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Alle Neune: Beiersdorfer wollen den Kegelsport verjüngen

Die Beiersdorfer Kegler haben einen jungen Chef und Mitgliederzuwachs. Nun fehlt noch die Sanierung der Anlage - auch die ist schon in Sicht. Vorher wird aber Jubiläum gefeiert.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Der Beiersdorfer Kegelverein feiert sein 30-jähriges Bestehen.
Der Vorsitzende Martin Hanuš  schiebt eine Kugel in der Hoffnung auf "Alle Neune".
Der Beiersdorfer Kegelverein feiert sein 30-jähriges Bestehen. Der Vorsitzende Martin Hanuš schiebt eine Kugel in der Hoffnung auf "Alle Neune". © Matthias Weber/photoweber.de

Ein bisschen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein im Beiersdorfer Keglerheim. Viel dunkles Holz dominiert den Vereinsraum, eine massive Schrankwand beherbergt Pokale und Utensilien. Alte Fotos hängen an der holzvertäfelten Wand. Von Traditionsbewusstsein zeugt auch die alte Glocke, die im Vereinsraum hängt. Sie wird immer dann geläutet, wenn ein Spieler "alle Neune" trifft.

Der Kontrast könnte stärker kaum sein. Martin Hanuš schiebt die Kugel auf die Bahn. Unter dem Trainingsdress schauen zahlreiche Tattoos hervor. Würde er nicht das gleiche Trikot tragen wie seine Vereinskollegen, könnte man meinen, der Mann hätte sich ins falsche Vereinsheim verirrt. Die Beiersdorfer Biker treffen sich auf dem Tannenhof. Der Vereinsvorsitzende der Beiersdorfer Kegler gehört zu den jüngeren aktiven Spielern und ist noch gar nicht so lange dabei. Seit 2019 ist er im Verein und hat seit vorigem Jahr den Vorsitz inne. Als die ersten Kegler in Beiersdorf starteten, war der heutige Vorsitzende noch nicht einmal geboren, Hanuš ist 38 Jahre alt. Vorsitzender eines Kegelvereins auf dem Dorf mit noch nicht einmal 40 Jahren? Hanuš lacht. Er kennt wohl die Klischees.

Immerhin ist Bowling, eine amerikanische Abwandlung des Kegelsports immer beliebter geworden, gilt als moderner. Es ist aber auch aus sportlicher Sicht weniger anspruchsvoll, sagt Martin Hanuš. "Die Kugel lässt sich leichter führen, wegen der Löcher für die Finger." Beim Kegeln braucht es da schon mehr Körperbeherrschung und Technik.

Zu dem Sport und den Beiersdorfer Keglern kam Martin Hanuš so ein bisschen wie die berühmte "Jungfrau zum Kinde". Nach Jahren im Ausland ist der Mann, der in Großschweidnitz aufwuchs, mit seiner Familie in Beiersdorf sesshaft geworden. Bei einer Hobby-Meisterschaft, die der Kegelverein ausrichtete, stellten die Eltern der Kita eine Mannschaft. Zu ihnen gehörte Martin Hanuš. Er blieb nach der Meisterschaft bei den Keglern hängen. "Es macht einfach Spaß und hier sind tolle Leute", sagt der heutige Vereinschef.

Ein Dorffest zum Vereinsjubiläum

"Alle Neune" - die Glocke wird immer dann geläutet, wenn einem Spieler dieser "große Wurf" gelingt. Das ist Tradition.
"Alle Neune" - die Glocke wird immer dann geläutet, wenn einem Spieler dieser "große Wurf" gelingt. Das ist Tradition. © Matthias Weber/photoweber.de

Seit 1978 gibt es die Kegelbahn hinter dem Schützenhaus. Der Verein wurde aber erst 1993 gegründet - und feiert nun sein 30-jähriges Bestehen.

Die Kegler gestalten auch das Dorfleben mit. Und so wird es auch jetzt zum 30-jährigen Vereins-Jubiläum am 17. und 18. Juni ein zünftiges Fest geben. Mit Ausschank, Hüpfburg, Musik, einer Außenkegelbahn und allem, was zu einem Dorffest eben dazugehört. Höhepunkt ist die Beiersdorfer Kegelmeisterschaft. Sie findet am 17. Juni zum dritten Mal statt. Hobbymannschaften konnten sich dafür anmelden. Einzelspieler können am nächsten Sonnabend noch spontan dazustoßen. Gekegelt wird von 9 bis 18 Uhr.

Mit solchen Aktionen will der Verein auch neue Sportler locken und begeistern. Martin Hanuš hat sich auf die Fahnen geschrieben, vor allem junge Neuzugänge heranzuholen. Das ist schon gut gelungen. Er verzeichnet Mitgliederzuwachs. Allerdings scheiden im gleichen Maße Mitglieder altersbedingt aus. Er ist stolz darauf, dass immerhin 34 Vereinsmitglieder in Beiersdorf kegeln. "Manche Vereine haben nur noch zehn, zwölf aktive Mitglieder." Willy ist mit 22 Jahren der jüngste der Beiersdorfer Kegler. Der Älteste, der noch zum Training erscheint, ist ganze 70 Jahre älter.

Zuletzt hat der Verein in seiner Mission, den Kegelsport zu verjüngen, einen Coup gelandet mit der örtlichen Grundschule. Der Verein bietet künftig GTA an. "Die Resonanz lag bei 100 Prozent", erzählt Martin Hanuš. Das heißt, alle Grundschüler wollen kegeln. Nächstes Schuljahr geht es los.

Kegelbahn soll saniert werden

Eine Verjüngungskur soll es auch für die Kegelbahn geben. "Es wird Zeit", sagt Martin Hanuš. Vor nunmehr 45 Jahren ist der Flachbau mit der Kegelbahn errichtet worden, als Anbau an den damaligen Spinnerei-Betrieb. Die Bahn wurde zuletzt 1998 erneuert. Dafür ist sie noch ganz gut in Schuss, sagt der Vereinschef. Ein Kegelbahnbauer, der die Anlage in Augenschein genommen hat, bestätigte ihm das kürzlich erst. Doch der Kunststoffbelag wird allmählich spröde und bekommt Risse.

Für 2025 sei eine Sanierung anvisiert, sagt Hanuš. Auch ein Anbau für Sanitäranlagen sei geplant. Die Gemeinde wolle das Projekt Kegelbahn dann in ihren Finanzplan aufnehmen und auch der Verein muss einen Eigenanteil beisteuern. Auch die Modernisierung der Kegelanlage findet Martin Hanuš auch wichtig, um den Sport attraktiver zu machen und junge Leute zu locken.

Corona hat indes vielen Kegelvereinen den Garaus gemacht. Die Kegler konnten nicht trainieren, denn die Bahnen sind ja ausschließlich drinnen. Das Vereinsleben kam quasi völlig zum Erliegen. Und nach der Pandemie kamen etliche Vereine nicht mehr in die Gänge. "1.000 Kegelvereine haben in den letzten Jahren in Deutschland aufgegeben", weiß Martin Hanuš.

Beiersdorfer Kegelmeisterschaft am 17. Juni von 9 bis 18 Uhr. Am 18. Juni ist ab 10 Uhr Frühschoppen und 12 Uhr Siegerehrung.