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Warum dieses Haus jetzt wegkommt

Die Gemeinde Kottmar reißt die Brache in den Kottmarhäusern ab. Dabei gehört ihr das Haus gar nicht. Darf sie das?

Von Romy Altmann-Kuehr
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Auch der frühere Ortsvorsteher Frank Münnich ärgerte sich über den Zustand des Hauses. Es gehörte einst zu einer Fabrik. An deren Stelle ist jetzt ein Wanderparkplatz.
Auch der frühere Ortsvorsteher Frank Münnich ärgerte sich über den Zustand des Hauses. Es gehörte einst zu einer Fabrik. An deren Stelle ist jetzt ein Wanderparkplatz. © Matthias Weber/photoweber.de

Es ist eine ewige Problemgeschichte, die endlich ein Ende hat - vorerst jedenfalls. Die Gemeinde Kottmar lässt jetzt das ehemalige Bleichmeisterhaus im Örtchen Kottmarhäuser abreißen. Wer von Eibau nach Obercunnersdorf fährt, an der Kottmarschenke vorbei, kennt den Schandfleck. Seit Jahren gibt es Ärger mit dem Haus. Es verfällt immer mehr, Teile sind schon eingebrochen. Das Problem ist - abgesehen vom optischen Verfall - dass es nahe an der Durchfahrtsstraße durch die kleine Siedlung steht, die ohnehin sehr schmal ist. Und hier herrscht auch nicht gerade wenig Verkehr, weil die Straße eben eine wichtige Verbindung nach Obercunnersdorf ist.

Die Eigentümer wechselten im Laufe der Jahre wohl immer wieder. Gegen den Verfall etwas unternommen hat aber keiner der Besitzer, die auch nicht aus der Gegend stammen. Es wurde immer wieder als Spekulationsobjekt verkauft. Das marode Gebäude gehörte einst zu einer Fabrik - zur sogenannten Bleiche. Die ist schon lange abgerissen, an ihrer Stelle ist jetzt ein Wanderparkplatz. Das ehemalige Wohnhaus blieb stehen, es ist denkmalgeschützt.

Abriss günstiger als gedacht

Mehr und mehr verfiel das Haus aber in den vergangenen Jahren. Die Eigentümer reagierten nicht auf Aufforderungen, das Gebäude zu sichern. Das musste der Landkreis dann zwangsweise übernehmen. Mit Netzen wurde das Mauerwerk verhüllt, damit keine losen Steinbrocken herunterfallen auf die Straße. Nun reicht es der Gemeinde: Sie lässt das Haus abreißen. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat einer regionalen Fachfirma den Auftrag dazu erteilt. Mit 54.000 Euro, die der Betrieb geboten hat, wird es sogar billiger, als die Gemeinde zuvor geschätzt hatte. Die geschätzten Kosten lagen bei 75.000 Euro, wie der Bauamtsleiter der Gemeinde Kottmar, Maik Wildner, erklärte.

Historische Details sichern

Eine Besonderheit beim Abriss: Die Gemeinde ist gar nicht Eigentümer des Gebäudes. Es ist nach wie vor in Privatbesitz. "Das bleibt auch so", sagt Bürgermeister Michael Görke. Darf die Gemeinde denn fremdes Eigentum abreißen? Ja, das ist möglich, erklärt der Bürgermeister. Es handelt sich um ein besonderes Verfahren, wenn Gefahr im Verzug ist und die Gemeinde städtebauliche Missstände beseitigt. Die Mängel müssen so groß sein, dass eine Rettung nicht mehr möglich ist. Das muss der Eigentümer dann hinnehmen. Er muss auch über den geplanten Abriss schriftlich informiert werden. Das alles hat die Gemeinde erledigt und darf nun abreißen lassen.

Allerdings sei die Denkmalschutzbehörde nicht begeistert gewesen, dass das historische Haus wegkommen soll, berichtet Bauamtsleiter Wildner. Der Landkreis habe der Gemeinde Auflagen erteilt, dass bestimmte historische Teile und Details sichergestellt werden sollen. Diverse Teile sind deshalb schon geborgen worden.

Kosten trägt Gemeinde

Was aber ist mit den Kosten für den Abbruch? Die trägt zunächst die Gemeinde, sie erhält Fördermittel in Höhe von 90 Prozent dafür. "Nach dem Abbruch können wir uns die Wertsteigerung zurückholen", sagt der Bürgermeister. Er geht davon aus, dass das Gebäude in die Zwangsversteigerung kommt. Über diesen Weg kann die Gemeinde dann Geld zurückerhalten.

Schon mehrfach hat Kottmar von dieser Sonderregelung Gebrauch gemacht und solche Notabrisse fremder, verfallener Häuser selbst erledigt, um Schandflecke zu beseitigen. Auch in Ober- und Niedercunnersdorf hat sie diese Möglichkeit bei zwei alten Gebäuden schon genutzt.