Dresden
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Lieber Beete als Häuser

In Dresden entstehen immer mehr Gemeinschaftsgärten. In Hellerau wächst eine Grünfläche, die Menschen zusammenbringt und Artenschutz betreibt.

Von Melanie Schröder
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Der Naturraum Hellerau ist ein Rettungsprojekt für den Stadtteil: Wolfgang Gröger und Christine May planen mit vielen anderen Aktiven eine Grünfläche gegenüber des Festspielhauses.
Der Naturraum Hellerau ist ein Rettungsprojekt für den Stadtteil: Wolfgang Gröger und Christine May planen mit vielen anderen Aktiven eine Grünfläche gegenüber des Festspielhauses. © René Meinig

Dresden. Der Blick geht ins Leere. Wohin das Auge reicht nichts als grüne Wiese. Einige Stellen wirken verbrannt von der Hitze der letzten Tage. Die noch karge Freifläche soll sich jedoch bald zur nächsten grünen Oase Helleraus wandeln. Das sagt Christine May. 

Die Landschaftsarchitektin sieht nicht, was nicht ist, sondern was hier entstehen kann. Und sie hat viele Ideen für die 15.000 Quadratmeter große Grünfläche gegenüber dem Hellerauer Festspielhaus. Eine Streuobstwiese gibt es schon. In den nächsten Jahren sollen auf dem Areal Gemeinschaftsgärten und ein Festplatz für die Nachbarschaft wachsen, alles angelehnt an das Konzept der Hellerauer Gartenstadt. Arbeit, Leben und Erholung im Einklang – das soll für die Anwohner unmittelbar vor der eigenen Haustür greifbar werden.

In Hellerau entsteht damit der 23. Gemeinschaftsgarten in Dresden überhaupt. Die Zahl der Gärten, die kollektiv genutzt und bewirtschaftet werden, wächst kontinuierlich. Im Jahr 2017 gab es noch 15 solcher Nachbarschaftsprojekte. Für Anwohner füllen sie Lücken im positiven Sinn: Anstatt Freiflächen mit Häusern zu bebauen, werden Bäume gepflanzt, Beete bestellt und die Nachbarschaft durch ein verbindendes Projekt gestärkt. 

So war es auch in Hellerau. May nennt den Garten deshalb ein Rettungsprojekt für den Stadtteil. Denn zunächst stand auch hier im Raum, die einstige Brache zu bebauen. Letztlich machte der Fluglärm diesen Überlegungen einen Strich durch die Rechnung, sagt sie. Hinzu kam das Engagement vieler Aktiver, die sich im Verein Bürgerschaft Hellerau organisieren. Die Stadtverwaltung unterstützte die Idee, potenziellen Neubauten, Bäume entgegenzusetzen. Ein Brunnen wurde gebohrt, in diesem Jahr soll ein Weg durch die Fläche gelegt werden.

Ausschließlich alte Obst- und Gemüsesorten sollen gepflanzt werden. Denn der sogenannte Naturraum Hellerau versteht sich auch als Artenschutzprojekt, sagt Wolfgang Gröger, Vorsitzender der Bürgerschaft Hellerau. Für junge Familien, die keine Gärten an ihren Häusern haben, ist die Fläche schon jetzt attraktiv, erklärt er. Die Patenschaften für die Obstbäume waren sofort vergriffen. „Selbst Neustädter fahren bis hierher, um zu helfen und Ideen einzubringen.“ Ebenso wie Studenten der Technischen Universität Dresden.

Im Sommer ist geplant, dass sie das Gartenstadtkonzept auf die Fläche übertragen. Ein Mustergarten nach historischem Vorbild soll entstehen. So könnten Anwohner angeregt werden, ihre Hausgärten der Gartenstadt-Idee anzupassen, aber auch Interessierten soll so die Idee nähergebracht werden – fast wie ein lebendiges Museum. Heutige Landschaftsarchitektur und das Gartenstadtkonzept verschmelzen miteinander. Wie das konkret aussehen wird, bleibt noch offen. Wann genau gegärtnert und gefeiert werden kann, können May und Gröger noch nicht sagen. „Wir wollen Schritt für Schritt gehen.“ Ziel für dieses Jahr ist der Fertigstellung des Weges. Erste Beete könnten vielleicht 2020 kommen.