Von Katja Schäfer
Die Wände im Erdgeschoss: feucht bis unter die Decke. Wohnraummöbel und Büro-Einrichtung: aufgeweicht und völlig verdreckt. Waschmaschine, Trockner, Kühlschrank, Gefriertruhen: defekt. Der erst Freitag gekaufte Renault Megane: hinüber. Zwei Traktoren und ein Motorrad: fahruntüchtig. Der Garten: eine Schlammwüste. – Das Hochwasser hat Haus und Grundstück der Pechs völlig verwüstet. Die Familie gehört in Sohland zu den am stärksten von der Flut-Katastrophe Betroffenen.
„Der Schaden ist schlimm. Aber alles Materielle kann man ersetzen. Hauptsache, wir sind heil davongekommen“, sagt Tochter Claudia. Angesichts der dramatischen Szenen, die sich hier am Sonnabend abgespielt haben, gleicht es einem Wunder, dass keinem in der Familie etwas passiert ist. Als die nahe Spree so rasant anstieg, wie es niemand erwartet hatte, versuchten die Pechs, Rettungskräfte zu alarmieren. „Die Notrufnummern waren ständig besetzt. Als wir endlich die Feuerwehr erreicht hatten, wurde unser Fall registriert. Hilfe kam nicht“, erzählt Lothar Pech.
Der Dachdecker, der nach einem Sturz vom Gerüst erwerbsunfähig ist, betreibt mit Sohn Steffen eine kleine Landwirtschaft als Hobby. Zwei Bullen, Schafe, Kaninchen und Hühner konnten die Männer aus den Ställen holen und auf höher gelegene Wiesen bringen. Als sie das geschafft hatten, stand ihnen selbst das Wasser schon bis zum Kinn – und stieg immer noch. Die fünfköpfige Familie rettete sich ins Obergeschoss des Hauses, das sie seit zehn Jahren bewohnt. „Wir haben gesagt, wir müssen die Stellung halten, egal was passiert“, erzählt Martina Pech. Doch Tochter Claudia wollte weg, kletterte aus dem Fenster, versuchte zu schwimmen. „Die Strömung war zu stark. Ich hab’ mich an die Hecke geklammert“, erzählt sie. Gerettet wurde die junge Frau von Nachbarn mit einem Schlauchboot und Stricken.
„Wir haben sonst wenig Kontakt zu den anderen Leuten an der Straße. Aber alle haben uns geholfen, das war großartig“, sagt Martina Pech dankbar. Die Nachbarn holten Hühner und Kaninchen zu sich, brachten den Pechs Notstromaggregate und Pumpen, und am Sonntag packten viele beim Saubermachen mit an. Inzwischen ist das Erdgeschoss leer, in dem Sohn Markus wohnte und das Büro seines Garten- und Landschaftsbaubetriebes hatte. „Hier müssen wir Fußboden und Zwischenwände rausreißen“, schätzt der Vater ein. Wo das Geld herkommen soll, weiß er nicht. Gegen Hochwasser ist die Familie nicht versichert. „Das ist sehr teuer. Und unser Vertreter hat uns gesagt, Wasserschäden würden durch die Hausratversicherung abgedeckt“, sagt Lothar Pech, der inzwischen weiß, dass das auf die Folgen der Flut nicht zutrifft.
Doch damit setzt sich die Familie noch gar nicht auseinander, sie hat tausend kleine Probleme. „Ich hab’ nur noch eine Hose, nicht ein paar Schuhe mehr, keine Jacke“, sagt Lothar Pech, dessen Kleiderschrank im Erdgeschoss stand.
Zumindest diesen Mangel kann die Familie jetzt schnell beheben: Von der Aktion Lichtblick der Sächsischen Zeitung bekam sie 500 Euro. Damit vielen weiteren Flut-Opfern geholfen werden kann, wird um Spenden gebeten.