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Leipzigs Niemeyer-Kugel füllt sich mit Leben

Seit zwei Jahren ist die Niemeyer-Kugel in Leipzig fertig. Immer mittwochs öffnet das Restaurant für das Publikum - jedenfalls wenn das die Corona-Pandemie zulässt.

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Die "Niemeyer Sphere" auf dem Leipziger Betriebsgelände des Kranbauers Kirow musste wegen Corona immer wieder schließen.
Die "Niemeyer Sphere" auf dem Leipziger Betriebsgelände des Kranbauers Kirow musste wegen Corona immer wieder schließen. © dpa/Waltraud Grubitzsch

Leipzig. Auf, zu, auf, zu, auf - die ersten beiden Jahre sind für die Niemeyer-Kugel in Leipzig wegen Corona holprig verlaufen. Seit der Eröffnung des spektakulären Restaurant-Baus auf dem Betriebsgelände des Kranbauers Kirow im Sommer 2020 hat die Pandemie den Takt vorgegeben.

Eigentlich soll der letzte realisierte Entwurf des brasilianischen Star-Architekten Oscar Niemeyer (1907-2012) auch regelmäßig für das Publikum offen stehen. Koch Tibor Herzigkeit unternimmt mit seinem Team nun schon den dritten Anlauf dazu. An Interesse mangelt es nicht.

Immerhin ist die weiße Kugel, die offiziell "Niemeyer Sphere" heißt, ein ganz besonderer Ort. Von weitem sieht sie aus wie ein riesiger Schneeball, der genau auf der Ecke eines Backsteingebäudes gelandet ist. Von nahem erinnert sie an den Helm eines Sternenkriegers. Kirow-Besitzer Ludwig Koehne hat den Anstoß für das Projekt gegeben. Der Architektur-Fan hatte sich nach Unternehmensangaben mit einem Brief an Niemeyer gewandt. 2011, ein Jahr vor seinem Tod, konzipierte der Brasilianer die Kugel.

Gastronom Herzigkeit lädt immer mittwochs zum Publikumstag ein. 35 Gäste können unter der Kuppel aus dreieckigen Scheiben Platz nehmen und tafeln. "10 bis 14 verschiedene kleine Sachen" tischt der Koch auf. "Der Anspruch ist, dass 80 Prozent der Zutaten aus der Region kommen", sagt der 52-Jährige. Dazu verspricht er "kein Schickimicki" und "keine langen Weinerklärungen". Tischdecken werde man ebenso vergebens suchen.

Tibor Herzigkeit steht auf der Terrasse der "Niemeyer Sphere"
Tibor Herzigkeit steht auf der Terrasse der "Niemeyer Sphere" © dpa/Waltraud Grubitzsch

Die Gastronomie für die Location zu organisieren, ist durchaus aufwendig. "In der Kugel selbst gibt es nicht mal einen Kühlschrank", verrät Herzigkeit. Gekocht wird unten in der Kirow-Kantine, auf deren Ecke die weiße Kugel thront. Mit einem Fahrstuhl werden die Speisen nach oben transportiert. Herzigkeit vergleicht ein Essen bei ihm mit einem Theaterbesuch. "Man muss sich mit den Gegebenheiten abfinden", sagt er und betont gleich mehrmals: "Der Star ist die Kugel."

Dass man in Leipzig "einen Abend bei Oscar" verbringen kann, habe sich trotz aller Corona-Schwierigkeiten schon weit herumgesprochen. "Es kommen auch internationale Anfragen", erzählt Herzigkeit. Die Kugel kann auch für Firmen-Events oder Hochzeiten gebucht werden.

Die lokalen Gäste kommen aus den unterschiedlichsten Gründen. Ein 58-Jähriger, der noch zu DDR-Zeiten bei Kirow Maschinen- und Anlagenmonteur gelernt hat, hat den Abend von seiner Frau geschenkt bekommen. Anne Beeskow (31) hat das Essen als Geburtstagsgeschenk für ihren Partner Sebastian Ebel (35) organisiert. Die beiden erwarten bald ein Baby. "Das nehmen wir nochmal mit", sagt Beeskow lachend.

Bis Oktober seien die Publikumsabende ausgebucht, sagt Herzigkeit. Er blickt aber schon mit Sorgen auf den Herbst und den Winter. "Ab November wird es ruhiger, weil niemand weiß, wie es wird." Es gebe auch keine Anfragen für Weihnachtsfeiern, "alle machen nur Sommerfeiern". Seine Wünsche für die Zukunft fallen darum nicht groß aus: "Eine Routine wäre schon schön." (dpa)