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Krankenhaus Ebersbach: Auch die Intensivstation muss 2025 schließen

Das vom Kreistag gebilligte Sparkonzept am Oberland-Krankenhaus wird zielstrebig umgesetzt. Ende Dezember schließen Kreißsaal und Frauenklinik. Und das ist nicht alles.

Von Jana Ulbrich
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Ein Blick in die Intensivstation am Ebersbacher Krankenhaus. Das Foto entstand in der Corona-Pandemie, als sich zeigte, wie wichtig Krankenhäuser vor Ort und in der Fläche sind.
Ein Blick in die Intensivstation am Ebersbacher Krankenhaus. Das Foto entstand in der Corona-Pandemie, als sich zeigte, wie wichtig Krankenhäuser vor Ort und in der Fläche sind. © Archiv/Matthias Weber

Die Gerüchteküche brodelt schon lange im Oberland. Und nicht nur Ärzte und Pflegekräfte am Krankenhaus fragen sich angesichts des vom Kreistag beschlossenen Sparprogramms für den Klinik-Standort Ebersbach: Was wird eigentlich mit der Intensivstation?

Eine konkrete Antwort auf diese Frage hatte es bisher weder aus der Geschäftsführung des Klinikums Oberlausitzer Bergland (KOB) noch vom Landkreis als Gesellschafter gegeben. Die Ahnung der Ebersbacher Klinik-Mitarbeiter, dass mit dem geplanten Leistungsabbau am Oberland-Krankenhaus auch zwangsläufig eine Intensivstation überflüssig werden würde, diese Ahnung hat vor wenigen Tagen ihre offizielle Bestätigung erfahren.

Nach SZ-Informationen wurden die Pflegekräfte in Ebersbach jetzt offiziell über den weiteren Zeitplan informiert. Und auch gegenüber der SZ bestätigte Ende voriger Woche eine Sprecherin der Kreisverwaltung: Die beschlossenen Umstrukturierungen am KOB werden weiter zielstrebig umgesetzt, wie es im Beschluss des Kreistages vom Oktober letzten Jahres steht.

In der Umstrukturierung, die vor allem einen großen Leistungsabbau am Standort in Eberbach beinhaltet, sehen Klinikum-Geschäftsführung und -Gesellschafter die einzige Chance, das KOB wirtschaftlich weiter zu betreiben. Ansonsten, so erklärte es Landrat Stephan Meyer (CDU) vor einem Jahr in einem Gespräch mit der SZ, drohe dem KOB im kommenden Jahr die Zahlungsunfähigkeit. Zweiter Grund seien ein allgemeiner Rückgang der Patientenzahlen und der große Personalmangel, der mit der Konzentration von Abteilungen an einem Standort kompensiert werden soll. Diese Konzentration findet in der Hauptsache am Standort in Zittau statt.

Seit Jahresbeginn nur noch ambulante OPs in Ebersbach

Seit Jahresbeginn wird am Ebersbacher Krankenhaus nur noch ambulant operiert. Die Patienten gehen nach der OP wieder nach Hause. Die Chirurgische Bettenstation ist geschlossen. Operationen, die einen anschließenden Krankenhaus-Aufenthalt erfordern, werden nur noch in Zittau - oder gleich an anderen Kliniken - durchgeführt. Rettungsfahrzeuge mit chirurgischen Patienten aus dem Oberland fahren das Ebersbacher Krankenhaus nicht mehr an, sondern bringen die Patienten in die umliegenden Häuser.

Die Notaufnahme ist dennoch weiterhin rund um die Uhr geöffnet. In der Zeit zwischen 8 und 20 Uhr sind auch Chirurgen vor Ort, stellt die Klinikleitung klar. Ab 20 Uhr werden aber weiterhin internistische Notfall-Patienten behandelt. Eine "Öffnungszeit" der Notaufnahme zwischen 8 und 20 Uhr war mehrfach falsch kommuniziert worden.

Seit März längere Wege für Rettungsfahrzeuge

Weil seit März Rettungsfahrzeuge mit chirurgischen Notfallpatienten aus dem Raum Oberland das Ebersbacher Krankenhaus nicht mehr anfahren können, enstehen weitere Wege im Rettungsnetz des Landkreises. Der Kreis hat deshalb einen zusätzlichen Rettungswagen in Ebersbach stationiert. So könnten die gesetzlichen Vorschriften für Notfalleinsätze eingehalten werden, erklärt Björn Mierisch, der Leiter des Amtes für Rettungswesen und Katastrophenschutz.

