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Zwei Geständnisse im "Kinderzimmer-Dealer"-Prozess

Im Leipziger Prozess um einen Online-Drogenshop haben zwei Angeklagte beschrieben, wie sie beim Versand der Rauschmittel halfen - und was sie dabei verdienten.

Von Sven Heitkamp
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Fünf Männern im Alter zwischen 24 bis 42 Jahren wird vorgeworfen, in unterschiedlichem Ausmaß an den Drogen-Geschäften über einen Webshop beteiligt gewesen zu sein.
Fünf Männern im Alter zwischen 24 bis 42 Jahren wird vorgeworfen, in unterschiedlichem Ausmaß an den Drogen-Geschäften über einen Webshop beteiligt gewesen zu sein. © Hendrik Schmidt/dpa

Leipzig. Im Prozess um den zweiten Drogen-Onlineshop von „Kinderzimmerdealer“ Maximilian S. haben zwei der fünf Angeklagten am Donnerstag Geständnisse abgelegt. Jens M. und Julius M. ließen von ihren Verteidigern persönliche Erklärungen verlesen, laut denen sie im Juli und August 2019 in einer eigens angemieteten Wohnung Drogen und verschreibungspflichtige Medikamente gemäß der Kunden-Bestellungen portioniert, abgepackt und über verschiedene Briefkästen verschickt haben. Für den Job hätten sie jeden Monat 1500 Euro in bar erhalten, auch einen Laptop habe man ihnen zur Abwicklung des Onlinehandels zur Verfügung gestellt.

Die beiden Männer sind wegen Beihilfe zum Drogenhandel angeklagt. Der 40-jährige Jens M. erklärte, er habe den Hauptangeklagten Friedemann G. bereits seit mehreren Jahren vom Sport gekannt. Er sei damit einverstanden gewesen, dass unter seinem Namen Bestellungen aufgegeben wurden. Er selbst habe dies aber nicht getan.

Der damals erst 21 Jahre alte Julius M. erklärte, er habe nur Kontakt zu Jens M. gehabt und sonst „niemanden zu Gesicht bekommen“. Nach den Geständnissen können die beiden Männer bereits in den kommenden Wochen mit einem Urteil rechnen. Der Vorsitzende Richter Rüdiger Harr sagte, sie müssten nicht mehr alle 16 Verhandlungstage bis Ende Juni im Verfahren sitzen. Auch Maximilian S. und Friedemann G. kündigten Einlassungen an, nannten aber noch keinen Zeitpunkt.

Die drei Hauptangeklagten sollen von April 2019 bis Januar 2021 über die Webseite candylove.to kiloweise Drogen im In- und Ausland verkauft haben, unter anderem Kokain, LSD, Amphetamin, Ecstasy, Haschisch und diverse Medikamente. Dazu sollen sie „Bunkerwohnungen“ angemietet haben, in denen die Drogen angenommen, gelagert und verpackt wurden.

Die Polizei hatte nach Aussagen von Ermittlern schon im ersten Halbjahr 2019 Tipps eines Informanten bekommen, die Gruppe lange Zeit beobachtet und fünf Testkäufe unternommen. Sie hörten mit einem von Spezialisten eingebauten Mikro auch den Innenraum eines Autos von Friedemann G. ab, als dieser laut einem Ermittler nach Berlin fuhr, um Kokain zu kaufen. Mehrere Autos sollen laut dem Zeugen auf den Namen des Angeklagten Andre R. zugelassen gewesen sein. Ihn habe F. auch als „Chef“ angesprochen.

Maximilian S., der der Kopf der Gruppe gewesen sein soll, hatte vor rund zehn Jahren begonnen, von seinem Jugendzimmer aus fast eine Tonne Drogen unter der Internetadresse „Shiny Flakes“ zu verkaufen. Er soll damit Millionen verdient haben. 2015 wurde er zu sieben Jahren Jugendstrafe verurteilt. Seine Geschichte diente auch als Vorlage für die erfolgreiche Netflix-Serie „How to sell drugs online (fast)“. Schon als Freigänger während der Haftzeit soll der heute 28-Jährige zusammen mit den Komplizen den neuen Online-Drogenshop aufgebaut haben.