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Leere Bahnhöfe: GDL legt Nah- und Fernverkehr nahezu lahm

Der massivste Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn hat in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen den Nah- und Fernverkehr nahezu lahmgelegt.

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Leipzig - Nach dem Güterverkehr bestreikte die Gewerkschaft GDL von 2.00 Uhr an auch den Nah- und Fernverkehr. „Es bewegt sich nur sehr wenig“, sagte Peter Korleck, Vize- Vorsitzender der Lokführer-Gewerkschaft GDL Mitteldeutschland. In den drei Ländern fuhr laut GDL nur jeder zehnte Zug. Die Bahn bezeichnete die Situation dennoch als entspannt. „Auf den Bahnhöfen ist wenig los und der Ersatzfahrplan ist stabil“, sagte ein Sprecher am Donnerstag in Leipzig. Ein Großteil der Strecken könne aber nur mit Bussen bedient werden.

Insgesamt war der Fahrplan stark ausgedünnt: Laut Bahn wurden nur etwa 15 Prozent der Verbindungen im Nah- und Fernverkehr aufrechterhalten. Nach Möglichkeit sollten über den Ersatzplan hinaus Züge angeboten werden. „Ihr Einsatz erfolgt operativ“, sagte der Sprecher. Die ICE-Linie Berlin - Leipzig - München werde generell im Zwei-Stunden-Takt angeboten. Zudem sollten mehrere ICE-Züge von Leipzig nach Erfurt eingesetzt werden.

Im Osten nahezu Stillstand

Im Güterverkehr herrschte im Osten nahezu Stillstand. Der Annahmestopp für Güterzüge blieb bestehen. „Was für die Volkswirtschaft wichtig ist, wird aber gefahren“, betonte der Bahn- Sprecher. Als Beispiele nannte er Kraftwerks- sowie Chemietransporte. Für die notwendigsten Transporte seien teilweise Verträge mit anderen Verkehrsunternehmen abgeschlossen worden. Zudem hätten einige Kunden Waren von der Schiene auf die Straße verlagert. „Zumindest teilweise sind uns durch den Streik Marktanteile verloren gegangen“, sagte er.

In der Automobilwirtschaft zeichnen sich erste Folgen ab: „Wir kommen langsam in Nöte“, sagte der Sprecher von Volkswagen Sachsen, Gunter Sandmann. Erschwerend zum Arbeitskampf bei der Bahn kämen der Wintereinbruch und der Bahnstreik in Frankreich hinzu. Bis Freitag sah er die Produktion aber als gesichert. Auch im Leipziger Werk des Stuttgarter Autobauers Porsche gab es zunächst keine Produktionsausfälle. Ein Zug aus Tschechien mit den Karosserien sei am frühen Morgen pünktlich ankommen, sagte ein Sprecher.

80 streikende Lokführer am Dresdner Hbf

Pendler und Reisende hatten sich auf den Streik eingestellt: Auf den sächsischen Bahnhöfen herrschte wenig Betrieb. Im Leipziger Hauptbahnhof, den sonst täglich rund 150.000 Fahrgäste nutzen, herrschte am Vormittag gähnende Leere. In Dresden bekräftigten im Hauptbahnhof etwa 80 streikende Lokführer mit einer Demonstration ihre Forderungen im Arbeitskampf mit der Deutschen Bahn. Die Aktion wurde nach etwa zehn Minuten vom Bahnhofsmanagement unterbunden.

Der auf 62 Stunden angelegte bundesweite Arbeitskampf soll Samstagfrüh enden. Mit der Aktion will die GDL im festgefahrenen Tarifkonflikt mit der Bahn den Druck erhöhen. Legt der Konzern kein neues Angebot vor, hält die Gewerkschaft einen unbefristeten Streik für möglich. Die GDL verlangt einen eigenständigen Tarifvertrag für das Fahrpersonal und bis zu 31 Prozent mehr Einkommen. (dpa)