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Leckwitzer beklagen Wacker-Lärm

An den offiziellen Messstellen werden alle Richtwerte eingehalten, sagt die Landesdirektion. Trotzdem gibt es Beschwerden.

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Von Antje Steglich

Leckwitz ist ein beschauliches Fleckchen Erde. Und auch Beate Fuß lebt hier idyllisch und gern in der Nähe des Teiches – wenn da nicht der ständige Lärm durch die Wacker Chemie AG wäre, sagt sie. Nur etwa 500 Meter Luftlinie sind es von dem Häuschen der Leckwitzerin bis zum Werk. Und wie schon im vergangenen Jahr machte sie ihrem Frust auch beim diesjährigen Nachbarschaftsgespräch des Unternehmens Luft. Sie will dabei nicht als Meckerer verstanden wissen, betonte sie ausdrücklich. Denn sie freue sich über die positiven wirtschaftlichen Aussichten für Wacker für die nächsten Monate, die Werkleiter Gerd Kunkel präsentierte. „Ich fühle mich auch absolut nicht unsicher durch das Werk. Aber es ist eben unverändert laut“, so Beate Fuß. Vor allem die Abende am Wochenende empfinde die Familie als belastend: „Das geht bis früh, das ist schon anstrengend. Ich will es nicht dramatisieren, aber jeder wird sicher verstehen, wie das ist, wenn man nachts nicht schlafen kann“, erklärte die Leckwitzerin. Vom Schlafzimmer aus hat sie selbst nun sogar privat den Lärm gemessen, zwischen 48 und 55 Dezibel liege der Wert an den Samstagen.

Der offizielle Wert der Wacker Chemie liegt allerdings weit darunter. Der wurde nach der Werkserweiterung im Frühjahr 2013 von einer amtlich anerkannten Fachstelle ermittelt, wie Wolfgang Semmler, verantwortlich für Umwelt und Sicherheit am Nünchritzer Standort, im vorigen Jahr erläuterte. Die Lärmmessungen hätten demnach über einen „längeren Zeitraum“ auf der Meißner Straße am Ortseingang von Leckwitz stattgefunden. Während des Nachtzeitraums zeigten die Geräte bei Volllastbetrieb des Chemiewerkes durchschnittlich 40,5 Dezibel an. Der genehmigte Wert für Wacker läge bei 43 Dezibel, der gesetzliche Richtwert für die Nacht sogar bei 45 Dezibel. „Die Vorschriften werden eingehalten“, betonte deshalb erneut Werkleiter Kunkel, „so leid es mir für Sie persönlich auch tut.“ Auch könne er sich nicht vorstellen, dass es gerade am Wochenende lauter sein sollte als unter der Woche, denn es gebe keine Zyklizität in der Produktion. Nichtsdestotrotz versprachen sowohl Gerd Kunkel als auch Wolfgang Semmler, sich das Problem einmal vor Ort ansehen zu wollen. Denn vielleicht gibt es tatsächlich Unterschiede zwischen der Messstelle am Ortseingang und dem Wohnort der Fuß’, wie die Familie glaubt.

Grundsätzlich wurden die speziellen Messpunkte zwar aufgrund eines Lärmschutzgutachtens und nach einer Ortsbesichtigung durch die Genehmigungsbehörde, sprich der Landesdirektion, festgelegt. Bei nachträglichen Lärmbeschwerden erfolgt aber im Regelfall eine unangekündigte Pegelmessung durch die Behörde, erklärte die stellvertretende Sprecherin der Landesdirektion Sachsen Jana Klein auf Nachfrage der SZ. Und bei begründetem Verdacht auf eine nicht nur kurzzeitige Richtwertüberschreitung könne sogar eine neue Messanordnung an den Betreiber erlassen werden, die auch neue Immissionsorte einbeziehe. Nach aktuellen Erkenntnissen hält Wacker jedoch die Lärm-Richtwerte ein, sagte Jana Klein.

Egal übrigens, ob es neue Messungen geben wird oder nicht, ein Hoffnungsschimmer bleibt für die Leckwitzer. Die Wacker Chemie AG hat nämlich bereits umfangreiche Pflanzungen vorgenommen, die das Dorf ebenfalls vor dem Lärm des Werkes schützen können. Beate Fuß: „Das sehen wir sehr positiv. Das braucht aber noch viel Zeit, bis es wächst.“