Döbeln
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Lindenhof inspiriert Bauherren

Alte Höfe und Häuser neu zu beleben, ist im Trend. Auf dem Lindenhof ist das geschafft. Aber leicht war es nicht.

Von Maria Fricke
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Josefine Kaiser (links) mit Aaron und ihr Partner Markus Kaiser mit Matheo haben sich am Sonnabend auf dem Lindenhof bei Auterwitz von Susan Terpitz von der Nestbauzentrale Mittelsachsen Tipps zum „ländlichen Bauen“ geben lassen.
Josefine Kaiser (links) mit Aaron und ihr Partner Markus Kaiser mit Matheo haben sich am Sonnabend auf dem Lindenhof bei Auterwitz von Susan Terpitz von der Nestbauzentrale Mittelsachsen Tipps zum „ländlichen Bauen“ geben lassen. © Dietmar Thomas/Archiv

Auterwitz. Der Traum vom eigenen Haus auf dem Land − immer mehr Menschen wollen ihn sich erfüllen. Die Nachfrage nach alten Höfen und Häusern steigt. Doch bis in diese wieder Leben einzieht, vergeht oft viel Zeit. Über zwei Jahre arbeitet Familie Kaiser aus Döbeln schon an ihrem Traumhof, der im Striegistal steht. „Es ist ein alter Vierseithof, Baujahr 1850“, beschreibt Markus Schmidt. Dort leben kann die vierköpfige Familie zurzeit noch nicht. „Es wird gerade entkernt und abgerissen“, sagt der 37-Jährige zum aktuellen Baustand.

Wie es einmal auf dem Hof aussehen soll, stehe in groben Zügen schon fest. „Der Hof ist Familienbesitz. Wir wollen so viel wie möglich von dem Alten erhalten“, sagt der Döbelner. Doch in Details lassen sich die Bauherren gern noch beraten und inspirieren. Darum haben sie am Sonnabend die Veranstaltung „Ländliches Bauen“ der Nestbau-Zentrale auf dem Lindenhof in Auterwitz besucht. Hier hatte die Familie die Möglichkeit, sich ein altes saniertes Haus anzuschauen und sich mit anderen Bauherren auszutauschen, zum Beispiel über das Thema Heizung. Zudem hätten ihm die Fachleuchte vor Ort in einigen Fragen weitergeholfen. Schon mehrmals war die Familie auf der Veranstaltung, die seit 2016 jeweils im Herbst an wechselnden Orten in Mittelsachsen durchgeführt wird.

Auf dem Lindenhof in Auterwitz hatten die Besucher dieses Mal die Möglichkeit, einen Einblick in einen oberfränkischen Mittelganghof zu erhalten. „Man braucht viel Kraft und Nerven. Und man muss beharrlich dran bleiben“, schildert Anke Vogel aus Auterwitz ihre Erfahrungen bei der Sanierung von alten Höfen und Häusern. Sie kam 1992 in das rund 40 Einwohner umfassende Dorf und hat dort als Gründungsmitglied des Vereins Umweltzentrum Ökohof Auterwitz den Lindenhof mit aufgebaut. „Wir haben den Hof vollbiologisch saniert“, so Vogel. Die Höfe im Ort seien um die 200 Jahre alt. Nach alter Tradition habe der Verein sie mit Unterstützung von Fördergeldern wieder aufgebaut. Die Mitglieder hätten selbst angepackt, aber auch mit Leuten zusammengearbeitet, die im traditionellen Handwerk fitter gewesen seien. Gearbeitet wurde vor allem mit Lehm. „Früher war es üblich, den Lehm für die Ausfachung mit dem Spaten aus dem Keller zu holen“, sagt Vogel. Mit Studienfreunden, die wie sie in der Landwirtschaft tätig sein wollten, kam sie Anfang der 1990er Jahre nach Auterwitz. „Wir hatten alle kleine Kinder damals, die großen Höfe standen leer. Es war alles im Aufschwung“, erzählt die 56-Jährige.

Inzwischen hat sich in Auterwitz einiges geändert. Der Verein ist insolvent. Die Gebäude haben neue Eigentümer. Eine von ihnen ist Claudia Eberlein. Sie hat den Lindenhof 2013 übernommen. „Wir waren die Einzigen, die bei der Ersteigerung mitgemacht haben“, so die hauptberufliche Erzieherin, die ursprünglich aus Stollberg bei Chemnitz kommt. Über Bekannte haben sie von Auterwitz und den Höfen erfahren. Nun sorgt sie dafür, dass der Lindenhof auch weiterhin belebt wird, mit Brotbackkursen am Backhaus oder Kräuterwanderungen. Privat hält sich die 46-Jährige Schafe, Hühner und Bienen.

„Der Hof ist in denkmalgeschütztem Rahmen super saniert worden“, sagt Eberlein. Sie sei derzeit dabei, die Holzfenster in Schuss zu bringen sowie das Fachwerk zu streichen. Auch eine neue Heizung müsse bald eingebaut werden. Sorge bereitet ihr die alte Scheune, die noch zum Hof gehört. „Sie ist in desolatem Zustand. Ich würde sie gern erhalten, aber man müsste viele Millionen reinstecken, selbst mit Fördergeld.“ Doch das ist für Eberlein nicht möglich.