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Frauenpower beim Leipziger Buchpreis

Vier Autorinnen befinden sich auf der fünf Plätze umfassenden Nominierten-Liste für den Leipziger Buchpreis. Das gab es noch nie.

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Der Preis der Leipziger Buchmesse wird in den drei Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzungen vergeben.
Der Preis der Leipziger Buchmesse wird in den drei Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzungen vergeben. © Jan Woitas/dpa

Leipzig. Die Auswahl für den Preis der Leipziger Buchmesse ist in diesem Jahr so weiblich wie nie. In der Kategorie Belletristik setzte die Jury vier Frauen auf die fünf Plätze umfassende Nominierten-Liste, wie die Messe am Dienstag mitteilte. Damit ist der Anteil der Autorinnen so hoch wie nie zuvor.

Hoffnungen auf die Auszeichnung können sich Iris Hanika ("Echos Kammern"), Judith Hermann ("Daheim"), Friederike Mayröcker ("da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete") und Helga Schubert ("Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten") machen. Der Schweizer Christian Kracht vervollständigt die Shortlist mit seinem Roman "Eurotrash".

Die Nominierten:

"Echos Kammern" von Iris Hanika.
"Echos Kammern" von Iris Hanika. © Droschl Verlag/dpa
"Daheim" von Judith Hermann
"Daheim" von Judith Hermann © S.Fischer/dpa
"da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete" von Friederike Mayröcker
"da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete" von Friederike Mayröcker © Suhrkamp-Verlag/dpa
"Vom Aufstehen: Ein Leben in Geschichten" von Helga Schubert
"Vom Aufstehen: Ein Leben in Geschichten" von Helga Schubert © dtv Verlag
"Eurotrash" von Christian Kracht
"Eurotrash" von Christian Kracht © Kiepenheuer & Witsch

Es geht um Qualität, nicht um Quote

Die Leipziger reihen sich mit dieser Auswahl ein in den Trend zum #Frauenlesen. Unter diesem Hashtag werden seit geraumer Zeit in den Sozialen Medien Tipps für Autorinnen ausgetauscht. Auch der Frankfurter Buchpreis hatte auf seiner Shortlist im vorigen Herbst schon ein weibliches Übergewicht. Vier der sechs Nominierten waren Autorinnen. Es sei aber nicht um Quote, sondern um Qualität gegangen, hatte die Frankfurter Jury betont.

«Man darf da nicht zu viel reininterpretieren», sagt auch der Hamburger Literaturkritiker Rainer Moritz. Es sei gut, dass Frauen mehr Aufmerksamkeit bekämen, weil sie in den vergangenen 20, 30 Jahren bei Preisen zu wenig berücksichtigt worden seien. Aber das dürfe nun auch nicht in die Absicht umschlagen, die Männer auszugrenzen.

Die Leipziger Shortlist nennt Moritz "eine starke Auswahl". Nicht ganz überraschend zählten dazu Judith Hermann oder Helga Schubert, die voriges Jahr im Alter von 80 Jahren den Bachmann-Preis gewann. Ihr Buch "Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten" ist autobiografisch geprägt. Auch Hermanns "Daheim" erzählt eine Lebensgeschichte. "Was das Buch will, das kann es auch", sagt dazu Jury-Chef Bisky.

Keine Schriftsteller-Debüts unter den Nominierten

Anders als in vorherigen Jahren findet sich diesmal kein Debüt auf der Belletristik-Liste. Auch Kracht, Hanika und natürlich Mayröcker sind seit Jahren und Jahrzehnten etablierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller.

Für den Preis der Leipziger Buchmesse wurden dieses Jahr 389 Werke eingereicht. Er wird in den drei Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzungen vergeben und ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert - 15.000 Euro gehen an die jeweiligen Gewinner und Gewinnerinnen, je 1.000 Euro ist eine Nominierung wert.

Nach der Absage der Leipziger Buchmesse wegen der Corona-Pandemie ist zur Preisverleihung ein Festaktakt am 28. Mai in der Kongresshalle Leipzig geplant. Ob Zuschauer dabei sein können oder es nur ein Live-Stream wird, ist laut Messe noch offen. "Mir wäre es am liebsten, wenn Publikum zugelassen wäre", sagt Jury-Chef Bisky. Schließlich solle der Preis möglichst viel Aufmerksamkeit erzeugen. "Aber wir werden uns selbstverständlich an alle Regeln halten."

In der Sachbuch-Rubrik nominierte die Jury Christoph Möller ("Freiheitsgrade"), Heike Behrend ("Menschwerdung eines Affen"), Dan Diner ("Ein anderer Krieg"), Michael Hagner ("Foucaults Pendel und wir") und Uta Ruge ("Bauern, Land").

Das allgegenwärtige Thema Corona spielt dabei noch keine Rolle. "Da erschien uns Anderes interessanter", sagt Bisky. Lediglich Möller widme ein Kapitel in "Freiheitsgrade" der Freiheit in der Pandemie. Die Bücher seien "in Thema und Form unterschiedlich. Das ist beim Sachbuch nie falsch", sagt Bisky.

In der dritten Kategorie wurden Übersetzungen aus dem amerikanischen Englisch ("USA-Trilogie"), dem kanadischen Französisch ("Der große Absturz"), dem Ungarischen ("Apropos Casanova", dem Englischen ("Pippins Tochters Taschentuch") und dem Norwegischen ("Die Vögel") ausgewählt. (dpa)