Leipzig. Das größte zeitgenössische Deckengemälde Europas im Leipziger Gewandhaus muss saniert werden. Nach Dacharbeiten 2009 wurden an dem 712 Quadratmeter großen Werk des Malers Sighard Gille Wasserschäden festgestellt. Hässliche Schlieren verunzieren eine Ecke des Werkes „Gesang vom Leben“. An diesem Mittwoch treffen sich Vertreter der Stadt Leipzig und des Gewandhauses, um über das Vorgehen zu beraten. Knackpunkt ist das Geld, wie der technische Leiter des Gewandhauses, Bernd Schöneich, sagte.
Ein Gutachten habe die komplette Überarbeitung des gut 30 Jahre alten Gemäldes mit 46.000 Euro veranschlagt, sagte Schöneich. Neben dem eingedrungenen Wasser haben auch Staub und UV-Licht dem imposanten Bild zugesetzt. Es ist etwas verblichen. Allerdings sei die Frage, ob diese Komplettreinigung wirklich nötig ist oder ob es nicht auch ausreicht, die Wasserspuren zu beseitigen. Das Gewandhaus gehört der Stadt Leipzig. „Wir wären schon froh, wenn wir zu dem Ergebnis kämen, dass es 2013 gemacht werden kann“, sagte Schöneich.
Maler zur Zusammenarbeit bereit
Maler Gille (71) sieht eine Reinigung des gesamten Gemäldes skeptisch. „Für mich ist das relativ schwer vorzustellen. Ich habe sehr wenig Bindemittel verwendet. Das heißt, die Farbpigmente sitzen ziemlich oben. Wenn man das reinigt, habe ich die Befürchtung, dass etwas von dem Bild weggeschrubbt wird“, sagte Gille. Er sei aber bereit, sich mit der Gutachterin zusammenzusetzen. Man müsse an einer kleinen Stelle ausprobieren, wie sich eine Reinigung auswirkt.
Wichtig sei ihm vor allem, dass der Wasserschaden verschwindet, sagte Gille. „Ich hätte schon lange was gemacht, wenn ich die Gerüste dagehabt hätte. Mir geht es nicht ums Geld oder die Honorierung, sondern darum, dass es schnell ausgebessert wird.“ So lange er körperlich dazu in der Lage sei, stehe er für die Arbeiten zur Verfügung.
Für den „Gesang vom Leben“ hatte sich Gille, ein Vertreter der Malerei der Leipziger Schule, von der Musik des Komponisten Gustav Mahler inspirieren lassen, insbesondere von dessen symphonischer Komposition „Lied von der Erde“. Er malte ein Jahr an seinem Werk, das sich über mehrere Ebenen des Gewandhauses erstreckt. (dpa)