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Wer entscheidet im Stromleitungs-Streit?

In Lawalde soll die Stromtrasse erneuert werden. Bürger fordern die Verlegung von Erdkabeln für mehr Gesundheitsschutz, bislang vergeblich. Wie es jetzt weitergeht.

Von Anja Beutler
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Kerstin Schlagehan (rechts) und ihr Nachbar Klaus Peter Liebe - hier ein Archivbild - wünschen sich eine Verlegung der Stromkabel in den Boden - der Gesundheit zuliebe.
Kerstin Schlagehan (rechts) und ihr Nachbar Klaus Peter Liebe - hier ein Archivbild - wünschen sich eine Verlegung der Stromkabel in den Boden - der Gesundheit zuliebe. © Archivfoto: Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Im Streit zwischen der Lawalder Bürgerinitiative und dem Stromnetzanbieter SachsenNetze um die Freileitungen ist es zu keiner Einigung gekommen. Auch bei einem Videotreffen mit Vertretern des Unternehmens - das bis vor Kurzem unter dem Namen Enso bekannt war - zwei Vertretern der Bürgerinitiative sowie Lawaldes Bürgermeisterin Nadja Kneschke (parteilos) und zwei Gemeinderäten führte zu keinem Kompromiss, der beide Seiten befriedigt.

Das Versorgungsunternehmen plant, die 110-Kilovolt-Leitung auf der rund 100 Jahre alten Trasse zu erneuern. Die Bürgerinitiative will in diesem Zuge eine Verlegung der Kabel unter die Erde erwirken, was SachsenNetze aus Kostengründen ablehnt. Die Bürger befürchten vor allem schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit der unten den Stromleitungen lebenden Menschen, vor allem vermehrt Krebserkrankungen. In Vorgesprächen, die von der Gemeinde moderiert wurden, hatte SachsenNetze einen Vorschlag gemacht, wonach es zwar bei einer Freileitung bleibt, im Ortsteil Lauba die Verlegung der Trasse jedoch weg von den Häusern in Richtung Wald angeboten wird. Zum Teil sollen auch höhere Masten genutzt werden. Für den Ortsteil Sand ist laut SachsenNetze eine Verlegung der Masten aber nicht möglich, dort will man auf der alten Trasse bleiben.

Da das Energieunternehmen theoretisch keine Kompromisse anbieten müsste, sondern relativ unkompliziert auf der alten Trasse bauen könnte, hatte die Gemeinde die bisherigen Vorab-Verhandlungen als Angebot gesehen und den Vorschlag der Verlegung weg von den Häusern auf einem Teil der Trasse begrüßt. Seit Frühjahr 2020 wird darüber gesprochen. Nun habe SachsenNetze diese Phase eines Einigungsversuches beendet und das übliche Planfeststellungsverfahren eingeleitet, fasste der zweite stellvertretende Bürgermeister Ringo Hensel (CDU) die Lage in der jüngsten Ratssitzung zusammen. Zuvor hatte Kerstin Schlagehan von der Bürgerinitiative wissen wollen, wie sich der Gemeinderat positioniere und welche Linie man verfolge.

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Bürgermeisterin Kneschke betonte, dass man abwarten müsse, was das Energieunternehmen in dem Planfeststellungsverfahren auf den Tisch lege und die Gemeinde ganz offiziell um eine Stellungnahme gebeten werde. Dann werde man sich entsprechend positionieren. Auch die Anwohner und Bürger können und sollen sich an dem Verfahren beteiligen, ihre Einwände vorbringen und begründen. Am Ende dieses Verwaltungsverfahrens, das beispielsweise auch für den Bau einer Bundesstraße, einer Rohrfernleitung oder eben auch von Stromleitungen nötig ist, wird klar sein, wie SachsenNetze die Stromleitungen bauen wird. Das Verfahren wird voraussichtlich im Juli beginnen. Baubeginn der Stromleitung ist für den Herbst 2022 anvisiert.