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Leipzig plant ein großes Gaming-Festival

Die Leipziger Messe baut zum dritten Mal ein großes Gaming-Festival mit Zocker-Marathon auf. Diesmal soll es wirklich in Sachsen Wurzeln schlagen.

Von Sven Heitkamp
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Vom 14. bis 16. April 2023 soll eine große Gaming-Party unter dem Namen „CaGGtus“ in Leipzig seine Premiere feiern.
Vom 14. bis 16. April 2023 soll eine große Gaming-Party unter dem Namen „CaGGtus“ in Leipzig seine Premiere feiern. © Messe Leipzig

Zweimal hat die Leipziger Messe erfolgreich Computerspiel-Events aufgebaut, zweimal wanderten sie wieder ab: 2009 zog die Games Convention als Europas größte Messe für Videospiele nach Köln. Dieses Jahr geht das Gaming-Festival Dreamhack nach Hannover. Im dritten Anlauf soll es nun anders werden: Kommendes Jahr wollen die Messemacher mit einem selbst entwickelten Zocker-Festival einen neuen Meilenstein setzen – und ihn auch in Leipzig behalten.

Vom 14. bis 16. April 2023 soll eine große Zocker-Party mit Spielmarathon unter dem Namen „CaGGtus“ in Leipzig seine Premiere feiern. Das dreitägige Gaming-Festival soll ein Event sowohl für die nerdige Computerspiel-Community als auch für Familien werden – mit riesiger Entertainment-Zone und Mitmach-Angeboten zum gemeinsamen Erleben von offenen Spielbereichen schon ab 12 Jahren, mit Eventbühne, Streaming-Angeboten und unterschiedlichsten Ausstellern.

Das Herzstück der Veranstaltung wird dennoch die LAN-Party in Messehalle 2, bei der rund 2.000 Zocker ab 18 Jahren mit zig Kilometern Netzwerkkabel miteinander verbunden spielen können. Auf Wunsch der Spielergemeinde kann der Marathon 68 Stunden durchgespielt werden – von Donnerstagabend bis Sonntagnachmittag, kündigt Projektdirektor Constantin Strobel an. In zahlreichen Turnieren warten kleine Preise, Ruhm und Ehre auf die Zocker. Sie können schon am Vortag anreisen, um ihre Ausrüstung aufzubauen und ihren Platz einzurichten.

„Gaming gehört nach Leipzig"

Der Name „CaGGtus“ bezieht sich dabei auf ein Kultobjekt der Community, das sich im Laufe der Jahre entwickelt hat: den Kaktus, den Teilnehmer in vielen Formen und Farben buchen können, um während der Festivalzeit einen Begleiter an der Seite ihres Computers zu haben. „Der Kaktus ist für die Gamer ausreichend schrullig und in der Szene tief verwurzelt“, sagt Messe-Bereichsleiterin Silvana Kürschner. Die zwei großen „G“ im Titel stehen für das Kürzel: Good game! (Gutes Spiel!). Es wird am Ende eines Spieles an Teamkollegen und Gegner geschrieben, um ihre Leistung zu würdigen.

„Gaming gehört nach Leipzig – und bleibt in Leipzig“, sagt Markus Geisenberger, einer der Geschäftsführer der Leipziger Messe. „Mit CaGGtus lösen wir unser Versprechen ein, für die Community ein neues Festival auf die Beine zu stellen.“ Dank des Knowhows aus den Jahren der Dreamhack von 2016 bis 2020 und mit Hilfe einer treuen Anhängerschaft seien die Voraussetzungen für einen Erfolg sehr gut. Als hochkarätige Partner sind Red Bull mit seinen Energydrinks und Schenker Technologies/XMG dabei, ein Leipziger Hersteller für hochklassige Gaming-Laptops.

In der sogenannten „Entertainment-Area“ in Messehalle 4 sollen die Besucher voll ausgestattete Gaming-Plätze vorfinden, an denen sie Spiele frei testen und an Duellen und Turnieren teilnehmen können. In der „FPV-Arena“ können Spieler dank Minikameras und VR-Brille virtuell in die Cockpits von Renndrohnen und Autos steigen und spektakuläre Flug- und Fahrmanöver erleben – so als würden sie selbst im Cockpit sitzen. Auf einer großen Bühne sind Veranstaltungs-Highlights geplant, wie ein Cosplay-Wettbewerb, Showmatches und Talkrunden. Neue Hardware, angesagte Spiele und Extras werden von Ausstellern auf der „Expo“ gezeigt. Dass Computergehäuse wahre Kunstwerke sein können, ist bei der Deutschen Casemod Meisterschaft zu beobachten, bei der alltägliche PC-Hüllen zu außergewöhnlichen Unikaten verwandelt werden.

Event mit eigenem Streaming-Bereich

Zudem wird ein eigener Streaming-Bereich eingerichtet. Mit Partnern aus der Branche sollen dort eigene Formate entwickelt werden, in denen bekannte Streamer live von der „CaGGtus“ senden. In einem speziellen „How-to-stream“-Bereich können Neulinge professionelle Live-Übertragungen ihrer Spiele mitsamt der technischen Möglichkeiten und inhaltlichen Aufgaben lernen. Zudem sollen sie die Chance haben, Idole der Szene zu treffen. Namen nannte die Messe-Leitung aber noch nicht.

Leipzig hatte die Dreamhack, die ursprünglich von Organisatoren aus Schweden stammt, von 2016 bis 2020 ausgerichtet. Dieses Jahr wandert sie nach Hannover ab, wo sie im Dezember stattfindet. Geisenberger kommentierte den Verlust gelassen: Die Leipziger Messe habe mit ihr sehr viel Knowhow dazugewonnen, das sie nun selbst einsetze. Ähnlich war es schon 2009, als das Erfolgsmodell „Games Convention“ so groß wurde, dass die Veranstalter unter dem Namen „gamescom“ nach Köln zogen.

Die Leipziger Idee hatte sich zur wichtigsten Videospielmesse Europas entwickelt. Der „CaGGtus“ aber soll in Leipzig Wurzeln schlagen und zwischendurch sogar mit kleinen Satelliten-Festivals in anderen Städten Ableger bilden. Das neue Format müsse auch nicht vom Start an profitabel sein, sich aber im Laufe der Zeit rechnen. „Wir sind bereit, anfangs zu investieren“, sagt Geisenberger.

Computerspiele sind ein seit Jahren enorm wachsender Markt: 2021 wurden mit Games, Games-Hardware und Gebühren für deren Onlinedienste rund 9,8 Milliarden Euro umgesetzt, ein Plus von 17 Prozent zum Vorjahr. Die Zahlen erhebt regelmäßig der Verband der deutschen Games-Branche mit Daten großer Marktforschungsunternehmen. „Spiele-Apps sind fester Bestandteil des Alltags von Millionen Menschen in Deutschland“, sagt Game-Geschäftsführer Felix Falk.