Warum es bei Aldi jetzt Schwerdtner-Brötchen gibt

In den beiden Zittauer und drei der vier Görlitzer Aldi-Filialen ist die Löbauer Bäckerei Schwerdtner eingezogen. Nicht mit einer Filiale im Vorraum des Marktes, so wie man das von vielen Supermärkten und Discountern kennt. Schwerdtner ist seit dieser Woche im klassischen Backregal des Discounters zu finden - mit zunächst neun Produkten und dem bekannten Schwerdtner-Logo.
"Aldi ist auf uns zugekommen", erklärt Schwerdtner-Betriebsleiter Michael Heidler auf SZ-Anfrage die Zusammenhänge der neuen Kooperation, über die jetzt auch Aldi selbst unterrichtet hat: Das Unternehmen habe ein neues Projekt gestartet, weil es wahrnehme, "dass unsere Kundinnen und Kunden immer mehr Wert auf Regionalität legen“, erklärt Maria Lüders, die das Programm "Regionale Bäcker" für Aldi leitet. Im Kreis Görlitz ist Schwerdtner bislang dabei die einzige Bäckerei, die mit im Boot ist. Allerdings ist sie auch eine der größten mit allein rund 80 Bäckern und Konditoren sowie 25 Filialen in ganz Ostsachsen bis nach Dresden.
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Aus dem Zuständigkeitsgebiet der Aldi-Handelsgesellschaft Wilsdruff hat der Discounter mit der Bäckerei Bärenhecke aus Glashütte und den Annaberger Backwaren aus dem Erzgebirge ebensolche Vereinbarungen getroffen. Man suche weitere Partner, betont Aldi-Sprecherin Emily Rosberger: "Unser Ziel ist es, in möglichst vielen Filialen regionale Backartikel anbieten zu können."
Im Kern der Vereinbarung, die offenbar nicht zeitlich befristet ist, steht der speziell für den regionalen Anbieter reservierte und gestaltete Platz im Backwarenregal: "Das sind drei Etagen übereinander, die Platz für neun Artikel bieten", erklärt Michael Heidler von der Bäckerei Schwerdtner. Laut Aldi handelt es sich um ein eigenes Regal, genannt "Backturm", das sich auch optisch klar abhebt. Insgesamt habe Schwerdtner 15 Backwaren im Aldi-Portfolio, sodass das Angebot gewechselt werden kann.
Gibt es einen Preisunterschied?
Die Preise orientieren sich "an den im Markt üblichen Verkaufspreisen", sagt Aldi-Sprecherin Rosberger. Konkret heißt das, ein Schwerdtner-Brötchen kostet bei Aldi genauso viel wie in der Bäckerfiliale. "Das war für uns ein wichtiger Punkt", betont Heidler. Schließlich wolle man sich ja nicht selbst kannibalisieren. Dass man in der Löbauer Bäckereizentrale eine Weile darüber nachgedacht hat, ob man das Aldi-Angebot annehme, bestätigt er. "Aber wir waren ja schon immer auch in vielen anderen Supermärkten im Vorkassenbereich vertreten", sagt Heidler. Durch diese Kooperation brauche man weder Personal noch Miete - und sei dennoch für die Kunden dort präsent, wo keine eigene Filiale in der Nähe ist. "Wir sind gespannt, wie es funktioniert", sagt Heidler.
Da das Kooperationsmodell mit regionalen Bäckereien in anderen Bundesländern sowohl von Aldi Nord als auch Aldi Süd schon seit rund einem Jahr getestet wird, ist Heidler aber optimistisch, dass die Idee auch hier funktionieren kann. Bei der Auswahl der jeweiligen Aldi-Filialen haben die kooperierenden Bäcker ein Mitspracherecht, bestätigen beide Seiten. Allerdings scheint auch die Ausstattung in den Filialen selbst, eine Rolle zu spielen. Noch nicht nach neuem Standard umgebaute Aldi-Filialen haben kein solches modernes Backwaren-Regal und können offenbar an der Aktion nicht teilnehmen. Aldi legt nach eigenen Angaben zudem auch Wert darauf, dass die Bäcker keine zusätzlichen weiten Wege für ihre Lieferung stemmen müssen, weil das dem Regionalitätsgedanken widerspreche.
Was ist mit Löbau, Niesky und dem Oberland?
Vor diesem Hintergrund beliefert Schwerdtner in einem ersten Schritt sieben Märkte - in Zittau, Görlitz und Bautzen. Weitere vier Märkte in Radebeul, Coswig, Klotzsche und Laubegast sollen ab 2. Mai hinzukommen. Für Schwerdtner ist das ebenfalls naheliegend, weil das Unternehmen in Dresden ja bereits Filialen hat. Dass die Aldi-Standorte Löbau, Oppach und Neugersdorf oder auch Niesky noch nicht bei der Aktion dabei sind, hat nachvollziehbare Gründe: Während die Löbauer Filiale demnächst abgerissen und neu gebaut wird, laufen genau diese Arbeiten in Niesky bereits. Für die beiden Filialen im Oberland gibt es Erneuerungspläne. Ausgeschlossen ist es demnach nicht, dass Schwerdtner dort nach den Erneuerungen ebenfalls ins Backregal einzieht.