Souvenir vom Löbauer Eisenbahn-Viadukt

Als Redakteure erleben wir jeden Tag spannende Geschichten und haben interessante Begegnungen. Manche bleiben besonders in Erinnerung. Hier zeigen die Mitarbeiter der Redaktion Löbau-Zittau Erinnerungsstücke aus ihren Schreibtischschubladen, die sie von einer Recherche mitgebracht haben und erzählen, was sie damit verbinden.
Es ist heiß. Es ist laut. Es ist ungewöhnlich. Anfang Juni 2015 steht ein ungewöhnlicher Termin in meinem Kalender. Es ist ein Besuch an einem Ort, an den man sonst nie (gefahrfrei) gelangen würde: Ich bin auf dem Löbauer Eisenbahnviadukt. Die Firma Gleisbau Sabrodt GmbH verlegt hier neue Schienen, damit die Züge zwischen Görlitz und Löbau flink und sicher fahren können. In regelmäßigen Abständen sind Gleisbett, Schienen und Weichen eben mal mit einer Generalüberholung dran. Nun eben Löbaus Viadukt. Wie so etwas funktioniert, sieht man selten. Als Bahnreisender ist man höchstens genervt, weil man auf den Schienenersatzverkehr ausweichen muss. Aber wie bekommt man eigentlich den Schotter und die Schienen auf einen Viadukt?
Die Herren vom Gleisbau sind nett und geben sich viel Mühe mit dem Erklären. Denn die Maschinen, die Laien wie ich normalerweise nie zu Gesicht bekommen, sind für die Männer hier Alltag. Mit Geduld zeigen, beschreiben und erklären sie alles. Dass beim Gleisbau trotz aller Computertechnik noch immer viel mit Muskelkraft passiert, ist nicht zu übersehen. Wenn ich an meinen Schreibtisch im kühlen Büro denke, möchte ich mit den Jungs hier lieber nicht tauschen, die in prasselnder Sonnenhitze auf dem Viadukt schuften.
Früher Zuckerfabrik, jetzt grüne Lunge
Vor allem haben sie auch selten Zeit, die wunderbare Aussicht zu genießen! Dabei ist die wirklich hübsch. Immer, wenn ich mit dem Zug von Görlitz nach Löbau fahre, freue ich mich auf den Blick über das Tal des Löbauer Wassers. Der Zug legt sich dann in leichter Neigung in die Kurve und dann weitet sich der Blick. Früher war es das Gelände der Zuckerfabrik, jetzt ist es die grüne Lunge von Löbau, ein Park rund um Messe- und Blumenhalle. Und all das sieht man vom Viadukt aus ganz wunderbar. Wenn man nicht gerade Schotter verdichtet, große Muttern an den Schwellen festzieht oder mit dem Schienenbagger schweres Material bewegt.
Am Ende des Termins - nach einer knappen Stunde hab ich alles im Block und Fotograf Matthias Weber die passenden Fotos im Kasten - gehe ich mit Bauleiter Burghard Rausch und einem seiner Kollegen wieder zum Löbauer Bahnhof zurück. Dort stapeln sich die Schienen - zerschnitten allerdings. Neben großen, meterlangen Stücken liegen da auch schmale Scheiben. "Wollen Sie sich ein Stück mitnehmen?", fragt der Bauleiter mich spontan. Ein Stück Schiene? Ja, warum eigentlich nicht? Die Herren suchen ein passendes aus - die Scheiben sind ein wenig scharfkantig, schmutzig sowieso, aber ansonsten recht blank - und reicht es mir, als handele es sich um ein exklusives Präsent. Ist es ja auch. Irgendwie.
Seither logiert das Souvenir in meinem Büroregal - und verändert sein Aussehen, denn es rostet. Vielfach habe ich Besuchern schon erklären müssen, worum es sich genau handelt. Dass ich über dieses Stück Metall schon selbst mit dem Zug gerollt bin, macht die Sache irgendwie noch skurriler. Und natürlich erinnert es mich an einen heißen, lauten und ungewöhnlichen Ort.
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