Wie es mit der Kottmarbaude weitergeht

Die Frau schüttelt den Kopf. "Erschreckend", sagt sie nur. Sie steht auf dem Parkplatz vor der Kottmarbaude und ist sichtlich entsetzt über den Zustand des stattlichen Gebäudes. Mit Ehemann und Tochter hat sie sich vom Wanderparkplatz in Walddorf auf den Weg durch den winterlichen Kottmarwald gemacht. Jetzt, in der Corona-Zeit, unternehmen sie fast jeden Tag eine kleine Wanderung und suchen sich ein Ziel in der näheren Umgebung aus. "Wir waren schon ewig nicht mehr hier oben."
Die Baude und das Areal bieten in der Tat gerade keinen einladenden Anblick. Heruntergebrochene Äste liegen herum, der Zaun um den Aussichtsturm ist halb eingedrückt. Er wurde zum Schutz vor Vandalismus errichtet. Und damit niemand hinauf steigt. Denn er ist nicht sicher begehbar. Der Turm ist zwar mittels Zaun gesichert, das marode Bauden-Gelände jedoch frei zugänglich.
Schäden und Verfall
Wie es hier nun weitergeht, ist im Moment überhaupt nicht absehbar. An eine Wiedereröffnung sei in nächster Zeit nicht zu denken, so Marcus Scholz, Pressesprecher der Stadt Löbau, auf Nachfrage der SZ. Der Stadt gehören die Baude und das Gelände - wieder. Zwischenzeitlich war es an eine Eigentümergemeinschaft verkauft, der es über zehn Jahre gehörte. Sie bestand zuletzt allerdings nur noch aus einem verbliebenen Eigentümer: Bäckermeister Uwe Berndt aus Eibau. Der Kaufvertrag hatte damals eine Klausel enthalten, dass die Stadt ein Rückkaufsrecht hat, sollte nicht in einer bestimmten Zeitspanne wieder eine Gastronomie eröffnet sein. Von diesem Rückkaufsrecht hatte Löbau Gebrauch gemacht - und nach einigem Hin und Her und einem Gerichtsverfahren, dass sich vornehmlich um den Kaufpreis drehte, die Baude zurückgekauft.
Die bürokratischen Vorgänge für die Rückübertragung haben lange gedauert, erklärt nun Löbaus Pressesprecher, weshalb so lange nichts passierte. Erst im Dezember 2020 sei grundbuchtechnisch alles abgeschlossen gewesen, sodass die Stadt Löbau nun wieder ganz offiziell Eigentümer der Kottmarbaude und des Areals ist. Das könnte nun aber zur Folge haben, dass es dem von Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos) angekündigten Investor einfach zu lange dauerte und er nun kein Interesse mehr an der Baude hat. "Ob nach der langen Zeit der Rechtsunsicherheit noch Interesse besteht, wird geprüft", heißt es dazu von der Stadt. Gleich nachdem bekannt wurde, dass die Stadt die Baude zurückhaben will, hatte der OB in einem SZ-Gespräch euphorisch von einem Investor berichtet, der parat stehe.
Stadt will wieder verkaufen
Einem baldigen Baudenbetrieb stehen derzeit noch andere Aspekte im Wege: So würde es für eine Gaststätte derzeit gar keine Bau- oder Betriebserlaubnis geben, weil die Erschließungsanlagen wie Abwasser nicht auf dem aktuellen technischen Stand sind, teilt Marcus Scholz mit. Beispielsweise liegt zurzeit auch kein Löschwasser an. Eine Menge Investitionen sind also erst einmal nötig - zusätzlich zur Sanierung der Gebäude.
Nach ihren Zielen mit der Kottmarbaude befragt, deutet die Stadt nun an, das Areal wieder verkaufen zu wollen. Wenn sie verkauft, müsse aber auf gesetzlich festgeschriebene, kommunalrechtliche Regeln geachtet werden, erklärt der Stadtsprecher. Das bedeutet: die Baude müsste öffentlich ausgeschrieben werden - zum aktuellen Verkehrswert. Damit könnte die Stadt womöglich deutlich mehr einnehmen, als die 10.200 Euro, die sie zuletzt für den Rückkauf gezahlt hat. Nach SZ-Informationen hatte es zum Zeitpunkt des ersten Verkaufs von der Stadt an die Investorengemeinschaft im Jahr 2009 bereits einmal ein Verkehrswertgutachten gegeben. Das schätzte den Wert für die Baude damals mit 67.000 Euro ein. Wenig später korrigierte der Gutachter nach einer Vor-Ort-Besichtigung auf nur 8.500 Euro.
Stadt-Bauhof repariert
Seit die Baude leer steht, sind hin und wieder Zerstörungswütige hier zugange gewesen. In letzter Zeit aber halten sich die Vandalismusschäden in Grenzen, so Stadtsprecher Scholz auf Nachfrage. Was immer wieder beschädigt werde, sei der Zaun um den Aussichtsturm.
Wie die Stadt erklärt, werde das Objekt regelmäßig kontrolliert. Nennenswerte Schäden seien dabei nicht festgestellt worden. Kleinere Reparaturen, zum Beispiel an eingeschlagenen Scheiben, erledigen bei Bedarf die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs.
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