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Lausitzer Früchteverarbeitung rettet Babysaft-Hersteller

Die Sohlander Firma sorgt dafür, dass es die Marke Kinella weiter gibt. Von der Übernahme profitiert sie aber auch selbst.

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© Robert Michalk

Von Katja Schäfer

Sohland. Die Lausitzer Früchteverarbeitung wächst. Das Sohlander Unternehmen hat auf einen Schlag 28 Mitarbeiter mehr und damit insgesamt rund 160. Die „Neuen“ arbeiten jedoch nicht in Sohland, sondern in Ellefeld im Vogtland. In dem kleinen Ort in der Nähe von Plauen werden von der Firma „Ackermanns Haus“ unter anderem Babysäfte mit dem Namen Kinella hergestellt. Sie sind aus der DDR bekannt und deshalb vor allem in den Ost-Bundesländern beliebt. Aber auch für Erwachsene wird produziert, unter anderem unter der Marke Vitahaus Säfte.

Seit Monatsbeginn gehört das Unternehmen zur Lausitzer Früchteverarbeitung. Die Sohlander haben es gekauft und damit gerettet. Denn die Ellefelder Firma hatte im Februar Insolvenz beantragt. „Kinella ist eine Traditionsmarke, die wir weiter entwickeln wollen. Damit erreichen wir künftig noch mehr Kunden, denn Kindernahrung hatten wir bisher nicht im Sortiment“, begründet Lausitzer-Prokurist Maximilian Deharde die Übernahme. Es ist nicht die erste für den Sohlander Betrieb. Vor drei Jahren hatte er die insolvente Rostocker Konfitüren-Manufaktur Rokoma gekauft. „Die Erfahrungen, die wir dabei gemacht haben, sind sehr positiv. Daher sehen wir uns auf den jetzigen Schritt gut vorbereitet“, sagt Deharde.

So wie die Rokoma-Marmeladen und Konfitüren nach wie vor an der Ostsee hergestellt werden, laufen auch in Ellefeld die Maschinen und Anlagen weiter – nachdem sie zu Jahresanfang still standen. „Dort wird weiter produziert und auch investiert“, betont der Prokurist der Lausitzer Früchteverarbeitung. Allerdings bleibt im Vogtland nur die Hälfte der einst rund 60 Arbeitsplätze erhalten. „Die Verwaltung und Teile der Qualitätssicherung werden jetzt von Sohland aus betrieben. Zudem wird es in Ellefeld künftig keinen Betriebsverkauf mehr geben“, begründet Deharde. Die Produktion im Vogtland erfolgt weiterhin im Drei-Schicht-System. Das Sortiment von „Ackermanns Haus“ bleibt vorerst wie gewohnt erhalten. In Zukunft werde es jedoch an den Markt angepasst und durch neue Produkte ergänzt, kündigt der Sohlander Prokurist an.

Die Lausitzer Früchteverarbeitung, die rund 300 verschiedene Produkte herstellt – von Orangensaft über Pflaumenmus bis hin zu Gewürzgurken sowie Frucht- und Gemüsezubereitungen für die Lebensmittelindustrie, bringt selbst regelmäßig neue Waren auf den Markt. 2015 waren es zum Beispiel eine Stille Grapefruitschorle, Rote Grütze im Glas, Wildpreiselbeeren sowie Apfelmark ohne Zuckerzusatz. Im Sommer sollen die beliebtesten Konfitürensorten – Erdbeere, Aprikose, Kirsche und Schwarze Johannisbeere – in modernisierten Verpackungen auf den Markt kommen. An der Produktion in Sohland ändere sich durch die Übernahme von „Ackermanns Haus“ nichts, betont Maximilian Deharde. Der zusätzliche Standort ermögliche es der Firma aber, durch die dort vorhandene Technik, künftig auch Saft in Plastikflaschen abzufüllen sowie Pouches zu produzieren. Das sind kleine Beutel, die einen Boden haben und dadurch stehen können. Um an den Inhalt heranzukommen, quetscht der Verbraucher sie aus; meist direkt in den Mund.

„Ackermanns Haus“ wurde 1934 als kleine Mosterei gegründet. Neben Säften stellt es Smoothies und Glühwein her. Zuletzt gehörte es zur französischen Firmengruppe Fruiterroir. Mit der Übernahme hat sich die Lausitzer Früchteverarbeitung selbst ein Geburtstagsgeschenk gemacht: In diesem Jahr begeht das Sohlander Unternehmen 115-jähriges Bestehen.