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Prinz spricht in Döbeln

Hoher Besuch im Treibhaus: Prinzen-Sänger Krumbiegel und EX-Professor Ehninger reden über Demokratie, Perspektivwechsel und vieles mehr.

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Ein ungleiches Paar: Sebastian Krumbiegel (links) ist Gründungsmitglied der Band „Die Prinzen“, Gerhard Ehninger ehemaliger Professor. Was sie verbindet, ist ihr Engagement gegen Rassismus und für Demokratie. Das bringt sie am Wochenende ins Café Courage.
Ein ungleiches Paar: Sebastian Krumbiegel (links) ist Gründungsmitglied der Band „Die Prinzen“, Gerhard Ehninger ehemaliger Professor. Was sie verbindet, ist ihr Engagement gegen Rassismus und für Demokratie. Das bringt sie am Wochenende ins Café Courage. © André Braun

Döbeln. Provokant und politisch startet der Abend, und so bleibt er bis zum Schluss: „Mein rechter, rechter Platz, der ist schon lange nicht mehr leer — hier bei uns in Sachsen, berichten die Ermittler“, singt Sebastian Krumbiegel gleich zum Einstieg des Programms. Damit setzt das Gründungsmitglied der Musikgruppe „Die Prinzen“ den Themenschwerpunkt des Abends: Wie umgehen mit rechten Gedanken, Gruppierungen und Parteien in Deutschland?

Stephan Conrad und Judith Schilling sind seit Jahren im Treibhaus-Verein, der die Veranstaltung organisiert, aktiv. Im Rahmen ihrer Arbeit wurden sie im September dieses Jahres zu den Hubertusburger Friedensgesprächen eingeladen. Dort hielten sie einen Vortrag über ihre Arbeit in Döbeln und sprachen darüber, dass sie häufig nicht den Eindruck hätten, als Vertreter für eine offene, vielfältige Gesellschaft in der Mehrheit zu sein.

Krumbiegel und Gerhard Ehninger waren bei dem Vortrag und nahmen sich vor, die Arbeit des Treibhaus-Vereins zu unterstützen. Ehninger, ehemaliger Professor für Medizin an der Technischen Universität Dresden und Träger des Erich-Kästner-Preises, erklärt: „Das Ziel des Abends ist, Conny (gemeint ist Conrad), dass du mal schreibst: ,Jetzt sind wir mehr‘.“ Damit bezieht er sich auf einen Facebook-Post Conrads von Ende August. Der Sozialarbeiter hatte darin auf die Situation von Jugendzentren und Vereinen in Döbeln und anderen sächsischen Kleinstädten, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen, aufmerksam gemacht.

„Haltung zeigen“ gegen Rechtsextremismus – das ist Krumbiegel und Ehninger wichtig. Aber nicht nur das , denn ganz ohne Dialog würde man sich nur in seiner eigenen Meinung festfahren. „Wir leben alle in Blasen“, sagt Ehninger. Die Gesellschaft brauche mehr Empathie und Mitgefühl. Das fange schon bei ganz einfachen Sachen an. Mit Leuten ins Gespräch kommen, „die erst mal unsympathisch sind“, zum Beispiel.

Versuchen, sich in andere Menschen hineinzudenken, hält auch Krumbiegel für wichtig. „Diesen Perspektivwechsel muss man ja machen, wenn man AfD-Wähler verstehen will.“ Schließlich sähen sich diese nicht alle als Nazis, und wenn man die Menschen von der AfD wieder wegholen möchte, sei Reden die einzige Möglichkeit.

Das sieht Ehninger zumindest etwas anders: Nach „drei mal reden“ lohne es sich nicht mehr. „Außer in der Ehe. Aber da hat man auch andere Ausgleichsmechanismen, da liebt man sich, das hat man im politischen Alltag nicht immer.“

Wenn es schon keine Liebe ist, so sollte von generellem Politiker-Bashing und tiefer Zerstrittenheit innerhalb der Demokraten trotzdem abgesehen werden, finden Ehninger und Krumbiegel. „Ich finde, wir Demokraten teilen uns zu sehr auf“, sagt Ehninger. Anstatt sich gegenseitig nur kaputtzumachen, solle man mehr zusammenhalten. Das Grundgesetz bietet, so die beiden, eine gute Wertestruktur für Deutschland.