Birkenstock - von Ökolatschen zum Fashion-Hit von Promis

Sie gehören regelrecht zum deutschen Kulturgut: Birkenstock-Sandalen. Jeder kennt sie, die bequemen Gesundschuhe mit dem charakteristischen Kork-Fußbett. Bloß als gut angezogen galt man mit Birkenstocks an den Füßen lange Zeit nicht. Stets haftete ihnen ein Öko-Image an - zu der Zeit, als diese Bewegung noch belächelt wurde. Manchen galten die Sandalen stilistisch als ähnliche Entgleisung wie nach Ansicht von Karl Lagerfeld die Jogginghose. Doch diese Ansicht hat sich gewandelt. Die Kult-Sandalen, die in Bernstadt und Görlitz produziert werden, sind mittlerweile in der Glamour-Welt der internationalen Promis angekommen. Mit am Anfang der Bewegung stand ein deutscher Superstar, der ausgerechnet bei einem Besuch in der Oberlausitz zum Fan wurde - Helene Fischer.
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Als die Sängerin ("Atemlos durch die Nacht") noch nicht ganz so berühmt war, trat sie 2007 erstmals im Festzelt auf dem Oktoberfest in Kemnitz auf. Jahre später erzählte der Organisator eine Anekdote. Helene Fischer sei damals im Vorfeld des Auftritts ihrer Bühnenschuhe verlustig gegangen. Sie habe das Team nach einem Schuhgeschäft in der Nähe gefragt - und die Organisatoren wussten bloß vom nahegelegenen Birkenstock-Fabrikverkauf in Bernstadt. Dort habe sie sich mit einem Paar der Sandalen ausgestattet. Angeblich soll sie damit sogar auf der Bühne gestanden haben. Das ist ungewiss - etliche Fotos von dem Auftritt zeigen sie ausschließlich in Pumps.
Der Weg zur Lifestyle-Marke
Auch Heidi Klum gilt seit Langem als Birkenstock-Fan. Sie hat sogar schon eine eigene Kollektion entworfen. Und National-Torhüter Manuel Neuer bekannte schon vor Jahren, privat gerne Birkenstocks zu tragen. Immer wieder landen Fotos davon in Promi-Magazinen - so etwa eines wo er mit seiner Frau Nina bei einem Griechenland-Urlaub im Birkenstock-Partnerlook geht. Fashion-Magazine geben ihrer Leserschaft Tipps, wie man die Sandalen, die jetzt alle Stars tragen, am besten kombiniert. Als Vorbilder ziehen sie dabei internationale Stilikonen wie Katie Holmes oder Kendall Jenner heran.
Für den endgültigen Durchbruch vom orthopädischen Schuhwerk für Gesundheitsberufe zu Lifestyle-Tretern für die Millionärs-Einkaufsstraßen dieser Welt sorgte 2013 wahrscheinlich das französische Modehaus Céline. Deren damalige Chefdesignerin schickte ihre Models nämlich bei einer Modenschau nicht in High Heels auf den Laufsteg, sondern in Birkenstock-Sandalen. Auch namhafte Modedesigner wollen mitunter von dem Hype um die Sandale profitieren und eigene Modelle designen. So entwarfen etwa die Luxus-Label Prada und Valentino eigene Kollektionen. Das lässt Birkenstock nicht immer zu. Wie die Münchner Abendzeitung berichtet, lehnte das Unternehmen eine Kooperation mit Star-Designer Marc Jacobs ab, weil der die Sohle zu sehr umgestalten wollte. Das berühmte Kork-Fußbett ist Birkenstock eben heilig.
Ritterschlag vom "Schuh-Gott"
Trotz seiner mittlerweile weltweit riesigen Promi-Kundschaft fährt Birkenstock eine sehr demokratische Produkt-Politik. Nach Angaben des Unternehmens würde man etwa sogenannte Influencer nicht kostenlos mit Ware ausstatten, damit diese Werbung dafür machen. Auch Promis stünden demnach nicht auf der Gehaltsliste, egal wie oft Fotos von ihnen mit Birkenstocks irgendwo erscheinen. Ebenso wenig würden Promis kostenlose Ware erhalten. Bei Birkenstock ist man schlicht der Auffassung, dass die ganzen Promis gerade noch genug Geld haben, sich die Sandalen leisten zu können.
Gleichwohl sucht das Unternehmen für eine Personality-Kampagne mitunter durchaus die Nähe bestimmter Promis. Mit dieser Foto-Kampagne stellt Birkenstock regelmäßig Menschen vor, die privat gerne die Sandalen tragen. Und eine dieser Personen verlieh Birkenstock 2020 den wahrscheinlich bedeutendsten Ritterschlag: der spanische Schuh-Designer Manolo Blahnik. Besserverdienende Frauen in aller Welt vergöttern den Mann regelrecht. Durch die US-Serie "Sex and the city" erlangten die liebevoll "Manolos" genannten sündteuren Schuhe Kultstatus. Das Geld, wofür man von Birkenstock ein Paar Sandalen bekommt, würde da nicht einmal für einen Absatz reichen. Zu den berühmten Trägerinnen gehören etwa Musikstar Madonna und die Hollywood-Schauspielerin Wynona Ryder.
Blahnik posierte für die Kampagne zusammen mit seiner Nichte Kristina in seiner Londoner Boutique. Dem Fashion-Magazin WWD sagte er damals: "In meiner Jugend, als ich viel reiste, waren sie meine Urlaubsschuhe erster Wahl. Ich kann mich noch gut an eine Reise nach Sizilien erinnern, wo ich in meinen Birkenstocks stundenlang auf Entdeckungstour ging und kilometerweit lief. Sie sind intelligent designt und wunderbar komfortabel." Dementsprechend geschmeichelt fühlte sich im Magazin Vogue Birkenstock-Chef Oliver Reichert: "Wir empfinden höchste Wertschätzung für das seltene und authentische Know-how, das ein wahrer Meister des Schuhdesigns wie Manolo Blahnik an uns weitergeben kann. Genauso wie wir, ist er mit dem Handwerk bestens vertraut und auch er setzt immer wieder neue Maßstäbe in der Schuhherstellung, mit denen er die Grenzen des Möglichen verschiebt."
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Mittlerweile ist Birkenstock auch unternehmerisch gewissermaßen im Universum der Reichen und Schönen angekommen. 2021 übernahm die französisch-amerikanische Beteiligungsgesellschaft "L Catterton" das Unternehmen. Mitbegründer dieser Gesellschaft ist Bernard Arnault. Der französische Multi-Milliardär gilt als reichster Mann Europas - und ihm gehört der Luxusgüter-Konzern LVMH, zu dem etliche Luxusmarken wie Louis Vuitton (Lederwaren), Veuve Clicquot (Champagner) oder Dior (Mode) gehören.