Wer mit Friedrich Merz mithalten wollte, der musste am Dienstagabend wirklich fit sein. CDU-Landtagskandidat Conrad Clemens, der für den Wahlkreis Löbau kandidiert, hatte sich den Bundesvorsitzenden der Partei zur Unterstützung seines Wahlkampftermins am Dienstag in Löbau eingeladen. Zu einer Wanderung mit Friedrich Merz auf den Löbauer Berg zum Wahrzeichen der Stadt, dem Gusseisernen Turm - der den gleichen Vornamen trägt wie Merz - hatte Clemens eingeladen. Und an die 100 Gäste hatten sich eingefunden, um ihn zu begleiten und unterwegs ins Gespräch zu kommen.
Die Wanderung geriet zum Dauerlauf. Merz - bestens vorbereitet in Freizeitkleidung und mit Wanderschuhen - marschierte im Stechschritt voran. Und fand dabei sogar noch Puste, um mit Akteuren aus der Region zu plaudern, die die Gelegenheit nutzten, mit dem Bundespolitiker ins Gespräch zu kommen. Auf dem Turmplateau angekommen, hatte die Gruppe allerdings etwa die Hälfte der Mitwanderer eingebüßt - etliche hatten unterwegs angesichts der Hitze erschöpft aufgegeben.
Merz: keine Zusammenarbeit mit der AfD
Auf dem Weg von der Innenstadt zum Berg ging es für die Wandergruppe am Nikolaiplatz rechts in die Brunnenstraße. Das veranlasste einen selbst ernannten Reporter einer Internetplattform zu der spitzfindigen Frage an Merz: "Die CDU biegt rechts ab. Was bedeutet das?" Der 68-Jährige ließ sich auf eine Antwort nicht ein. Später in seiner Ansprache am Löbauer Turm machte er jedoch klar, was er von der AfD als Partner in der Politik hält: "Mit diesen Leuten will ich politisch nichts zu tun haben." Er wisse, dass viele im Osten denken, man sollte vielleicht doch besser "mit denen" zusammenarbeiten. "Nein, das werden wird nicht tun." Auch seine lokalen Parteikollegen Conrad Clemens und Michael Kretschmer hatten jüngst in Wahlforen eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen.
Viele Journalisten aus ganz Deutschland in Löbau
Ansonsten waren Merz und Clemens an diesem Abend mit politischen Statements sparsam. Sie mischten sich am Turm unters Volk, viele waren aufs Plateau gekommen. Und auch zahlreiche Journalisten aus ganz Deutschland waren nach Löbau gereist, um sich ein Bild vom sächsischen Wahlkampf und der politischen Lage in der Region zu machen.
Merz darf sich ins Goldene Buch eintragen
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Auf dem Löbauer Altmarkt war Merz zu Beginn seines Besuchs von Oberbürgermeister Albrecht Gubsch begrüßt worden und hatte sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. Für diese Ehrung gibt es, anders als zum Beispiel für die Ehrenbürgerwürde, keine besonderen Regelungen, so Gubsch. Wichtige und prominente Gäste, die nach Löbau kommen, bitte man, dort einen Gruß zu hinterlassen. "Und wer weiß, vielleicht wird Herr Merz ja der nächste Bundeskanzler. Dann haben wir ihn schon bei uns verewigt", so Gubsch. Der parteilose OB betont dabei aber, dass er sich da politisch völlig unabhängig fühle und der Eintrag mit der Parteizugehörigkeit nichts zu tun habe.
Freie Sachsen demonstrieren gegen Merz
Neben CDU-Anhängern oder Neugierigen, die einfach mal einen "Promi" hautnah erleben wollten, hatte sich auch eine kleine Gruppe von den "Freien Sachsen" auf dem Altmarkt eingefunden und mit Fahnen gegenüber dem Rathaus postiert. Sie legten sich kurz mit einem Geschäftsinhaber an, der die Demonstranten nicht vor seinem Laden haben wollte, diskutierten friedfertig mit Polizisten über die Versammlungsfreiheit und machten sich mit ein paar Zwischenrufen beim Auftritt von Merz auf dem Markt Luft. Insgesamt blieb alles friedlich und die angereisten Polizisten hatten nicht viel zu tun.