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Corona: Wie geht's Kindern im Lockdown?

Sorgen und Probleme nehmen zu. Die Erziehungs- und Familienberatung der Awo in Löbau sagt, wie Eltern Abhilfe schaffen können.

Von Constanze Junghanß
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Symbolbild © Sebastian Gollnow/dpa (Symbolbild)

Die Lebensqualität und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat sich in Deutschland im Verlauf der Corona-Pandemie verschlechtert. Zu diesem Fazit kommt die Copsy-Studie des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf, die Anfang des Monats erschien. Das befragte 1.000 Kinder und Jugendliche sowie 1.600 Eltern per Online-Fragebogen von Mitte Dezember bis Mitte Januar. Die Studie untersuchte die Auswirkungen und Folgen auf die seelische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in Deutschland.

Ergebnis: "Fast jedes dritte Kind leidet ein knappes Jahr nach Beginn der Pandemie unter psychischen Auffälligkeiten", heißt es in der Mitteilung des Uniklinikums. Sorgen, Ängste sowie depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden würden verstärkt auftreten. Vor allem Kinder sozial schwächerer Familien und von Familien mit Migrationshintergrund seien demnach betroffen.

Treffen diese Probleme auch für die Region zu? Bei der Erziehungs- und Familienberatung (EZB) der Awo Löbau suchen nicht ausschließlich sozial schwache Familien Unterstützung. Die Beratungsstelle ist im Lockdown weiter als Ansprechpartner für Sorgen und Nöte da.

Gesprächsangebote gibt es nach Terminabsprache und mit entsprechenden Hygieneauflagen vor Ort, aber auch die Möglichkeit, sich telefonisch oder per Videochat beraten zu lassen. Die Gruppenangebote liegen aktuell auf Eis. Allein lassen möchten die Mitarbeiter niemanden, der Hilfe sucht. "Im Grunde hat die EFB ihr Angebot beibehalten", sagt Franziska Reimann, verantwortlich für Marketing und Kommunikation. Durch die Nutzung des Konferenzraumes in der Geschäftsstelle kann auch wieder mit Familiensystemen gearbeitet werden.

Verweigerung von Schulaufgaben

Auffällig für die Löbauer Berater: "Fehlende soziale Kontakte zu Gleichaltrigen machen Kindern stark zu schaffen", berichtet Franziska Redmann. Sie sagt, dass ein ziemlich neues Problem in den Beratungen auftaucht. "Das ist die Verweigerung von Schulaufgaben in der häuslichen Beschulung, das nicht nur den Kindern sondern auch den Eltern zu schaffen macht." Aufbrausendes und aggressives Verhalten gegenüber den Eltern einerseits, starke Rückzugstendenzen andererseits fallen den Mitarbeitern bei ihren jungen Klienten in letzter Zeit besonders oft auf. Konflikte im häuslichen Umfeld häuften sich. Dafür gibt es nach Erkenntnissen der Beratungsstelle mehrere Gründe.

Die "klassischen Kraftquellen" wie Freunde, Kultur, Geselligkeit, Familienbesuche und Reisen fehlen – seit langer Zeit nun schon. Vereinsamungen und Rückzug sind die Folge. Ratssuchende seien zudem mit den Schulaufgaben überfordert, nicht gewöhnt, teils ganztags die Kinder zu betreuen oder hätten manchmal nur selten selbst soziale Kontakte. "Die Unsicherheit über das, was kommt, wird größer", schätzt Franziska Redmann ein. Eine der Folgen davon ist die Verstärkung von Ängsten und innerfamiliären Spannungen. Nicht zuletzt sei die Zeit, die Kinder vor dem Bildschirm verbringen, wesentlich höher geworden.

Jetzt kamen noch die Halbjahreszeugnisse dazu. Nicht jedes Kind fühlt sich gerecht eingeschätzt, manche Schüler sind traurig über ihre Noten. Ein Rat der EZB: "Es geht in diesen Zeiten insgesamt um so viel Gelassenheit wie möglich, Nachsichtigkeit mit sich und seiner Familie, Vertrauen darauf, dass die Pandemie weniger Einfluss auf das gemeinsame Leben haben wird und einige Probleme dann und nicht jetzt gelöst werden müssen."

Empfehlungen der EZB Löbau für Eltern zur entlastenden Alltagsbewältigung

  • Schaffen Sie für sich und ihre Familie eine klare Tagesstruktur mit gemeinsamen Ritualen wie zum Beispiel: gemeinsame Essenszeiten, festgelegte Zeiten für Homeschooling mit integrierten Pausen und die Beibehaltung von Regeln im familiären Alltag. Übertragen Sie ihren Kindern kleine Aufgaben im Haushalt und fördern Sie damit den familiären Zusammenhalt und die Übernahme von Verantwortung.
  • Schaffen Sie für sich und ihre Familie gemeinsame Zeiträume, Miteinander handeln und gestalten, Interaktion zur Stärkung der Eltern-Kind-Bindung wie zum Beispiel: gemeinsames Kochen, gemeinsame Spiel- und Bastelzeiten, gemeinsam die Natur genießen und dem Bewegungsdrang der Kinder freien Lauf lassen.
  • Entwickeln Sie eine innere Gelassenheit, üben Sie in sehr stressigen Situationen Nachsicht mit sich und allen anderen Familienmitgliedern. Atmen Sie tief durch und nehmen Sie sich kurz aus der schwierigen Situation heraus, somit nehmen Sie viel Druck von ihren Schultern und den Schultern ihrer Kinder.
  • Schaffen Sie für sich und ihre Familie Rückzugsräume und Rückzugszeiten, in beengten Wohnverhältnissen leichter gesagt als getan. Vielleicht nutzen Sie ein Regal, um optisch einen Rückzugsraum zu schaffen. Für kleinere Kinder kann auch eine Bude zum gewünschten Rückzugsort werden.
  • Lassen Sie in Überlastungssituationen Hilfe zu, neben den familiären Unterstützungen gibt es auch in diesen Zeiten die Möglichkeit die Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Anspruch zu nehmen.

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