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„Liebe ist lauter als Hass“

Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg kam eigens nach Berlin, um ein Projekt gegen Online-Hetze vorzustellen.

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© dpa

Von Marcus Krämer

Die Reaktionen auf Facebook sind wie so oft erwartbar: Das sei ja „Zensur“, „Unterdrückung der Meinungsfreiheit“, „ein totalitäres Mittel“, und überhaupt, bald dürfe man wohl gar nichts mehr sagen gegen Muslime, Israel und die USA. Solche Kommentare waren am Dienstag hundertfach – und unzensiert – auf der Profilseite von Sheryl Sandberg zu lesen, der Geschäftsführerin von Facebook.

Was hatte sie verbrochen? Tags zuvor war die 45-jährige Amerikanerin eigens in Berlin, um dort die „Initiative für Zivilcourage Online“ vorzustellen. Damit reagiert der Internetkonzern offenbar auf Kritik, dass Facebook längst zu einer gigantischen Kotztüte für Hass und Hetze geworden sei. Nun ist Facebook ein privates Unternehmen und könnte jederzeit selbst entscheiden, welche Kommentare auf seinen Seiten erwünscht sind und welche nicht. Genauso wie jede Zeitung frei entscheiden darf, ob sie Leserbriefe veröffentlichen mag, und wenn ja, welche. Das ist ein Bestandteil der Pressefreiheit und hat nichts mit staatlicher Zensur zu tun.

Allerdings soll es bei der Initiative mit Sitz in Berlin gar nicht so sehr um das Unterbinden von Kommentaren gehen. „Das Löschen von Inhalten beseitigt nicht den Hass“, sagt Sandberg. Vielmehr sei das Ziel, Facebook-Nutzer zur Gegenrede zu ermuntern, um der verbalen Aggression etwas entgegenzusetzen. Kommentare wie „Dreckige muslimische Ratten!!!!“ bleiben oft unwidersprochen, sie machen einfach nur sprachlos. „Zusammen können wir erreichen, dass die Stimmen von Frieden, Wahrheit und Toleranz gehört werden“, so Sandberg. „Liebe ist lauter als Hass.“

Mit welchen Mitteln die Gegenrede mobilisiert werden kann, will Facebook zusammen mit Extremismusforschern und Menschenrechtsorganisationen herausfinden und ein Konzept entwickeln. Eine Million Euro steht dafür zur Verfügung. Mit dabei sind auch die Amadeu-Antonio-Stiftung, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit engagiert, sowie das Bundesjustizministerium. Zudem soll die Bertelsmann-Tochter Arvato über hundert Online-Moderatoren zur Verfügung stellen. Ob das alles nicht noch mehr Wut und Hass erzeugt? Immerhin, für ihren Facebook-Post bekam Sheryl Sandberg am Dienstag mehr als 2 000 „Gefällt-mir“-Klicks.