Schmeckt das Eibauer Trinkwasser nach Chlor?

Was eine Frau aus Eibau in einer Facebookgruppe schreibt, klingt nicht nach einem Geschmackserlebnis: "Wir haben total chlorhaltiges Leitungswasser. Ist das Problem noch jemandem von Euch bekannt?" Weiter schreibt sie, der Wasserversorger Sowag habe ihr bei einem Anruf erklärt, das sei alles im "Rahmen" des Grenzwertes. Andere Mitglieder der Gruppe teilen die Erfahrung der Frau. Die Sowag erklärt auf SZ-Anfrage die Lage beim Leitungswasser - und dass manche Menschen sogar schmecken und riechen, was gar nicht da ist.
Eine Frau aus der Gruppe erklärt sogar, für die Ernährung mittlerweile die Finger vom Wasserhahn zu lassen. "Wir wohnen auch in Eibau und das Wasser kann man kaum nutzen, da es nach Chlor riecht und schmeckt", schreibt sie, und: "Selbst beim Wasserfiltern schmeckt es immer noch nach Chlor. Mussten jetzt Baby-Wasser holen, da wir ein sechs Monate altes Baby haben." Einige Gruppenmitglieder dagegen schmecken oder riechen nichts von Chlor im Eibauer Trinkwasser.
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Warum das Chlor im Trinkwasser ist
Gechlort wird das Eibauer Wasser von der Sowag tatsächlich. "Es ist üblich, dass Trinkwasser desinfiziert wird und hier vom Gesundheitsamt zur Auflage gemacht", erklärt Andrea Patzsch, bei der Sowag Bereichsleiterin für den Anlagenbetrieb. Diese Desinfektion des aus zwei Brunnen in Eibau selbst gewonnenen Wassers geschehe mit Chlorbleichlauge - zulässig ist eine Konzentration zwischen 0,05 bis 0,3 Milligramm pro Liter. "Aktuell beträgt die Dosierung in Eibau 0,05 Milligramm und das durchgehend", so Patzsch weiter. Der Wert werde an Kontrollbildschirmen in Zittau rund um die Uhr überwacht. In Eibau werde das Wasser nicht wegen irgendeiner Keimbelastung desinfiziert, sondern rein vorsorglich. Wo genau in welcher Konzentration desinfiziert wird, gibt die Sowag auch in einer Kundeninformation bekannt.
Und dieser Wert zeige auch, wie unterschiedlich bei Menschen Geschmacks- und Geruchssinn ausgebildet sind. "0,05 Milligramm ist die Grenze, ab der ein Mensch das schmecken oder riechen kann", sagt Patzsch. Wer schon immer in einem Versorgungsgebiet lebe, in dem gechlort wird, würde das gar nicht mehr wahrnehmen, wer es nicht gewohnt sei, dagegen sofort merken. Das stützt etwa der Beitrag eines Mitglieds der Facebookgruppe: "Bei uns zu Hause (Ober-Eibau) ist alles normal. Vielleicht habe ich mich auch einfach schon dran gewöhnt." Und manchmal riechen oder schmecken Menschen scheinbar auch Gespenster. "Auch in Zittau haben wir ab und zu Beschwerden über Chlorgeruch oder -geschmack - obwohl wir dort überhaupt kein Chlor zusetzen", sagt Patzsch.
Zweifel an Wahrnehmbarkeit des Chlors
Patzsch bezweifelt indes, dass bei den Kunden überhaupt noch chlorhaltiges Wasser ankommt - jedenfalls, dass das Desinfektionsmittel noch wahrnehmbar ist. Das liegt an einer chemischen Eigenart von Chlor, der sogenannten "Chlor-Zehrung". "Chlor hat die Eigenschaft, sich zu verbrauchen, sich also während seines Weges in der Leitung zu verbrauchen", erklärt sie. Nach der Förderung aus den Brunnen werde das Wasser zum Wasserwerk in Eibau gepumpt, wo es aufbereitet werde. Von da aus gelangt es durch eine etwa 800 Meter lange Leitung in einen Hochbehälter - schon auf diesem kurzen Stück Leitung würde der Chlorgehalt des Wassers sinken, so Patzsch.
"Von diesem Hochbehälter durchläuft das Wasser bis zu den Haushalten noch einmal teilweise mehrere Kilometer Rohrleitung", sagt Patzsch. Daher würde es bei den Verbrauchern mit einer Konzentration deutlich unterhalb von 0,05 Milligramm pro Liter ankommen - also eigentlich unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Eine Frau aus jener Facebookgruppe gibt den Rat, sich einen Wasserfilter zu kaufen. Genau davon aber rät Andrea Patzsch dringend ab - denn so schnell wie sich daran Keime festsetzen würden, könne man diese Geräte kaum reinigen.