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Zugausfall wegen Urlaub - hat Trilex zu wenig Personal?

Am vorvergangenen Wochenende waren zwischen Zittau und Wilthen nur noch Busse unterwegs. Die Begründung des Trilex-Betreibers verwundert.

Von Markus van Appeldorn
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Am vorigen Wochenende fielen beinahe sämtliche Trilex-Züge zwischen Ebersbach und Neugersdorf aus.
Am vorigen Wochenende fielen beinahe sämtliche Trilex-Züge zwischen Ebersbach und Neugersdorf aus. © Matthias Weber/photoweber.de

Die Fahrgäste des Trilex mussten in der vorigen Woche auf dem Streckenzweig von Zittau über Ebersbach nach Dresden viel erdulden. Erst fuhr wegen einer Baustelle auf dem Abschnitt zwischen Ebersbach und Wilthen nur ein Ersatzbus. Und am Wochenende 23./24. Juli fielen die Züge dann komplett schon ab Zittau aus. Die Betreibergesellschaft Länderbahn begründete das so: "Ein kurzfristiger Personalmangel aufgrund von erhöhtem Krankenstand und Urlaubszeit macht dies leider notwendig." Das wirft die Frage auf: Gibt's beim Trilex etwa so wenig Personal, dass deswegen zur Urlaubszeit Züge ausfallen müssen? Das Unternehmen erklärt das nun mit einer besonderen Gemengelage.

"Vornweg möchten wir uns klar positionieren, dass wir derzeit nicht von einem strukturellen Personalmangel beim Trilex im Verkehrsvertrag Ostsachsennetz ausgehen", sagt Länderbahn-Sprecher Robert Aschenbrenner auf SZ-Anfrage. Im ersten Halbjahr 2022 seien beim Trilex 0,38 Prozent der Leistungen aufgrund von fehlendem Personal ausgefallen. Baustellen, Störungen an der Infrastruktur oder externe Eingriffe in den Bahnverkehr seien dagegen für weitaus mehr Zugausfälle verantwortlich - nämlich 2,5 Prozent.

Ausnahmesituation trifft auf Personal-Engpass

Die Baustelle zwischen Wilthen und Ebersbach habe für betrieblichen und personellen Mehraufwand gesorgt. Auch das 9-Euro-Ticket binde mehr Personal. Und dieser kurzfristige erhöhte Personalbedarf sei eben auf eine Situation mit einem derzeit deutlich erhöhten Krankenstand und wegen Urlaub fehlenden Personals gestoßen. Der erhöhte Krankenstand könnte nicht zuletzt mit dem 9-Euro-Ticket zusammenhängen. "Für unsere Kundenbetreuer ist das jetzt eine sehr arbeitsintensive Zeit", sagt Aschenbrenner. So käme es mitunter zu aggressiven Situationen, weil etwa Fahrgäste nicht wie gewohnt ihr Fahrrad in einem vollen Zug mitnehmen dürfen. "Es gab sogar einen körperlichen Angriff auf eine Kundenbetreuerin. Sie leidet bis heute unter diesem Vorfall", schildert Aschenbrenner.

Der Ausfall wie am vorvergangenen Wochenende soll jedenfalls eine absolute Ausnahme bleiben. "Während 2020 und 2021 durch die Corona-Pandemie eine neue Unbekannte und ein weiteres Risiko für die Personalverfügbarkeit mit ins Spiel gekommen ist, die uns in den letzten beiden Jahren nicht immer ermöglicht hat, das volle Fahrplanangebot aufzuhalten, wurde durch Neueinstellungen und Triebfahrzeugführer-Ausbildungen für 2022 eine gute Ausgangslage geschaffen", so Aschenbrenner. Weitere Nachbesetzungen und neue Triebfahrzeugführer würden auch noch im Laufe des Jahres zu Trilex in Ostsachsen dazustoßen.

Neues Personal braucht Ausbildungszeit

Für die Personalakquise und Ausbildung von Triebfahrzeugführern müsse man mit einem Vorlauf von ein bis eineinhalb Jahren rechnen. "Aus diesem Grund wird der Personalbedarf langfristig geplant und durch unsere Ausbildung auf den erforderlichen Bedarf gebracht", erklärt Aschenbrenner. Aufgrund des langen Ausbildungsvorlaufs sei die schnelle Einstellung zum Ersatz von Lokführern in den Sommerferien gar nicht möglich, und: "Fünf Triebfahrzeugführer mehr das ganze Jahr zu beschäftigen, um alle Risiken in den sechswöchigen Sommerferien abzudecken, ist wirtschaftlich nicht darstellbar", sagt Aschenbrenner. Durch den Einsatz von Leih-Triebfahrzeugführern aus der Branche könne man jedoch temporäre Spitzen besser abdecken.

Insgesamt aber ist Robert Aschenbrenner mit der Zuverlässigkeit des Trilex zufrieden. So habe die personalbedingte Zugausfallquote im Gesamtjahr 2021 bei 1,38 Prozent gelegen - klingt wenig, ist aber ungefähr jeder 72. Zug. Bei rund 40 Zügen in beiden Richtungen zwischen Zittau und Dresden fällt also im Durchschnitt jeden 2. Tag ein Zug personalbedingt aus - ebenso auf der Strecke von Görlitz über Löbau nach Dresden. "Wir gehen davon aus, dass wir die personalbedingte Zugausfallquote von 2021 im aktuellen Jahr deutlich unterschreiten werden und sich die Ausbildungsoffensive auszahlen wird", sagt Aschenbrenner.

Allerdings will er nicht ausschließen, dass schon bald wieder Züge ausfallen. "Aufgrund der hohen Bauaktivität im Sommer - etwa eine zweiwöchige Vollsperrung Dresden-Klotzsche – Radeberg im August - könnte es an vereinzelten Tagen noch einmal zu Engpässen kommen", sagt Aschenbrenner. Dennoch sieht er den Trilex im Gegensatz zu anderen Unternehmen gut aufgestellt: "Jedoch sehen wir derzeit keine Notwendigkeit, ganze Linien oder Linienabschnitte über einen längeren Zeitraum einzustellen, wie es in anderen Gebieten Deutschlands notwendig geworden ist. Und das ist sicherlich ein Erfolg der Anstrengungen bei der Personalakquise in den letzten Jahren."