Ob das Zittauer Krankenhaus von dieser Entscheidung allerdings tatsächlich ausreichend profitiert, darüber gibt es unter Ebersbacher Klinik-Ärzten erhebliche Zweifel. Die Statistik der Rettungseinsätze beim Landkreis könnte diese Zweifel bestätigen: Von allen Rettungseinsätzen im Oberland mit anschließendem Transport ins Krankenhaus wurden 273 Patienten nach Bautzen gebracht, 928 nach Görlitz und 582 nach Zittau, weitere 17 Patienten direkt nach Dresden. In welches Krankenhaus ein Patient gebracht wird, hänge aber zuallererst von den Umständen und vom Verletzungsbild ab, betont Björn Mierisch. Vor allem danach richte sich der Zielort der Einsätze.

Frauenklinik und Kreißsaal schließen zum Jahresende

Wie es der Zeitplan der Umstrukturierung von Anfang an vorsieht, werden zum Jahresende als nächstes der Kreißsaal und die Frauenklinik in Ebersbach geschlossen. Auch daran halten Landkreis und Klinikleitung fest. Die Gynäkologie soll komplett nach Zittau umziehen. Die freiberuflichen Hebammen, die noch bis Jahresende in Ebersbach arbeiten, befürchten allerdings, dass werdende Mütter aus dem Oberland zur Entbindung größtenteils eher in die Krankenhäuser nach Bautzen und Görlitz fahren als nach Zittau.

Neues Herzkatheterlabor wird in Zittau gebaut

Auch das Herzkatheterlabor in Ebersbach wird nächstes Jahr schließen. Bisher war das Oberland-Krankenhaus damit der Spezialist bei Herzinfarkten und Schlaganfällen. Doch am Krankenhaus in Zittau wird jetzt ein neuer, noch modernerer Herzkathetermessplatz gebaut. Das Geld dafür bekommt das KOB aus Mitteln des Kohle-Strukturwandel-Topfes. Es wurde vom Bund bereits zugesagt. Mit der Umsetzung soll jetzt zügig begonnen werden, heißt es in einer Information an den Kreistag.

Noch innerhalb des nächsten Jahres soll das neue Herzkatheterlabor in Zittau in Betrieb gehen. Ab diesem Zeitpunkt, so erfuhren es jetzt die Mitarbeiter in Ebersbach, werde diese Leistung in Ebersbach nicht mehr gebraucht.

ITS in Ebersbach schließt, wenn das Herzlabor schließt

Mit diesem Tag ist auch das Ende der Intensivstation in Ebersbach gekommen. Auf Nachfrage der SZ drückt es eine Sprecherin des Landkreises so aus: "Die Inbetriebnahme des Linksherzkathetermessplatzes in Zittau hat Auswirkungen auf die Verteilung der Intensivkapazitäten an den Standorten. Am Standort Zittau werden die Überwachungsplätze voll ausgelastet und die Kapazitäten konzentriert."

Dafür soll auch in die ITS in Zittau noch einmal kräftig investiert werden. Das KOB hat dem sächsischen Krankenhausinvestitionssauschuss den Plan vom Um- und Ausbau bereits vorgestellt. Die Bewertung aus dem Gesundheitsministerium sei positiv verlaufen. Man warte gegenwärtig auf eine Bestätigung, heißt es in einem Bericht an den Kreistag vom Juni.

Was im Ebersbacher Krankenhaus am Ende bleibt

Mit der Schließung der Frauenklinik werde es ab Januar im Ebersbacher Krankenhaus noch rund 80 Betten zur klinischen Behandlung in den Bereichen Innere Medizin, Onkologie und Palliativmedizin geben, heißt es aus dem Landratsamt. Das Klinikum prüft derzeit außerdem intensiv die Möglichkeit, eine geriatrischen Reha am Standort Ebersbach aufzubauen. Dazu würden im Moment Gespräche mit den beteiligten Institutionen und Kostenträgern laufen, heißt es aus dem Landratsamt. Darüber hinaus wolle man die ambulanten Potenziale einschließlich der ambulanten Operationen am Standort Ebersbach konzentrieren.

Update, 4. September, 13 Uhr: Der Text wurde in Bezug auf die Notaufnahme korrigiert. In einer früheren Version hieß es, die Rettungsstelle sei nur noch tagsüber zwischen 8 und 20 Uhr besetzt. Das ist nicht korrekt. Die Notaufnahme arbeitet weiterhin rund um die Uhr, allerdings ist ein Chirurg nur zwischen 8 und 20 Uhr verfügbar. Wir bitten, den Kommunikationsfehler zu entschuldigen.