Tischlermeister schenkt seinen Leuten Danke-Steinchen

Jetzt hat es Frank Pohl schwarz auf weiß. Seine Tischlerei ist ein gesundheitsbewusstes Unternehmen. Und weil das so ist, hat ihn am Dienstag der Gesundheitsmanager der IKK classic, Swen Fromelius, dafür die Urkunde mit dem Siegel für "Exzellentes betriebliches Gesundheitsmanagement" überreicht.
Um gesundheitsbewusste Firmen zu würdigen, zertifiziert die IKK classic bundesweit jährlich nur 30 Unternehmen, die sich besonders für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter engagieren. Die familiengeführte Bau- und Möbeltischlerei Pohl in Ebersbach-Neugersdorf hat sich 2020 dem Zertifizierungsverfahren gestellt und überzeugt, schildert Swen Fromelius.
"Ich habe da mitgemacht, weil ich mich verantwortlich für meine Mitarbeiter fühle. Und angesichts des Fachkräftemangels will ich dafür sorgen, dass sich meine Leute in der Firma wohlfühlen", sagt Geschäftsführer Frank Pohl. Der Tischlermeister gibt zu, dass er dabei auch selbst etwas gelernt hat.

Mitarbeiterbefragungen, Gesundheitschecks und -vorsorge sowie der gleichen gibt es in vielen großen Unternehmen, in kleinen Handwerksbetrieben kommt es aber oft zu kurz, so der Gesundheitsmanager.
Für eine der Veränderungen in der Tischlerei steht ein kleines Schälchen im Aufenthaltsraum, in dem die sechs Gesellen, zwei Azubis und der Chef Frühstücken und Mittagessen. Das Schälchen ist randvoll mit Schmucksteinchen, die sonst eigentlich als Tischdekoration verwendet werden.
Frank Pohl hat den Steinen eine andere Bedeutung gegeben. Jetzt sind es Dankeschön-Steine. "Mir ist selber gar nicht aufgefallen, dass ich meine Leute zu wenig lobe", gesteht er. Aber bei der Mitarbeiterbefragung kam das heraus. Jetzt gibt es öfter mal ein Lob für gute Arbeit.
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Und der Gelobte bekommt als Dankeschön vor den Mitarbeitern so ein Steinchen. "Es ist nur ein einfaches Steinchen. Aber man nimmt sich beim Übergeben mehr Zeit und sagt nicht einfach nur Danke oder gut gemacht", verrät er. Während Tischlerin Henriette Atte ihre Dankeschön-Steinchen sammelt, legen ihre männlichen Kollegen sie meist wieder in die Schale rein. Die Anerkennung für ihre Arbeit registrieren aber auch sie.
Und damit Frank Pohl das Loben nicht vergisst, greift er manchmal in die Trickkiste. Dann steckt er sich ein paar Steine in die linke Hosentasche. Für jedes Lob wandert ein Stein in die rechte Tasche. Wenn zum Feierabend immer noch alle links sind, überlegt er, ob sich hätte nicht doch jemand ein Lob verdient.

"Es sind Kleinigkeiten, aber sie tragen zur Teambildung bei", sagt er. Dem Tischlermeister lag die Gesundheit seiner Mitarbeiter schon immer am Herzen. Er hatte mal angeboten, ihnen die Hälfte des Beitrages für ein Fitnessstudio zu bezahlen. Aber niemand hat das Angebot angenommen.
Jetzt haben sie einen ganz anderen Anreiz, um sich fit zu halten. Frank Pohl gab jeden einen Fahrradpass. Wer mit dem Rad zur Arbeit kommt, erhält darin einen Stempel. Und weil einige einen weiteren Arbeitsweg, wie etwa von Oderwitz haben, bekommen sie zwei. Ist die Karte mit 40 Stempeln voll, spendiert der Chef eine Tankfüllung.
Seit Anfang 2019 begleitet die IKK classic die Tischlerei bei der Weiterentwicklung ihrer betrieblichen Gesundheitsförderung und macht das auch weiter. Eine Zeitlang haben die Mitarbeiter auch spezielle Dehnungsübungen gemacht. Die schneidet die IKK berufsspezifisch zu. "Die fünf Minuten während der Arbeit muss man sich einfach nehmen", sagt Frank Pohl.
Für die Zertifizierung ist aber auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen wichtig. Auch hier hat sich in der Tischlerei einiges verändert. Das reicht vom Tragenetz oder Transportwagen für Türen, einer kontrollierten Heizung in der Lackiererei bis hin zum höhenverstellbaren Schreibtisch.