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Klima-Demonstranten kleben sich auf Bundesstraße in Leipzig fest

Sechs Aktivisten protestieren am Montag auf der Jahnallee in Leipzig gegen die aktuelle Klimapolitik. Einige kleben sich auf der Straße fest. Die Polizei leitet Ermittlungen ein. Beitrag mit Video.

Von Erik-Holm Langhof
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Mehrere Klima-Demonstranten haben sich am Montag auf der B87 (Jahnallee) in Leipzig festgeklebt und gegen die aktuelle Klimapolitik demonstriert.
Mehrere Klima-Demonstranten haben sich am Montag auf der B87 (Jahnallee) in Leipzig festgeklebt und gegen die aktuelle Klimapolitik demonstriert. © SZ

Leipzig. Autofahrer in Leipzig mussten sich am Montagmorgen etwas mehr gedulden, weil sich mehrere Klima-Aktivisten der Bewegung "Letzte Generation" auf der viel befahrenen Bundesstraße 87 festgeklebt hatten. Weitere setzten sich daneben und hielten mehrere Transparente hoch. Dadurch kam es im Leipziger Berufsverkehr zu massiven Verkehrseinschränkungen und langen Staus.

Nach eigenen Angaben wollten die sechs jungen Erwachsenen darauf aufmerksam machen, dass nur noch ein kurzes Zeitfenster von wenigen Jahren existiere, um die Klimakatastrophe aufzuhalten. Ihre Positionen äußerten sie am Morgen immer wieder lautstark auf der Straße.

"Wir sitzen hier auf der Straße, weil wir einen Klimakollaps verhindern wollen. Es darf daher auch keine neue Infrastruktur für fossile Stoffe geben, auch keine Bohrungen nach Öl in der Nordsee", so die 20-jährige Lina Schinköthe, eine der Demonstrantinnen am Montag. "Wir fordern eine Lebenserklärung von Klimaschutz-Minister Robert Habeck (Grüne), in der er verspricht, dass es keine neuen fossile Infrastruktur oder Öl-Bohrungen geben wird."

Strafverfahren gegen Beteiligte eingeleitet

Die unangemeldete Demonstration ist am Montagmorgen bei Leipzigern auf unterschiedliche Reaktionen gestoßen. Bei der Vorbeifahrt begrüßten einige Radfahrer die Aktion, auch Passanten tauschten sich mit den Protestlern aus. Andere, darunter auch mehrere Autofahrer, griffen die Aktivisten verbal an.

"Mit diesen Aktionen handeln sich die Leute, deren Forderungen eigentlich richtig sind, nur noch mehr Hass ein. Solche Blockaden und das Festkleben an einer Straße ist meines Erachtens völliger Blödsinn", sagt ein Leipziger. Ihm entgegnen die Aktivisten, dass ziviler Ungehorsam schon immer ein legitimes Mittel war.

Etwas anders sieht das Polizeisprecher Olaf Hoppe. Gegenüber Sächsische.de erklärt er, dass gegen alle sechs deutschen Beteiligten (drei Frauen und drei Männer im Alter von 20 bis 24 Jahren) ein Strafverfahren wegen des Anfangsverdachts der Nötigung aufgenommen wurde. "Es wurden 75 Autofahrer durch die Protestaktion behindert. Dadurch entsteht ein entsprechender Verdacht einer Straftat", erklärt er.

Klima-Aktivistin Lina Schinköthe wird von Polizeibeamten von der Straße getragen.
Klima-Aktivistin Lina Schinköthe wird von Polizeibeamten von der Straße getragen. © SZ
Ein Rettungssanitäter von der Feuerwehr Leipzig löst eine festgeklebte Hand mit Olivenöl.
Ein Rettungssanitäter von der Feuerwehr Leipzig löst eine festgeklebte Hand mit Olivenöl. © SZ
Neben der Straße wurde die spontane Demonstration kurzzeitig weitergeführt.
Neben der Straße wurde die spontane Demonstration kurzzeitig weitergeführt. © SZ

Die vier mit Sekundenkleber an der Straße festgeklebten Beteiligten wurden von der Feuerwehr mit Öl befreit und anschließend von Polizeibeamten an den Straßenrand getragen. Auch die anderen zwei wurden von der Straße entfernt. Nach der Aufnahme der Personalien konnten die Aktivisten den Ort verlassen.

Die Polizeibehörde der Stadt Leipzig hatte den sechs Menschen zunächst angeboten, eine Spontan-Demonstration neben der B87 anzumelden. Dies lehnten sie jedoch Olaf Hoppe zufolge ab. Wie der Sprecher mitteilt, sei es nach erstem Kenntnisstand die erste Aktion vergleichbarer Art im Leipziger Stadtgebiet. Gleichwohl sei die Bewegung und auch einzelne Teilnehmer dieser Aktion am Montag der Polizei bereits bekannt.

Eine weitere Straßenblockade gab es am Montag in Heidelberg. Der Rettungsdienst habe die Verklebung aber nach kurzer Zeit entfernt und die vier Aktivisten von der Straße gebracht, sagte ein Polizeisprecher. In Stuttgart verhinderte die Polizei eine Blockade. Die "Letzte Generation" kündigte an, dass es ab jetzt ähnliche Aktionen jeden Montag in ganz Deutschland geben solle. (mit dpa)