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Letzte Frist für Eigentümer in der Bismarckstraße

Das Gutachten für das einsturzgefährdete Görlitzer Haus liegt vor. Was jetzt passiert, ist trotzdem offen.

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© Pawel Sosnowski

Von Ingo Kramer

Görlitz. Bleibt das Haus mit dem einsturzgefährdeten Dach stehen oder muss es ganz oder teilweise abgerissen werden? Hartmut Wilke kann es noch nicht sagen. „Das Gutachten des Statikers für die Bismarckstraße 29 liegt seit dieser Woche vor“, sagt der Leiter des Amtes für Stadtentwicklung. Was drin steht, will er aber noch nicht verraten – mit Verweis auf den Datenschutz: „Es handelt sich um ein Privathaus.“

Der Eigentümer habe diese Woche Post erhalten. Soweit Wilke weiß, ist die Ankunft des Bescheides beim Eigentümer auch schon dokumentiert. In dem Schreiben erfährt er, was im Gutachten des Statikers steht. Und die Stadt setzt ihm eine letzte Frist: „Bis zum Wochenbeginn muss er sichtbar damit beginnen, das umzusetzen, was im Gutachten steht“, so Wilke. Er spricht von einem „Handlungsspektrum“, das dem Eigentümer zur Verfügung stehe – also mehreren Optionen. Somit gebe es nun zwei Möglichkeiten. Erstens: Der Eigentümer beginnt tatsächlich. Dann wird die Stadt kontrollieren, ob er es richtig macht. Oder zweitens: Er beginnt nicht. Dann entscheidet die Stadt nächste Woche, was sie aus der Situation macht. „Das ist eine inhaltliche, funktionale und finanzielle Betrachtung“, erklärt der Amtsleiter. Sollte es zu zweitens kommen, will Wilke nächste Woche öffentlich darüber sprechen.

Bisher liege dank des Gutachters die technische Seite vor. Was noch fehlt, ist die finanzielle Seite. Auch das ist der Stadt aber wichtig, um entscheiden zu können, was sie macht, falls der Eigentümer nichts unternimmt. Nächste Woche wird also irgendetwas passieren – was auch immer.

Bei dem Eigentümer handelt es sich laut Wilke um eine Einzelperson mit fremdländisch klingendem Namen, aber Adresse in Deutschland. Ihm gehören in Görlitz auch noch andere unsanierte Häuser. Bisher zeigte sich der Mann gegenüber der Stadt nicht kooperativ. Zunächst reagierte er auf Schreiben der Stadt gar nicht, Ende November dann doch. Schriftlich teilte er mit, dass er die Stadt verklagen werde, wenn sie sie sein Eigentum anrührt.

Die Stadt aber muss für die Sicherheit sorgen. Deshalb hat sie bereits einen Tag nach Bekanntwerden der Einsturzgefahr die Straße komplett gesperrt und auf der gegenüberliegenden Seite einen Tunnel gebaut, sodass zumindest Fußgänger weiterhin durchkommen. Allerdings hat niemand ein Interesse daran, dass die Bismarckstraße lange gesperrt bleibt.

Einerseits ist es eine wichtige Durchgangsstraße, andererseits gibt es hier viele Geschäfte, von denen einige Inhaber bereits über massive Umsatzeinbußen klagen, weil die motorisierte Kundschaft nicht mehr zu den Läden kommt. Auch die Stadtverwaltung findet die Situation sehr ärgerlich. Schuld an der Sperrung sei sie aber nicht. „Der Hauseigentümer hat das Problem geschaffen, indem er seiner Verantwortung für das Haus nicht nachgekommen ist“, sagt Wilke. Die Stadt habe nur reagiert, weil sie für die Sicherheit im öffentlichen Raum sorgen muss. Die Kosten für die Straßensperrung will sie deshalb auch vom Eigentümer zurückfordern.