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Laues Lüftchen für Sachsens Windkraft?

Die Landesregierung hat den Klimaschutz in ihrem Koalitionsvertrag verankert. Ein gutes Zeichen für die Windenergie?

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Die Windräder bei Wachau sorgen seit Ihrer Errichtung im Jahr 2000 kontinuierlich für sauberen Strom.
Die Windräder bei Wachau sorgen seit Ihrer Errichtung im Jahr 2000 kontinuierlich für sauberen Strom. © Thorsten Eckert

Nein, meint der Bundesverband WindEnergie (BWE) Sachsen. 

„Wir wollen den Klimaschutz als Staatsziel in der Sächsischen Verfassung verankern“, heißt es im Koalitionsvertrag der Sächsischen Landesregierung. Und weiter: „Sachsen soll Energieland bleiben. Wir leisten unseren Beitrag zur Umsetzung der Klimaziele.“ Dazu soll natürlich der Ausbau der regenerativen Energien gehören. Und dafür soll ein Masterplan „Energie und Klimaschutz“ beschlossen werden. Das Energie- und Klimaprogramm (EKP) soll sich an einem zusätzlichen Ausbau von 10 Terrawattstunden (TWh) Jahreserzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2030 orientieren. Für 2024 ist ein Zwischenziel von 4 zusätzlichen TWh vorgesehen. Ein Hauptteil davon soll durch Windenergie gewonnen werden. 

EEG-Vergütung sinkt für Anlagen, die 20 Jahre oder älter sind

Und Sachsen hat Nachholbedarf, wie die Statistik der vergangenen Jahre zeigt. 2019 gingen laut Bundesnetzagentur in Sachsen nur sechs neue Anlagen mit 17,8 Megawattstunden in Betrieb. Zum Vergleich: Beim Bau neuer Anlagen führt 2019 Brandenburg mit 73 Anlagen und einer Leistung von 240 MW die Liste mehr als deutlich an. „Die Situation der Windenergie in Sachsen ist dramatisch“, erklärt Prof. Martin Maslaton, Vorsitzender des Bundesverbandes Wind- Energie (BWE) in Sachsen. Von der Zielvorgabe in dieser Legislaturperiode 200 bis 250 neue Windenergieanlagen zu errichten, sei man derzeit meilenweit entfernt. „Wir müssen derzeit davon ausgehen, dass bis 2022 sogar weniger Windenergie in Sachsen ans Netz angeschlossen sein wird als heute.“ Der Grund: Ab Ende dieses Jahres fallen viele Windenergieanlagen aus der EEG-Vergütung weg, die 20 Jahre oder älter sind. Die Zukunft der meisten dieser Anlagen ist noch nicht geklärt, viele werden umweltverträglich abgebaut. „Schon heute können wir absehen, dass auch 2020 nur wenige neue Anlagen in Sachsen errichtet werden“, so Maslaton. 

Das ergibt sich aus den Ausschreibungsergebnissen von 2019: Nur vier Windenergieanlagen aus Sachsen mit einem Gesamtvolumen von 5,5 MW hatten einen Zuschlag in den bundesweiten Ausschreibungen erhalten. Nach dem Zuschlag kann eine Anlage in der Regel innerhalb der nächsten 24 Monate errichtet werden. Außerdem ist im Koalitionsvertrag der Landesregierung festgelegt, dass in Waldgebieten keine Anlagen errichtet werden dürfen und der Mindestabstand zu Wohnbebauung 1000 Meter beträgt. Die Energiebranche befürchtet, dass durch diese bevorstehenden Regeln der Ausbau der Windenergie zum Erliegen kommt. Auch Maslaton sieht die Abstandsregelung kritisch. Träte die Regel in Kraft, wären in Sachsen nur noch 37 Prozent der Fläche potenziell für Windkraftanlagen geeignet, zitiert er eine Untersuchung des Bundeswirtschaftsministeriums. 

Von Thorsten Eckert

Hier geht es zur Themenwelt: ENERGIE Strom und Wärme in Sachsen