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"Tinder für Diskussionspartner": Hier können Lausitzer ihre Meinung sagen

Durch Löbauer Jugendliche können die Oberlausitzer an einem deutschlandweiten Debatten-Projekt teilnehmen. SZ unterstützt das als Medienpartner. Worum es geht und wie es funktioniert.

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Im Filmtheater Ebersbach gibt es jetzt den Auftakt zu einem neuen Debatten-Festival. Das läuft digital und analog mit Veranstaltungen.
Im Filmtheater Ebersbach gibt es jetzt den Auftakt zu einem neuen Debatten-Festival. Das läuft digital und analog mit Veranstaltungen. ©  Archivfoto: Matthias Weber

Tinder für Diskussionspartner - so könnte man einfach gesagt das umschreiben, was die Macher von "Löbau lebt" jetzt starten. Der Löbauer Verein beteiligt sich am deutschlandweiten Diskussionsforum "Deutschland spricht", das die Wochenzeitung "Die Zeit" ins Leben gerufen hat. "Lausitz spricht" ist der regionale Ableger, der jetzt an den Start geht. Die SZ ist als Medienpartner dabei. Die "Zeit" stellt die notwendige Software zur Verfügung. Das Besondere: Das Projekt wird in der Lausitz von einer Jugendgruppe umgesetzt.

Das Projekt will erreichen, dass Menschen mehr miteinander sprechen - gerade in einer Zeit, in der kontroverse Meinungen herrschen und es viele Konflikte gibt. Über ein Internetportal sollen Leute mit unterschiedlichen Ansichten zusammengebracht werden. Das funktioniert über einfache Einstiegsfragen, die mit "ja" oder "nein" beantwortet werden können. Es handelt sich um zehn Fragen zu kontroversen Themen, wie etwa: "Hat die Lausitz eine Zukunft?" oder: "Fühlen Sie sich als Ossi?" Diese Fragen wird SZ veröffentlichen, sie werden in den nächsten Wochen immer wieder in Artikeln zu finden sein. Jeder Leser kann sie mit einem Klick beantworten und so teilnehmen. Von dort aus werden die Teilnehmer auf das Portal geleitet. Ein Algorithmus findet dann eine Person, die diese Fragen ganz anders beantwortet hat. Sie können dann miteinander ins Gespräch kommen, sich individuell verabreden und über die Frage diskutieren. "Ziel der Aktion ist es, Menschen unterschiedlicher Positionen in Austausch zu bringen und auch Verständnis für andere Meinungen wieder zu stärken", so Max Hilse, einer der jugendlichen Organisatoren. Landrat Stephan Meyer (CDU) hat sich bereiterklärt mitzumachen und wird einer Person begegnen, die politisch ganz andere Positionen als er vertritt.

Das Ganze ist verknüpft mit dem "Weltentausch-Festival der Meinungen". Das läuft über den ganzen Sommer und beinhaltet mehrere Veranstaltungen in der Lausitz in den Landkreisen Görlitz und Bautzen. Neben Diskussionen mit interessanten Gästen wird es immer auch ein Kulturprogramm mit Live-Musik geben. "Das ist ja der Charakter eines Festivals", so Max Hilse. Leute sollen ungezwungen und auch auf kultureller Ebene zusammenkommen. Schirmherr des Festivals ist Carsten Schneider, der Ostbeauftragte der Bundesregierung. Er wird voraussichtlich im Herbst bei einer Veranstaltung dabei sein.

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Online-Debatte ab 13. Mai freigeschaltet

An diesem Sonnabend, dem 13. Mai, starten "Lausitz spricht" und das "Weltentausch-Festival der Meinungen" mit einer Auftaktveranstaltung im Ebersbacher Filmtheater. Zum Auftakt um 19 Uhr wird "Lausitz spricht" vorgestellt. Es wird außerdem eine Podiumsdiskussion geben. Die Teilnehmer auf dem Podium repräsentieren nicht nur verschiedene Sichtweisen, sondern auch unterschiedliche Generationen. Jens Hommel vom Verein Lebensträume aus Neugersdorf und Mitorganisator der Initiative "Sprichst du mit mir" sowie Unternehmer und Zittauer Corona-Demo-Mitorganisator Burkhard Scholz werden mit zwei Schülern vom Geschwister-Scholl-Gymnasium Löbau und dem Christian-Weise-Gymnasium Zittau diskutieren. Ein weiterer Gesprächspartner wird Michael Harig, ehemaliger Landrat des Kreises Bautzen, sein. "Wie gespalten ist unsere Gesellschaft? Wie finden wir zueinander?" werden die Fragen des Abends sein. Die Veranstaltung wird musikalisch umrahmt von einer Band, die aus drei Generationen besteht. Der Eintritt ist frei.

Gleichzeitig wird am Sonnabend das "Tinder für die Debatte", wie Max Hilse es umschreibt, freigeschaltet auf der Homepage www.weltentausch.de.

Die nächste analoge Veranstaltung von "Lausitz spricht" findet dann am 28. Juni in Weißwasser in der Telux statt. Dort wird es unter anderem mit Sozialwissenschaftler Raj Kollmorgen um die Frage gehen: "Gibt es eigentlich diese Ossis noch? Ostidentität und politische Skepsis". (SZ/rok)