese hitzigen und überstürzten Forderungen 2019 abnehmen, sich die Debatten versachlichen und wir aus der Spirale hysterischer Überreaktionen und extremer Polarisierungen herauskommen.

17. Welches Buch wollen Sie endlich lesen?

Jana Hensels und Wolfgang Englers „Wer wir sind“. Jana Hensels Zonenkinder habe ich über Weihnachten gelesen und wieder viel gelernt. Den neuen Band will ich bis zum 10. Januar gelesen haben, wenn Jana Hensel gemeinsam mit Gleichstellungsministerin Petra Köpping und dem Künstler Mario Pfeiffer zu Gast im Albertinum ist.

18. Warum wird 2019 besser als 2018?

Hoffen wir auf weniger Hitze und Hitzigkeit.

19. Welches ist Ihr persönlicher Lieblingsschnappschuss des Jahres?

Der Lichthof des Albertinums als Agora – als offener Ort der Begegnung und der Debatte über Kunst und die Themen, die unsere Gesellschaft heute im Innersten bewegen. Mit dem documenta-Kunstwerk „Demos“ des griechischen Künstlers Andreas Angelidakis als mobilem Sitzmöbel, das in seinem Stufensystem auf die frühe Demokratie verweist und sich hierarchiefrei als Podest für Sprecher oder Sitzgelegenheit für Zuhörer immer wieder zu neuen Foren aufbauen und einreißen lässt, haben wir 2018 hierfür die ideale Basis gefunden. Auch für die umfangreichen Gesprächs- und Vortragsformate zum Thema Kunst aus der DDR. Aus einer heftigen Debatte entwickelte sich hier ein fruchtbarer und konstruktiver Diskurs. Es ist gut zu sehen, dass wir Museen keine Mausoleen sind, sondern dass gerade hier die für unsere Gesellschaft so wichtigen Debatten geführt werden.

Weitere Texte aus der Reihe "19 Fragen für 2019":

Lukas Rietzschel

- Manaf Halbouni

- Peter Theiler

- Lara Liqueur

- Kathrin Kondaurow