Pirna
Merken

Als 13-jähriger Jude im Dritten Reich

Schauspieler Thomas Darchinger schildert in einer Lesung in Pirna das Schicksal eines Nazi-Opfers. Dazu macht sich auch der Kultusminister Gedanken.

 2 Min.
Teilen
Folgen
Schauspieler Darchinger (r.): Geschichte wird greifbar.
Schauspieler Darchinger (r.): Geschichte wird greifbar. © Thomas Kretschel

Rund 800 Schüler ab Klasse 8 aus insgesamt zehn Gymnasien und Oberschulen werden ab 25. März an einem besonderen Geschichtsunterricht teilnehmen. Mit einer szenischen Lesung von Schauspieler Thomas Darchinger wird die authentische Geschichte und das Schicksal eines jüdischen Jungen im Dritten Reich für die Schüler lebendig. Musikalisch begleitet wird die Lesung durch Wolfgang Lackerschmid. Das besondere Projekt wird vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus unterstützt. In Pirna ist Darchinger am 26. März im Berufsschulzentrum Copitz zu Gast.

„Geschichte ist für viele Schüler und Heranwachsende weit weg von dem eigenen Leben im Hier und Jetzt. Viele haben keine Großeltern mehr, die die Zeiten der NS-Diktatur bewusst miterlebt haben. Geschichte muss daher für Schüler greifbar und lebendig werden. So prägen sich die geschichtlichen Ereignisse besser ein, und den Jugendlichen wird schnell klar, ihr Leben in einer friedlichen Demokratie ist nicht selbstverständlich“, sagt Kultusminister Christian Piwarz. Der Minister betonte, dass das aktuelle Projekt einen wichtigen Beitrag dazu leiste, die Wertschätzung und die Weiterentwicklung der freiheitlichen Demokratie zu fördern.

Die dargestellte Geschichte handelt von einem jüdischen Jungen im Deutschland des Dritten Reiches. Solly Ganor ist 13 Jahre alt, als deutschen Truppen im Sommer 1941 in seine Heimatstadt Kaunas (Litauen) einfallen. Von einem Tag auf den anderen ist seine Kindheit zu Ende. Er wird mit seiner Familie ins Ghetto getrieben und muss zusehen, wie Freunde und Verwandte auf der Stelle ermordet werden. Der Junge lernt zu überleben und ist schon hundertmal gestorben, ehe er nach der Auflösung des Ghettos im Sommer 1944 zunächst ins Lager Stutthof (bei Danzig) und von dort in ein Außenlager des KZ Dachau deportiert wird. Inmitten einer bayerischen Bilderbuchlandschaft erfährt Solly am eigenen Leib, was Nationalsozialisten unter „Vernichtung durch Arbeit“ verstehen. Vor den anrückenden Alliierten wird er mit den wenigen noch lebenden Häftlingen auf einem der berüchtigten Todesmärsche in Richtung Alpen getrieben und unterwegs von amerikanischen Soldaten befreit. Es ist die Geschichte eines gejagten Jungen, der fünfzig Jahre lang im Überlebenden Solly Ganor geschwiegen hat und der sich nun mit aller Kraft zu Wort meldet: de Stimme aus einem anderen Leben. (SZ)

Für Informationen zwischendurch aufs Handy können Sie sich unter www.szlink.de/whatsapp-regio anmelden.

Und unseren ebenfalls kostenlosen täglichen Newsletter abonnieren Sie unter www.sz-link.de/pirnaheute