Von Juliane Richter
Udo Schlich hat den Durchblick: Rund 300 Einzelteile hat der Mitarbeiter der Körperwelten-Ausstellung an dünnen Plastefäden aufgehängt. Zuerst Rückgrat und Kopf, dann die Organe und schließlich die verschiedenen Knochen und Muskelschichten. Akribisch hat er sich von der Körpermitte nach außen gearbeitet.
Körperwelten in Dresden
Das Ergebnis nach rund vier Stunden ist ein Mann, der auf einem Podest sitzt, eine Angel in der linken Hand und einen Fisch am Haken. Ein plastinierter Querschnitt zeigt das Innere des ehemaligen Tierkörpers. Für Mitarbeiter Udo Schlich ist der Umgang mit den plastischen Teilen, die einst zu einem lebenden Menschen gehört haben, alltäglich. Der 52-Jährige hilft nicht nur beim Aufbau der Ausstellung, sondern ist auch an der Plastinierung der menschlichen Körper am Firmensitz im brandenburgischen Guben beteiligt. „Wir achten sehr auf einen pietätvollen Umgang mit den Bodys“, sagt er.
Die Ausstellung umfasst rund 200 Exponate, von denen der Großteil Einzelstücke sind, die in Glasvitrinen gezeigt werden. So etwa das Herz, eine Raucherlunge oder auch ein Blinddarm. Zudem haben die zehn Mitarbeiter etwa 20 Ganzkörperexponate arrangiert, die meisten in sportlichen Posen. Bereits fertig hinter Glas aufgebaut sitzt ein Männerkörper am Schachbrett, ein anderer klettert eine Leiter hinauf und ein Dritter springt über eine Hürde.
Kuratorin Angelina Whalley, die zugleich die Ehefrau des Körperwelten-Erfinders Gunther von Hagens ist, hat die Dresdner Ausstellung konzipiert. „Durch diese Art der Darstellung alltäglicher Situationen erkennen sich die Besucher wieder, verlieren ihre Furcht und sind oft auch tief berührt von dem, was sie hier sehen“, sagt die 53-Jährige. Bei den ersten Ausstellungen Mitte der 90er-Jahre hätten die Besucher nämlich deutlich kritisiert, dass die Körper zwar anatomisch korrekt, aber starr wie Tote gezeigt wurden.
Von dieser Darstellungsform haben sich die Körperweltenmacher deshalb komplett entfernt. So bauen die Mitarbeiter als eines der letzten großen Exponate einen Körper auf, der waagerecht von der Decke hängt. Dabei ist der Körper in jeweils rund vier Zentimeter dünne Scheiben geschnitten, die beim Aufhängen leicht aneinanderschlagen.
Ausstellung Körperwelten: geöffnet vom 24. Januar - 4. Mai 2014, Mo - Fr 9:00 – 19:00 Uhr, Sa, So 10:00 – 19:00 Uhr. Eintritt: 17€/13€/11€, Internet: www.koerperwelten.com