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Linksextreme Krawalle in Leipzig: Zehn Männer in U-Haft

Nach den "Tag X"-Protesten in Leipzig sitzen die ersten Demonstranten in Untersuchungshaft. Derweil gibt es am Vorgehen der Polizei viel Kritik. Leipzigs oberster Polizeibeamter verteidigt den Einsatz.

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Im Zusammenhang mit den linksautonomen Krawallen zum "Tag X" in Leipzig sind zehn Männer in Untersuchungshaft genommen worden.
Im Zusammenhang mit den linksautonomen Krawallen zum "Tag X" in Leipzig sind zehn Männer in Untersuchungshaft genommen worden. © Sebastian Willnow/dpa

Leipzig. Im Zusammenhang mit den linksautonomen Krawallen zum "Tag X" in Leipzig sind zehn Männer in Untersuchungshaft genommen worden. Ihnen werden schwerer Landfriedensbruch, tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte sowie versuchte gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig, Ricardo Schulz, am Montag sagte.

Fünf Männer im Alter von 20 bis 32 Jahren sollen sich an den Ausschreitungen am Freitagabend beteiligt haben. Dabei waren im Stadtteil Connewitz Steine und Pyrotechnik auf Polizisten geworfen worden. Zudem wurden zahlreiche Barrikaden in Brand gesetzt.

Die anderen Taten ereigneten sich laut Staatsanwaltschaft am Samstag, dem eigentlichen "Tag X". Zwei 36 und 33 Jahre alten Männern werden ein Stein- und ein Flaschenwurf auf Beamte zur Last gelegt. Bei den drei anderen Verdächtigen im Alter von 24, 25 und 34 Jahren lautet der Tatvorwurf schwerer Landfriedensbruch.

Laut Staatsanwaltschaft wurden noch gegen zwei weitere Verdächtige Haftbefehle erlassen. Sie seien jedoch gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt worden.

Polizeipräsident verteidigt Strategie zum "Tag X" in Leipzig

Leipzigs Polizeipräsident René Demmler hat das Vorgehen bei schweren Ausschreitungen der linken Szene am Wochenende verteidigt. "Stärke zu zeigen kann auch deeskalierend wirken", sagte er der "Leipziger Volkszeitung".

Drohungen, Millionenschäden zu verursachen, ließen sich nicht mit "klassischen Mitteln der Deeskalation" verhindern. Nach einer bundesweiten Mobilisierung der Szene zum sogenannten "Tag X" nach der Urteilsverkündung gegen die Linksextremistin Lina E. war die Polizei am Wochenende mit rund 3.000 Einsatzkräften und Wasserwerfern in Leipzig präsent.

Das Aufgebot der Polizei habe durchaus eine abschreckende Wirkung gehabt, erklärte Demmler. Trotzdem sei er nicht zufrieden: "Beamte wurden verletzt - es gab sinnlose Gewalt, Connewitz wurde wieder als Bühne missbraucht", sagte er.

René Demmler, Präsident der Polizeidirektion Leipzig, hat am Sonntag das Vorgehen der Polizei in Leipzig verteidigt.
René Demmler, Präsident der Polizeidirektion Leipzig, hat am Sonntag das Vorgehen der Polizei in Leipzig verteidigt. © Archiv/Hendrik Schmidt/dpa

Auch der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat die Kritik am Vorgehen der Einsatzkräfte zurückgewiesen. Ein robustes Vorgehen sei notwendig, man könne als Polizist in solchen Situationen nicht nur spazierend durch die Gegend gehen, sagte der GdP-Chef Jochen Kopelke dem Radiosender SWR Aktuell. "Wer sich in eine gewalttätige Lage begibt, Steine und Brandsätze auf Polizisten wirft, darf sich nachher nicht beschweren, wenn er eine Identitätsfeststellung über sich ergehen lassen muss oder als Straftäter festgenommen wird."

Kritik am Vorgehen der Polizei war vor allem wegen der Einkesselung von rund 1.000 Personen am Alexis-Schumann-Platz am Samstag lautgeworden. Die Feststellung der Identität der Menschen hatte bis Sonntagmorgen gedauert, unter ihnen befanden sich auch Minderjährige.

Leipzigs Polizeipräsident Demmler gab zu, dass die Polizei unterschätzt habe, wie viele Menschen sich in dem Park aufhielten. Minderjährige seien jedoch mit Priorität behandelt worden.

Linke will Aufklärung über Polizeieinsatz am "Tag X" in Leipzig

Die Linksfraktion im sächsischen Landtag hat inzwischen wie angekündigt eine Sondersitzung des Innenausschusses zum Polizeieinsatz am linksautonomen "Tag X" in Leipzig beantragt. Voraussichtlich werde der Ausschuss am kommenden Montag zusammenkommen, sagte Fraktionssprecher Kevin Reißig auf Anfrage.

Die Linke stellt vor allem die stundenlange Einkesselung von rund 1.000 Demonstrantinnen und Demonstranten infrage. Die Innenpolitikerin Kerstin Köditz hatte kritisiert, dass die "Herstellung menschenunwürdiger Bedingungen" weder verhältnismäßig noch ein Beitrag zur Deeskalation sei.

Die Polizei rechnet erst in einigen Tagen mit endgültigen Zahlen zum Einsatz in Leipzig. Am Sonntagmittag war die Rede von rund 30 festgenommenen Personen sowie 50 in Gewahrsam genommenen Menschen. 50 Beamte sollen verletzt worden sein. (epd/dpa)