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Hat der Blitzer im Kreis Görlitz gar keinen TÜV?

Immer wieder sorgt das halb stationäre Gerät bei Autofahrern für Aufregung. Jetzt fiel auf: Am Anhänger ist keine gültige Plakette zu sehen. Was es damit auf sich hat, erklärt die Kreisbehörde.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Beweisfoto: Am Blitzer-Anhänger des Landkreises ist keine sichtbare TÜV-Plakette angebracht.
Beweisfoto: Am Blitzer-Anhänger des Landkreises ist keine sichtbare TÜV-Plakette angebracht. © privat

Wo er steht, erregt er Aufmerksamkeit: der halbstationäre Blitzer des Landkreises. Die sogenannte Semistation ist ein Anhänger, auf dem ein Geschwindigkeitsmessgerät installiert ist. Mit dem Anhänger können die Landkreismitarbeiter den Apparat transportieren und an wechselnden Standorten aufstellen, um die Geschwindigkeit zu kontrollieren. Üblicherweise lässt die Kreisbehörde den Blitzer jeweils für einige Tage an einer Stelle stehen. Seit einem reichlichen Jahr hat der Kreis Görlitz die Station im Einsatz. Und immer, wenn sie an einem neuen Standort auftaucht, macht das schnell die Runde in den sozialen Netzwerken. Von Abzocke ist da immer wieder die Rede, je nachdem, wo und wie der Blitzer postiert wird.

Besonders unbeliebt bei Autofahrern im Kreis ist der Blitzer, weil er ständig woanders auftaucht und auch ohne Personal auskommt, also rund um die Uhr geblitzt wird. Deswegen ist das Gerät auch immer wieder Opfer von Attacken geworden. Zuletzt machte jemand seinem Ärger in Hörnitz Luft, da wurde der Blitzer zugeparkt.

Und weil er eben so unbeliebt ist, schauen Autofahrer und Anwohner ganz genau hin, wenn der Kreisblitzer irgendwo auftaucht.

So fiel einem Einwohner im Südkreis jetzt auf: "Der Blitzer-Anhänger hat ja gar keine gültige TÜV-Plakette!" Zum Beweis schickte er der Redaktion ein Foto. Und tatsächlich: auf dem Nummernschild ist kein TÜV-Nachweis ersichtlich. Die Plakette befindet sich normalerweise bei Fahrzeugen in der Mitte des Kennzeichens, zwischen den Buchstaben. Auch an der Neugersdorfer Hauptstraße, wo der Blitzer jüngst während des Jacobimarktes seinen Dienst verrichtete, trug er deutlich sichtbar nur ein Kennzeichen mit Buchstaben und Ziffern - aber ohne TÜV-Plakette.

Es handelt sich aber um einen Anhänger - und der muss wie jedes Fahrzeug dem TÜV unterzogen werden, also verkehrssicher sein, denn er wird ja im Straßenverkehr bewegt. Er habe auch schon beobachten können, wie der Transport vonstattengeht, erzählt der Anwohner. So wurde der Hänger hydraulisch nach oben gefahren. "Da kamen dann unter dem Kasten die Räder zum Vorschein. Dann wurde er an einen Transporter angehängt."

Auch in Neugersdorf, wo der Blitzer kürzlich stand, ist zu sehen: Die TÜV-Plakette fehlt. Sie sitzt normalerweise zwischen den Buchstaben am Kennzeichen.
Auch in Neugersdorf, wo der Blitzer kürzlich stand, ist zu sehen: Die TÜV-Plakette fehlt. Sie sitzt normalerweise zwischen den Buchstaben am Kennzeichen. ©  Rafael Sampedro (Archiv)

Laut Landkreis hat aber alles seine Richtigkeit. "Die Semistation hat eine gültige Hauptuntersuchung und auch ein gültiges Kennzeichen", teilt Julia Bjar, Pressesprecherin beim Landkreis, auf Nachfrage mit. Aufgrund von Vandalismus wird dieses Kennzeichen mit der gültigen Plakette jedoch im Inneren des Anhängers aufbewahrt, erklärt Julia Bjar. Am Abstellort werde das Kennzeichen dann jeweils mit einer Dublette ausgetauscht. Das Nummernschild ist sozusagen nur eine Attrappe. Solange der Anhänger an Ort und Stelle steht, ist das zulässig. Wird er wieder auf der Straße bewegt, kommt das "richtige" Nummernschild dran.