Löbau: Erst Heizungsprobleme, jetzt Dschungel-Alarm

Was lange währt, wird manchmal gut: Der Hecken-Dschungel vor den Eingangstüren ist jedenfalls gelichtet. Die Rasenflächen um den Neubaublock Daimlerstraße 11 bis 19 tragen Sommerschnitt. Recht plötzlich, nachdem sich monatelang nichts getan hatte. Sogar das Ordnungsamt der Stadtverwaltung hatte ein Auge auf den Wildwuchs im Löbauer Neubaugebiet Nord geworfen, vor allem weil das Grün in die Straßen hineinragte, bestätigt Stadtsprecherin Eva Mentele auf Anfrage. "Der Zustand wurde mit Fotos dokumentiert und der Eigentümer angeschrieben, um seinen Anliegerpflichten gerecht zu werden und Ordnung herzustellen", schildert Mentele. Dem ist man nun nachgekommen.
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Dass die Mieter in diesem Daimlerstraßen-Block solche Dinge argwöhnisch beobachten und Missstände anprangern, liegt nicht an einer besonderen Vorliebe für Akkuratesse. Sie haben mit Vermieter und Hausverwaltung Erfahrungen gemacht, die sie nicht gern wiederholen möchten: Im April dieses Jahres war der Neubaublock in die Schlagzeilen geraten, weil die Stadtwerke Löbau androhten, Heizung und Warmwasser abzustellen: Der Vermieter hatte die Rechnungen nicht bezahlt, hieß es. Zwar traf in letzter Minute doch noch Geld ein. Aber Skepsis und Argwohn begleiten die Mieter seither - obwohl es eine neue Firma gibt, die die der Hausverwaltung versieht.
Schon im vergangenen Jahr war die Verwahrlosung der Grünflächen rund um den Block vielen Mietern ein Dorn im Auge. In den vergangenen Wochen aber war es dschungelartig geworden: Der Wäscheplatz-Rasen streckte sich meterhoch. "Natürlich hängen hier noch Mieter Wäsche auf", sagte Mieterin Jenny Meißner ein paar Tage vor den ersten Mäharbeiten und zeigte auf die Schneisen flachgelegten Grases. Hoch war bis diesen Mittwoch das Gras auch auf der Rückseite des Blocks, dort, wo die Balkons sind. Dort wuchern Bäume und Sträucher ohne Einschränkungen: "Die Essigbäume, die wild gewachsen sind, ragen mir zum Balkon rein", sagt Meißner, die im Erdgeschoss wohnt. An manchen Stellen verdecken Bäume die Fenster komplett.
Dass nicht alle Missstände sofort beseitigt werden können, liegt auf der Hand. Aber unter den Bewohnern im Block ist die Skepsis groß, dass es jetzt wirklich besser wird als mit dem vorherigen Verwalter, einem Berliner Unternehmen. Zwischen diesem und den israelischen Besitzern des Wohnblocks war es zuletzt zu Streit gekommen. Die Schuld an den Zuständen und den - damals - unbezahlten Rechnungen schob man sich gegenseitig zu.
Neuer Verwalter: Chaos vorgefunden
Der neue Verwalter, Markus Dobin, dessen Firma in Laußnitz im Landkreis Bautzen ihren Sitz hat, ist drei Monate nach der Übernahme der Aufgaben froh, erst einmal das Licht im Verwaltungs-Dschungel rund um den Block gelichtet zu haben. Er betont auf SZ-Anfrage, dass inzwischen "alle uns bekannten Verbindlichkeiten" beglichen wurden. Dobin lobt dabei die gute Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Löbau und macht deutlich, dass in seinen Augen "die Ursache für das entstandene Durcheinander nicht dem Eigentümer anzulasten ist". Er habe Chaos vorgefunden und Rechnungen, die zum Teil bereits "ihren ersten Geburtstag gefeiert haben".
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Die von Dobin mit dem Grünschnitt betraute Firma hat nun erst einmal grundlegend Ordnung um den Block gebracht. "Alle Pflege- und Rückschnittarbeiten sind auf das naturschutzrechtlich zulässige Maß begrenzt. Weitergehende Arbeiten werden dann nach Saisonende - nach dem 31. Oktober - durchgeführt", kündigt Dobin an. Was die Dauer-Frage der Mieter nach einem Ansprechpartner vor Ort betrifft, so erklärt er gegenüber der SZ, dass er "Termine in Objekten immer anlassbezogen" wahrnehme - und je nach Bedarf anpasse.
Die jüngsten Entwicklungen sehen die Anwohner gern: "Ja, es ist jetzt nach den Arbeiten erst einmal Ordnung", freut sich Thomas Liebold. Aber vieles sei eben erst nach mehrfachem Nachfragen in die Gänge gekommen und manches - wie den unordentlichen Müllplatz aufzuräumen - haben die Mieter selbst in die Hand genommen. Verunsicherung gibt es auch, weil immer wieder ein Berliner Immobilienmakler in dem Block aufgetaucht ist. "Er ist mit zwei sehr jungen Begleitern gekommen - Investoren seien das, hat er gesagt", erinnert sich eine Mieterin. Dann habe er Mietern Geld geboten, um sich ihre Wohnungen einmal genauer anzusehen.
Seltsame Maklerbesuche vor Ort
Die SZ hat den Makler, den Mieter auf Fotos wiedererkannt haben, kontaktiert. Ein erstes Gespräch brach er mit Verweis auf Loyalität zu seinen Auftraggebern ab. Eine E-Mail-Anfrage, ob es denn Verkaufsabsichten zu diesem Block gebe, ließ er bislang unbeantwortet. Über sein Unternehmen wird jedoch seit Längerem ein Wohnblock in Löbau angeboten. Einmal war als Kaufpreis knapp 3,3 Millionen Euro aufgerufen, inzwischen sind es 2,7 Millionen Euro. Vermutlich handelt es sich um denselben Block. Diese Preise seien für einen solchen Block viel zu hoch gegriffen, sagen Löbauer Branchenkenner.
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Hausverwalter Markus Dobin kann dazu nichts sagen. Er sei weder in Aktivitäten dieser Art eingebunden - so es sie denn gebe, noch gehöre es zu seinen Aufgaben, Besichtigungen von Kaufinteressenten zu begleiten. Er sehe im Moment aber auch keine derartigen Veränderungen.